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Tropenholz goes public

Tropenholz kann abgeholzt oder geerntet werden. Die Interessen dabei sind unterschiedlich. swissinfo.ch

Tropenholz wird dank nachhaltiger Bewirtschaftung wieder salonfähig. Nun geht die Schweizer "Precious Woods AG" an die Börse - als rare "Ökoaktie".

Ob Teak auf dem Deck eines Segelschiffes oder Mahogani in der Bibliothek – Tropenholz ist gefragt. Doch täglich verschwindet Tropenwald in atemberaubendem Tempo. Die Folgen: Klimaveränderung, Erosion, Wüstenbildung und Tiere, die aussterben.

Was tun? Urwald und wirtschaftliche Interessen gelten als unvereinbar mit Umweltschutz, sozialem Engagement und Entwicklungspolitik. Falsch. Die Precious Woods AG mit Sitz in Zug hat die Gratwanderung geschafft.

Aktionsgebiet: Brasilien und Costa Rica

Die Precious Woods hat ökologische und ökonomische Überlegungen kombiniert. In Costa Rica und Brasilien gelingt es ihr, durch Neupflanzungen und selektivem Baumschlag den Tropenwald vor Abholzung zu schützen.

Konkret hat Precious Woods seit 1990 in Costa Rica über 4 Millionen Bäume auf über 4200 ha gepflanzt. Bis diese Plantagen jedoch genutzt werden können, dauert es rund 35 Jahre. 1996 kaufte das Unternehmen Regenwald im Amazonas. “Wir nehmen alle 20 Jahre 4-5 Bäume pro ha heraus”, erklärt Precious Woods Verwaltungsrats-Präsident, Andres Gut, gegenüber swissinfo.

Wichtiges Detail: Nicht nur die gefragten Bäume wie der Teakbaum werden umgesägt, sondern proportional zu ihrem Vorkommen werden 50 Holzarten geerntet. Damit ist die Bio-Diversität gewährleistet.

Der lange Leidensweg

1990 begann dieses Pionier-Unternehmen. Mit finanziellem Misserfolg. 1996 drohte der Ruin. 2000 gelang der Turnaround. Heute wird Gewinn gemacht, der massiv gesteigert werden soll. Und kann?

Ja, ist Gut überzeugt. “Zuerst wurden wir von der Branche belächelt. Aber von den Behörden erhielten wir von Anfang an Anerkennung.” Hinzu kommt, dass das Unternehmen seit 1997 so genannt FSC-zertifiziert ist. Das Zertifikat ist ein Instrument, nachhaltig erwirtschaftetes Holz von Raubbau-Holz zu unterscheiden.

Das Forest Stewardship Council Logo besagt, dass die Wälder nach dem Urteil unabhängiger Prüfer schonend, nachhaltig und sozial verträglich bewirtschaftet werden. Precious Wood geht noch einen Schritt weiter: Auch ihre Verarbeitungskette ist zertifiziert.

Precious Woods verarbeitet nämlich in der Sägerei und dem Hobelwerk nahe dem Erntegebiet das Holz zu Brettern und Parkett. Abfall wird zu Kleinteilen veredelt und mit den Holzresten wird ein Elektrizitätswerk betrieben.

Dank Label ein gutes Gewissen

Zusätzlich lenkt der Markt. “Firmen, die ihr Holz exportieren wollen, werden durch den Markt gezwungen zertifiziertes Holz anzubieten. Sonst haben sie auf dem Markt einen Nachteil”, weiss Andres Gut. Gewisse Kunden wollten nur noch dieses Holz.

In der Schweiz verpflichteten sich u.a. Migros, Coop und Möbel Pfister nur FSC-zertifiziertes Tropenholz zu kaufen. Bei anderen Holzarten hingegen sei das nicht immer einfach, weiss Blandina Werren, Pressesprecherin von Möbel Pfister. “Es ist im Moment von der weltweiten Produktion her noch nicht möglich, dass man andere Holzarten zu 100% FSC anbieten kann.” Und: Nicht jedes Möbelstück sei kontrollierbar.

Aber Teak ist im Trend. Seit vier Jahren steigt der Import von Tropenholz kontinuierlich, nachdem zu Beginn der 90er Jahre ein Rückgang feststellbar gewesen war. Doch der Kunde will ein ruhiges Gewissen haben, wenn er sich an seinen Teak-Gartentisch setzt, auf einem Teak-Stuhl. Und dafür sei der Kunde auch bereit zu zahlen, so Werren.

In der Tat kostet zertifiziertes Tropenholz ziemlich viel. Das kommt auch Precious Woods zu Gute. “Wir können unser Holz auf dem internationalen Markt deutlich teurer verkaufen”, erklärt Andres Gut. Und zwar bis zu 35% teurer. Was wiederum dem “going public” des Unternehmens förderlich ist.

An die Börse mit dem guten Gewissen

Am Montag geht Precious Woods an die Börse. Gleichzeitig findet eine Kapitalerhöhung statt, um zu expandieren. Schliesslich – “wir haben in Brasilien einen Trend gesetzt” – gilt es diesen fortzusetzen. Mit dem Gang an die SWX will Precious Woods die Aktionärsbasis verbreitern und einen geregelten Handel ermöglichen.

Spezialisten der Bank Sarasin sind – was den Handel angeht – etwas skeptisch. Soll ein gewisser Handel stattfinden, braucht es auch einen gewissen Umsatz. Doch ist Precious Woods ein kleines Unternehmen. Nach der ersten Euphorie werde der Handel wahrscheinlich sehr gering sein. Precious Woods sei jedoch eine “schöne Firma” für längerfristige Anleger.

Die Aktie der Precious Woods wird eine der ganz wenigen sein, deren Unternehmen Produkte verkauft, die FSC-zertifiziert sind. Und wahrscheinlich ist sie eine der ersten ihrer Art aus der Schweiz.

Rebecca Vermot

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