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Von der Berghütte zur futuristischen Attraktion

Fotomontage der geplanten Monte Rosa-Hütte mit Gornergletscher und Matterhorn. Keystone

Wandern in den Bergen ist wieder populär. Der Schweizerische Alpenclub (SAC) investiert kräftig in den Um- und Neubau seiner Hütten.

Vorzeige-Modell soll die neue Monte Rosa-Hütte in der Region des Matterhorns werden.

“Wandern ist wieder in”, resümiert Peter Büchel, Fachleiter Hüttenbau des Alpenclubs, den allgemeinen auch in anderen Alpenländern beobachteten Trend. Bergwandern und Bergsteigen boomt. Seit dem Jahr 2000 stiegen die Übernachtungszahlen in den SAC-Hütten von 275’000 auf heute rund 310’000. Allein rund ums Matterhorn sind zurzeit vier Bauprojekte in Planung.

Grund genug also, die Berghütten des SAC in Schwung zu halten. Das Vorzeigeprojekt der nächsten Jahre ist im Monte Rosa-Massiv geplant. Auf 2795 Meter über Meer soll 2006 mitten in der Gletscherwelt die alte, im Kern hundertjährige, teilweise baufällige Hütte durch einen Neubau ersetzt werden.

“Futuristisches” ETH-Projekt

Das von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) im Rahmen ihrer 150-Jahrfeier angeregte Projekt will hoch hinaus. ETH-Studierende haben einen vom Zermatter Gemeindepräsidenten als “futuristisch” bezeichneten bergkristallähnlichen Bau entworfen.

Für alle Beteiligten überraschend, stiess das Projekt auf breite Zustimmung, teilweise gar Euphorie. “Gegen das Baugesuch sind keine Einsprachen eingegangen”, bestätigte Gemeindepräsident Christoph Bürgin einen Bericht der “Rhonezeitung”.

“Das ist ein wunderbares Projekt”, freut sich etwa Ingrid Alder, Präsidentin der SAC-Sektion Monte Rosa, der Eigentümerin der alten und neuen Hütte. “In einer wunderbaren Gegend setzt die ETH hier einen neuen Standard”, freut sich auch der Initiator, Professor Meinrad Eberle, Gesamtprojektleiter des ETH-Jubiläums.

Fast Energie-Kreislauf

Neue Massstäbe will die Hochschule nicht nur architektonisch setzen. Dank ausgefeiltem Energiekonzept soll das Haus den Energiebedarf zu über 90% selber decken. Selbst die Fäkalien sollen über eine Biogasanlage noch energetisch genutzt werden.

Scheitern könnte das Projekt höchstens noch an den Finanzen. Die SAC-Sektion Monte Rosa trägt mit 1,6 Mio. Franken die Hauptlast des 4-Mio.-Projekts. Aus der SAC-Zentrale in Bern sollen 550’000 Franken fliessen, während die ETH Projektierungsarbeiten für den selben Betrag einbringt.

Sponsorensuche

Für die restlichen 1,3 Mio. sucht die ETH nun Sponsoren. “Einfach wird diese Suche nicht, aber das Geld werden wir zusammenbringen”, verströmt Eberle Zuversicht. Geld hofft er bei den beteiligten Firmen sowie bei Gönnern aus der Region zu finden.

Denn mit dem Bau der architektonisch und energietechnisch einzigartigen “Hütte” könne die Region Standortmarketing betreiben. Auf einen eventuellen Beitrag der Gemeinde angesprochen, erklärte Gemeindepräsident Bürgin: “Das wird vielleicht ein Thema.”

Grosse Dichte rund ums Matterhorn

Neben dem Neubau der Monte Rosa-Hütte stehen rund ums Matterhorn drei weitere Grossprojekte an. Für die Täschhütte wurde eben der Wettbewerb für einen An-und Umbau abgeschlossen. Bei der Cabane des Vignettes soll nächstes Jahr ein Anbau mit einer umweltfreundlichen WC-Anlage erstellt werden.

Und bei der Moiry-Hütte wurde die Planung in Angriff genommen. Zudem muss die Hörnlihütte ihr Wasserproblem lösen.

Die Häufung der Projekte in der Region mit der höchsten Viertausender-Dichte der Alpen ist kein Zufall. “Rund ums Matterhorn hat der SAC am meisten Hütten”, erklärte Peter Büchel.

Grundsätzlich besteht bei schweizweit 153 SAC-Hütten aber ständig Handlungsbedarf. Der normale Zyklus einer Hütte beträgt 30 bis 40 Jahre, dann ist mindestens eine Genralüberholung nötig.

Jährlich vier Grossprojekte

Deshalb setzt der SAC laut Büchel jährlich bis zu vier Grossprojekte im Wert von jeweils 1 bis 2 Mio. Fr. um.

Dazu kommen viele weitere Nebenprojekte wie etwa Dacherneuerungen und andere Unterhaltsarbeiten.

swissinfo und Thomas Zimmermann (sda)

Seit 2000 stiegen die Übernachtungen in den SAC-Hütten von 275’000 auf 310’000.
Der Schweizerische Alpenclub (SAC) betreibt total 153 Hütten.
Diese müssen nach 30 bis 40 Jahren renoviert oder neu gebaut werden.
Vorzeigeprojekt für einen solchen Neubau ist die neue Monte Rosa-Hütte.
Das futuristische Projekt in der Matterhorn-Region kostet 4 Mio. Franken.
Sie soll 2006 eröffnet werden.

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