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Wärmere Meere schlecht für Erdklima

Der Schlüssel zum Klimahaushalt der Erde liegt in den Meeren. imagepoint

Die Erwärmung der Meere verstärkt den Treibhauseffekt auf der Erde. Von diesem Zusammenhang gehen Klimaforscher der ETH Zürich aufgrund einer neuen Studie aus.

Ihre Erkenntnis: Die Ozeane geben heute mehr Klimagas CO2 an die Atmosphäre ab als noch in der letzten Eiszeit. Zudem können warme Meere weniger atmosphärisches CO2 binden.

Die Klimaerwärmung ist von Menschen gemacht, wie der jüngste Bericht des UNO-Klimarats belegt. Rund die Hälfte des von Menschen produzierten Klimagases Kohlendioxid (CO2) wird natürlicherweise durch die Meere absorbiert. Diese enthalten 60 Mal mehr CO2 als die Atmosphäre.

Um den Veränderungen im CO2-Haushalt der Ozeane auf die Schliche zu kommen, untersuchten die Schweizer Wissenschafter frühere Perioden des Klimawandels. Dazu untersuchten sie etwa 20’000 Jahre alten Schlamm vom Grund des subarktischen Pazifiks. Dieser stammte aus Bohrungen von drei Kilometern in den Meeresgrund.

Entscheidender Austausch Wasser-Atmosphäre

Das Ergebnis: Die Meere hatten während der letzten Eiszeit mehr CO2 aus der Atmosphäre gebunden als heute. Konkret: Ozeane können mehr CO2 aus der Atmosphäre binden, wenn sie kalt sind, lautet die Erkenntnis.

Die vom Menschen verursachte Erwärmung der Ozeane trage also zur zusätzlichen Bildung von Treibhausgasen bei, und die Erderwärmung könnte sich noch stärker beschleunigen als bisher angenommen, schreiben die Klimaforscher in der jüngsten Ausgabe des Wissenschafts-Magazins Nature.

“Es ist die Austauschrate zwischen Meeren und Atmosphäre, welche den CO2-Gehalt in der Atmosphäre und letztlich die Temperatur bestimmt”, sagte Samuel Jaccard vom ETH-Forscherteam gegenüber swissinfo.

Klimavoraussagen

Das Verständnis der Rolle der Ozeane sei zur Erstellung langfristiger Klimaprognosen zentral, so Jaccard weiter. Heizten die Klimagase die Meere auf, könnten diese weniger CO2 absorbieren, was die Erhöhung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre gegenüber heute beschleunige.

Bekannt war, dass zu Eiszeiten der CO2-Gehalt in der Atmosphäre tiefer war. Die Frage aber, wo das übrige Klimagas gebunden gewesen sei, sei aber bisher nicht beantwortet gewesen, betont der ETH-Wissenschafter.

Eiszeit-Schlamm

Die Spezialisten suchten auch die chemische Zusammensetzung der eiszeitlichen Schlammablagerungen nach Schlüsselindikatoren ab. Von diesen erhofften sie sich Aussagen darüber, wie sich das CO2 in den Tiefen der Meere auflöst.

Wie sich zeigte, enthielt Wasser aus grosser Tiefe nur noch sehr geringe Mengen an solch aufgelöstem CO2. Die Forscher werteten dies als Indiz dafür, dass dieses Wasser zuvor über eine hohe CO2-Konzentration verfügt hatte.

CO2-Ausstoss 2006 gesteigert statt eingedämmt

Anfang Woche waren bereits britische Forscher mit einer Untersuchung über den CO2-Ausstoss an die Öffentlichkeit getreten. Die Emissionen des für die globale Erwärmung mitverantwortlichen Treibhausgases nehmen stärker zu als bislang erwartet, zeigte das Global Carbon Project am Dienstag in der Fachzeitschrift “Proceedings of the National Academy of Sciences”.

Der Ausstoss von Kohlendioxid sei im vergangenen Jahr mit 8,4 Mrd. Tonnen CO2 um 35% höher gewesen als 1990. Als Ursache der Zunahme machten sie das Wachstum von Bevölkerung und Wohlstand mit der parallel dazu zunehmenden Verbrennung fossiler Brennstoffe aus.

Daneben sei aber auch eine geringere Fähigkeit der Natur zur Aufnahme von CO2 verantwortlich. Damit stützten die britische Forschergruppe die Erkenntnisse der ETH.

swissinfo, Clare O’Dea
(Übertragung aus dem Englischen: Renat Künzi)

CO2-Ausstoss:

– weltweit pro Sek.: 850 Tonnen
– weltweit pro Jahr: 25 Mrd. Tonnen
– USA: 20 Tonnen pro Kopf
– China: 3,8 Tonnen pro Kopf
– Indien: 1,4 Tonnen pro Kopf
– Deutschland: 9 Tonnen pro Kopf
– Frankreich: 8 Tonnen pro Kopf
– Schweiz: 11 Tonnen pro Kopf

Temperaturanstieg:

In der Schweiz stieg die Temperatur seit 1970 um 0,57 Grad pro Jahrzehnt. Das ist doppelt so viel wie in der übrigen Nordhemisphäre.

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