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Willkommen in Athen … bei Lausanne!

Weisses Gebäude, blauer Himmel: Das Olympische Museum des IOK in Lausanne. swissinfo.ch

Eintauchen in die Olympischen Spiele der Antike oder einen Blick auf das Herz der Spiele werfen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind in Lausanne zu sehen.

Anlässlich der Olympischen Spiele 2004 sind wir nach Lausanne gereist, wo sich der IOK-Sitz und das Olympische Museum befinden.

Als Baron Pierre de Coubertin die Spiele der Moderne gründete, legte er Paris als Sitz fest.

Aber die Erschütterungen des 20. Jahrhunderts, in diesem Fall der Erste Weltkrieg, führten dazu, dass man das Büro in eine nicht nur neutrale, sondern auch ruhige Region verlegte.

Lausanne, das andere olympische Dorf

Ruhig ist der Ort im Grünen an diesem Julitag wirklich. Der Himmel über der Stadt ist von griechischem Blau. Präsidentschaft und Direktion des Internationalen Olympischen Komitees (IOK) sind im “Château de Vidy” untergebracht, einem luxuriösen Herrenhaus unweit des Sees.

Eine internationale, gepanzerte, übergeschützte Bastion? Eigentlich nicht. Neben dem Gebäude gibt es einen grossen öffentlichen Park, wo sich Skater und Leute mit Kinderwagen tummeln. Ausserdem sind der Strand von Vidy und der Campingplatz von Lausanne in der Nähe. Kaum vorstellbar, dass sich hier der Nabel der olympischen Welt befindet.

Gleich neben dem Allerheiligsten steht die Maison olympique, ein ultramoderner Gebäudekomplex mit dunklen Scheiben. Insgesamt sechs Gebäude beherbergen die olympischen Institutionen in Lausanne. Dazu gehören die “Solidarité olympique” in der Villa Mon Repos und das Sportschiedsgericht (TAS) in der Villa du Centenaire.

Begehrte Pins

Etwas weiter weg, aber immer noch am Ufer des Genfersees, am Quai von Ouchy, finden wir das Olympische Museum und das dazu gehörende Studienzentrum. Es geht auf eine Initiative von Juan Antonio Samaranch zurück, der von 1980 bis 2001 IOK-Präsident war. Eingeweiht wurde es im Juni 1993.

Um dorthin zu gelangen, gehen wir zuerst durch den prächtigen grossen Garten, der auf mehreren Terrassen angelegt ist. Werke von Botero, Calder, Folon und Niki de Saint Phalle begleiten uns.

Dann erblicken wir das Museum, mit seinen Mauern aus weissem Marmor von Thasos, mit acht ebenfalls weissen Säulen. Vor der Fassade die olympische Flamme.

Gleich linker Hand beim Eingang der Museumsladen. Was läuft zur Zeit am besten? “Alles, was mit Athen zu tun hat: T-Shirts, Maskottchen, Mützen, Poster, Magnete, Pins. Vor allem die Chinesen lieben Pins”, erzählt uns die Leiterin des Ladens.

“Und da die nächsten Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking stattfinden, sind zur Zeit viele Gäste aus China hier”, fügt sie bei. Doch im Moment ist Griechenland in.

Blau-weisses Dekor

Das antike Griechenland wird natürlich in der Dauerausstellung im Erdgeschoss vorgestellt. Erzählt wird an Hand vieler Objekte die Geschichte der Spiele, von Olympia bis zur Moderne.

Das heutige Griechenland finden wir im Auditorium, wo auf riesigen Bildschirmen die Spiele 2004 direkt übertragen werden. Zur Zeit ist ein Beachvolleyballmatch im Gang.

Ein anderes Griechenland wiederum ist auf der Terrasse zu finden, in blau-weissem Dekor, mit Blick auf den See und die Savoyerberge. Natürlich stehen aus aktuellem Anlass Tsatsiki, Tarama-Salata, Dolmades, Souvlaki und Ähnliches auf der Speisekarte.

Diesen Sommer steht zudem eine ganze Reihe von Anlässen auf dem Programm: Für Kinder werden antike Sagen vorgetragen, es gibt Demonstrationen “sportliche Betätigungen gestern und heute”, Konzerte (unter anderem “Olympionikais, Die Oden von Pindare”) und Spezialbesichtigungen von “Destination Olympie”.

Ein zu braves Griechenland

“Olympia, 5. Jahrhundert A.C.” nennt sich die grosse, temporäre Ausstellung, welche bis Februar 2005 im Museum zu sehen ist. Sie ist als Rundgang “in situ” gestaltet.

Agora (Stadtplatz), Buleterion (Rathaus), Palaestra (Sporthalle)… Wandbilder, Papiermaché, Trompe-l’œil – wir spazieren durch den öffentlichen Raum einer antiken Stadt, wobei auch der Alltag in einem damaligen Haus zu sehen ist, das Schlafzimmer und ein antiker Abort.

Die Idee ist gut. Aber das Resultat ist zu glatt, zu steril. Weder die Stimme von Perikles noch die paar falschen (griechischen) Graffiti an der Sporthalle vermögen dieser braven Zeitreise etwas Leben einzuhauchen. Schade.

“Destination Olympie” erzählt nichts von der Hektik, der Farbe oder von den Gerüchen des wirklichen Lebens. Genau so, wie das Olympische Museum nicht die ganze Wahrheit des Berufssports aufzeigt – neben den körperlichen und der mentalen Anstrengungen die Allmacht des Geldes, die Korruption, das Doping.

Das Olympische Museum ist ein sehr schönes Schaufenster für das berühmte “Olympische Ideal”. Ein Traum also, eine Utopie. Nur darauf hereinfallen darf man nicht.

swissinfo, Bernard Léchot à Lausanne
(Übertragungs aus dem Französischen: Charlotte Egger)

Das Internationale Olympische Komitee (IOK), die höchste Autorität der Olympischen Bewegung, hat seinen Sitz im Château d’Ouchy in Lausanne.
Ebenfalls in Lausanne befindet sich das Olympische Museum.

– Wegen dem Ersten Weltkrieg wird Lausanne, im Herzen der neutralen Schweiz, 1915 Sitz des IOK.

– Seit den 20er-Jahren hat Lausanne ein bescheidenes Olympisches Museum, eine einfache Kollektion von persönlichen Objekten von Pierre de Coubertin.

– Das gegenwärtige Museum geht auf eine Initiative von Juan Antonio Samaranch zurück, von 1980 bis 2001 Präsident des IOK. Es wurde im Juni 1993 eingeweiht.

– Ausser den ständigen Ausstellungen ist zur Zeit eine Ausstellung mit dem Titel “Destination Olympie, Ve siècle av. J.-C.” zu sehen (bis zum 27.2.05).

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