Uran-Munition: Entwarnung mit offenen Fragen
Der Einsatz von uranhaltiger Munition im Kosovo hat keine weit reichende Verseuchung zur Folge. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der UNO mit Schweizer Beteiligung. Noch ist allerdings unklar, ob das Trinkwasser verseucht ist.
Das UNO-Umweltprogramm (UNEP) gibt in seinem am Dienstag (13.03.) in Genf veröffentlichen Abschlussbericht Entwarnung – allerdings bloss kurz- und mittelfristig. Denn trotz der Schlussfolgerung, dass die Strahlen- und chemischen Risiken unerheblich seien, bleiben Unsicherheiten. “Es bestehen nach wie vor erhebliche wissenschaftliche Fragezeichen, besonders, was die Sicherheit von Grundwasser angeht”, sagte Pekka Haavisto, der die Untersuchung im Kosovo leitete.
Eventuell Trinkwasser verseucht
So könnte laut Bericht der Einsatz von Uranmunition das Trinkwasser verseucht haben. Im Boden fest steckende Projektile mit abgereichertem Uran könnten das Grundwasser verstrahlen und damit die Standards der Welt-Gesundheits-Organisation für sicheres Trinkwasser sprengen. Es sei weitere Arbeit nötig, um die Wasserqualität laufend zu prüfen, sagte Haavisto.
Projektile entfernen und Böden entgiften
Die Experten raten zu Vorsichtsmassnahmen: Alle Projektile sollten entfernt werden, die Böden entgiftet und die Bevölkerung vor dem Kontakt damit gewarnt werden. Ein Projektil über Wochen in der Hosentasche oder anderswo nahe am Körper zu tragen, könne eine hohe Beta-Strahlen-Konzentration zur Folge haben.
Schweiz zahlt und untersucht mit
Die UNEP schlägt Untersuchungen auch in Bosnien-Herzegowina vor, wo Munition mit abgereichertem Uran schon vor fünf Jahren eingesetzt wurde. Der Bundesrat hat zugesichert, dass sich die Schweiz finanziell daran beteiligen wird.
Das AC-Laboratorium Spiez nahm mit vier weiteren Laboratorien aus Schweden, Grossbritannien, Österreich und Italien auch an den Untersuchungen im Kosovo teil. Dabei haben die Forscher mit dem UNEP-Team im November elf der 112 Orte im Kosovo aufgesucht, in denen Uranmunition zum Einsatz kam.
Von dort wurden mehr als 350 Boden-, Wasser- und Pflanzenproben genommen und Tests an Gebäuden und zerstörten Armeefahrzeugen vorgenommen. An acht Stellen wurden Munitionsreste gefunden.
Irak nicht erwähnt
Von Irak war im UNEP-Bericht nicht die Rede, obwohl dort nach Angaben des Spiezer Laboratoriums während des Golfkriegs 300 Tonnen abgereichertes Uran in Munition verschossen wurden. Im Kosovo waren es rund zehn Tonnen.
swissinfo und Agenturen
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