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Vorbildlicher Kampf gegen Zigaretten-Schmuggel

Italienische Carabinieri auf der Suche nach geschmuggelten Zigaretten. Keystone

Beim jüngsten Schlag gegen den internationalen Zigarettenschmuggel hat sich die Schweiz für ihre Zusammenarbeit mit Italien ein Lob geholt. Der federführende Staatsanwalt von Bari bedankte sich bei der Bundesanwaltschaft für die Unterstützung.

Staatsanwalt Giuseppe Scelsi habe sich am Dienstag (27.02.) telefonisch bei der Bundesanwaltschaft (BA) ausdrücklich für die sehr enge Zusammenarbeit mit der BA, der Bundeskriminalpolizei sowie der Polizei der Kantone Tessin und Waadt bedankt, sagte BA-Sprecher Hansjörg Mark Wiedmer.

Scelsi werde die sehr gute Zusammenarbeit auch der italienischen Antimafiakommission mitteilen. Im vergangenen Jahr hatte der italienische Finanzminister Ottaviano Del Turco die Schweiz wegen mangelnder Zusammenarbeit gegen den organisierten Zigarettenschmuggel noch scharf kritisiert.

Zur Rolle des Tessiners Franco Della Torre beim von Montenegro aus organisierten Zigarettenschmuggel wollten sich die Schweizer Behörden nicht äussern. Scelsi hatte den 59-Jährigen am Montag als zentrale Figur der kriminellen Vereinigung geschildert.

Auch der leitende Staatsanwalt der nationalen Antimafiabehörde, Pierluigi Vigna sagte, bei Della Torre handle es sich mit Sicherheit um eine sehr wichtige Person im Zigarettenschmuggel. Zusammen mit der Verhaftung von Gerardo Cuomo – er sitzt seit dem vergangenen 10. Mai in der Schweiz in Haft und löste die Tessiner Justizaffäre aus – und von Francesco Prudentino sei mit den neuen Ermittlungen gegen Della Torre ein schwerer Schlag gegen den Zigarettenschmuggel gelungen.

Ob auch in der Schweiz gegen Della Torre ermittelt wird, wollte die Bundesanwaltschaft unter Hinweis auf die Federführung der Staatsanwaltschaft in Bari nicht sagen. Auch wenn dem so wäre, könnten über laufende Ermittlungen im Interesse des Verfahrens keine Angaben gemacht werden, sagte BA-Sprecher Wiedmer.

Della Torre, der im Tessin schon Mitte der 80-er Jahre als einer der Beschuldigten im Drogenring der `Pizza-Connection” für Aufsehen gesorgt hatte, war am Dienstag weder an seinem Wohnsitz in Brusino Arsizio am Luganersee noch in seinen Büros in Chiasso erreichbar.

Sein Anwalt Renzo Galfetti bezeichnete in einem Interview der Tessiner Tageszeitung `Giornale del Popolo” die Vorwürfe der italienischen Justiz aber als unhaltbar. Mit Ausnahme des Vorwurfs des Zigarettenschmuggels, der für sich alleine in der Schweiz nicht strafbar ist, handelt es sich nach Darstellung des Anwalts um reine Fantasiebeschuldigungen, die dazu dienten, die Schweiz zur Rechtshilfe an Italien zu verleiten.

Galfetti kündigte zugleich an, Della Torre werde alle rechtlichen Mittel gegen die Schweizer Rechtshilfe an Italien ausschöpfen. Della Torre hatte den Instanzenzug bereits im Falle der `Pizza-Connection” genutzt. 1985 zu zwei Jahren Haft verurteilt, wurde die Strafe in den nachfolgenden Jahren zunächst auf vier Jahre erhöht, 1993 aber durch das Tessiner Kassationsgericht auf 18 Monate bedingt reduziert.

Die Polizeiaktion im Tessin und im Kanton Waadt, bei der verschiedene Firmen und Privathäuser durchsucht worden waren, wurde durch ein italienisches Rechtshilfegesuch vom 19. Februar ausgelöst. Es handelte sich um ein Zusatzgesuch zu den Ermittlungen im Fall Cuomo.

In der italienischen Presse wurde Della Torre am Dienstag als Boss der Bosse und als wichtigster Drahtzieher des Zigarettenschmuggels in ganz Europa bezeichnet.

swissinfo und Agenturen

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