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Weltnaturerbe Jungfrau-Region

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Die Region Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn im Grenzgebiet der Kantone Bern und Wallis gehört neu zum Weltnaturerbe - und zwar als erstes Gebiet der gesamten Alpen.

Das Welterbe-Komitee der Unesco hat am Donnerstag der Aufnahme diskussionslos zugestimmt. Im Unesco-Verzeichnis des Weltnatur- und Weltkulturerbes figurieren rund 700 Natur- und Kulturdenkmäler. Die Unesco (UNO-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) verabschiedete die entsprechende Konvention zum Schutz des Kultur-und Naturerbes der Welt 1972.

Gemäss Konvention müssen die Kriterien der Authentizität und Einzigartigkeit eines Kulturdenkmals oder die Integrität eines Naturdenkmals erfüllt sein. Die Konvention verbindet die Anliegen des Natur-und Denkmalschutzes miteinander. Zu 75 Prozent umfasst das Welterbe Kulturdenkmäler.

Einzigartige Alpenregion

Der geographische, ökologische und ästhetische Wert des Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn-Gebiets ist seit langem bekannt. Charakteristisch für diese aussergewöhnliche Landschaft ist vor allem das Gebirgsmassiv von Eiger, Mönch und Jungfrau, das steil über den Talgrund bis auf 4000 Meter Höhe aufsteigt. Der über 24 km lange Aletschgletscher ist im gesamten Alpenraum einzigartig.

Die ersten Schutzmassnahmen wurden bereits in den 1930er Jahren durch die Schaffung des Aletschwald-Reservats ergriffen. Seit 1983 steht das gesamte Gebiet im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN).

Ehre und Verpflichtung

Die speziell für die Unterstützung der Kandidatur gegründete Interessen-Gemeinschaft im Oberwallis und im Berner Oberland hat die Entscheidung des Welterbekomitees mit grosser Freude zur Kenntnis genommen. Sie sieht darin die internationale Auszeichnung der ausser-gewöhnlichen Landschaft rund um den Grossen Aletschgletscher.

Mit der Entscheidung von Helsinki beginnt nun die zweite Phase des Projektes. Die Gemeinden werden sich in einem Netzwerk zusammenschliessen und gemeinsam ein Regional-Management aufbauen. Innerhalb von drei Jahren soll dann unter Führung des Regional-Managements sowie unter Einbezug der betroffenen Gemeinden und der Bevölkerung ein Managementplan erarbeitet werden.

Die Aufnahme in das Unesco-Welterbe bedeutet nach Aussage der Interessen-Gemeinschaft “nicht nur eine grosse Ehre für die Region, sondern auch eine Verpflichtung, diese Landschaft den zukünftigen Generationen zu erhalten.”

Ein Trumpf für die Wirtschaft der Region

Das Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn-Gebiet liegt grösstenteils im Hochgebirge. Interessenkonflikte zwischen Naturschutz und Raumnutzung sind somit eher selten. Gletscher, Felsen, Wälder und Almen prägen das Landschaftsbild. Die alpine Wirtschaft konzentriert sich denn auch im wesentlichen auf den Tourismus.

Die Aufnahme in das Unesco-Welterbe dürfte sich positiv auf den Tourismus auswirken. Angesichts der beschränkten Zufahrten und der bestehenden Schutzmassnahmen sollte die Region in der Lage sein, eine Zunahme des Touristenstroms unter Schonung der Umwelt zu bewältigen.

Monte San Giorgio und Entlebuch

Das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) nimmt den Entscheid der Unesco mit Freude zur Kenntnis. Wie Willy Geiger, Vizedirektor des BUWAL erklärte, geht die Aufnahme in die Liste des Weltnaturerbes in die Richtung der vom Bund angestrebten Politik der Grossschutzgebiete.

So hat der Bundesrat im vergangenen Oktober beschlossen, ein weiteres Gebiet als Kandidat für die Aufnahme in das Unesco-Welterbe anzumelden, nämlich die Region des Monte San Giorgio im Tessin. Eine Entscheidung wird bis Ende 2003 erwartet.

Darüber hinaus ist das Entlebuch seit vergangenem September bei der Unesco als Biosphärenreservat anerkannt. Die Luzerner Landschaft besitzt zahlreiche Naturschönheiten und bekennt sich zur nachhaltigen Entwicklung in Land- und Forstwirtschaft, Tourismus und Gewerbe.

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