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Tarmed: Einigung beim Arzttarif

Spezialärzte verdienen künftig weniger, Allgemeinpraktiker hingegen mehr. swissinfo.ch

Die Schweizer Krankenversicherer haben sich mit den kantonalen Ärztegesellschaften auf einen kantonalen Tarmed-Vertrag geeinigt.

Eine wichtige Zielvorgabe wurde dabei eingehalten: Alle Start-Taxpunktwerte liegen klar unter einem Franken.

Das sei eine gute Meldung für den Beginn des neuen Ärztetarifs, schreibt der Krankenkassenverband Santésuisse am Freitag in einem Communiqué.

Mit Tarmed werden die Arzttarife erstmals für die ganze Schweiz vereinheitlicht und somit vergleichbar: Für jede medizinische Leistung wird eine bestimmte Anzahl Taxpunkte festgelegt.

Heftig gestritten wurde über den so genannten Taxpunktwert. Dieser legt in Franken und Rappen fest, wie viel Geld ein Arzt pro Taxpunkt erhält. Santésuisse, das Konkordat der Krankenkassen, und Preisüberwacher Werner Marti forderten eine Limite von einem Franken, weil nur so ein Kostenschub verhindert werden könne. Die Chirurgen und die Privatspitäler hingegen verlangten Werte zwischen 1.15 und 1.35 Franken.

Mittelwert 90 Rappen



Der Mittelwert für die ganze Schweiz liegt nun bei 90 Rappen. Den tiefsten Wert verzeichnet der Kanton Wallis mit 78 Rappen, der Höchstwert von Genf beträgt 98 Rappen.

Im Bereich der öffentlichen Spitäler konnten sich die Verhandlungspartner in 16 Kantonen auf eine vertragliche Vereinbarung mit Start-Taxpunktwerten einigen. Der höchste Wert beträgt hier 99 Rappen im Kanton Waadt, der tiefste 83 Rappen im Tessin.

In Graubünden, Glarus und Aargau kam es in diesem Bereich zu keiner Einigung zwischen den Tarifpartnern. Hier hätten die Krankenversicherer einen Antrag auf das Festsetzungsverfahren durch die Behörden gestellt.

Abgebrochene Verhandlungen



Gegenüber den Privatspitälern hält Santésuisse weiter an der 1-Franken-Limite fest. In den meisten Kantonen seien die Verhandlungen abgebrochen worden, um auch hier das behördliche Festsetzungsverfahren einzuleiten.

Die Versicherer gehen jedoch davon aus, dass die Regierungsräte keine Start-Taxpunktwerte gewähren werden, die den Empfehlungen des Preisüberwachers und des Bundesrats widersprechen.

In den Kantonen Genf, Basel-Stadt und Thurgau hingegen sei es zu einer Einigung zwischen den Privatspitälern und den Versicherern gekommen. Nun müssen die neuen Verträge und Taxpunktwerte noch vom Preisüberwacher begutachtet und von den Regierungsräten genehmigt werden.

Lange Verhandlungen

Seit Monaten verhandelten die Krankenversicherer mit den kantonalen Ärztegesellschaften über eine kantonale Vereinbarung samt Start-Taxpunktwerten. Gemäss landesweit gültigem Tarmed soll jede Arztleistung mit Taxpunkten versehen werden, um davon ausgehend ihren Preis zu berechnen.

Die Krankenkassen strebten in allen Kantonen einen Start-Taxpunktwert von unter einem Franken an, worauf die Ärzte zuerst nicht eingehen wollten. Da die Verhandlungsrunden weitgehend abgeschlossen sind, müssen sich die Krankenversicherer auf Tarmed umstellen, um ab Januar 2004 die Rechnungen nach dem neuen System abzuwickeln.

swissinfo und Agenturen

Der neue Tarif soll auf den 1. Januar 2004 eingeführt werden.

Der Tarmed stellt die Tarife für ärztliche Einzelleistungen erstmals landesweit auf eine einheitliche Basis.

Er soll die Kosten für die Behandlung vergleichbar machen und damit die Transparenz im Gesundheitswesen erhöhen.

Auch sollen die sehr unterschiedlichen Einkommen innerhalb der Ärzteschaft einander angeglichen werden.

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