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Eine halbe Milliarde fürs Aufwischen

Überfüllte Abfalleimer prägen das Strassenbild. swissinfo.ch

Mit Bussen, Prävention und einfacherer Entsorgung soll dem "Littering" begegnet werden. Die Abfall-Beseitigung kostet jährlich eine halbe Milliarde.

Verändertes Verhalten steht laut den Experten am Anfang des Problems. Experten diskutierten über Sauberkeit in Städten.

Als Littering wird das Verhalten bezeichnet, den Abfall auf Strassen, Plätzen und in Parkanlagen liegen zu lassen.

An einer Tagung in Olten setzten sich politisch und operativ Verantwortliche für die Bereiche Sicherheit und Sauberkeit mit neuen Ansätzen für saubere Städte auseinander.

Allein die Strassenreinigung in allen Schweizer Gemeinden mit mehr als 10’000 Einwohnern kostet rund 500 Mio. Franken pro Jahr, sagte der Geschäftsführer der Fachorganisation für Entsorgung und Strassenunterhalt (FES) des Schweizerischen Städteverbandes, Alex Bukowiecki.

Wischgut-Verdoppelung

In der Stadt Zürich verdoppelte sich das von der Stadtreinigung zusammengekehrte Wischgut von 3915 im Jahr 1998 auf 7929 Tonnen 2003.

Veränderte gesellschaftliche Gewohnheiten, steigende Freizeit-Aktivitäten im Freien, zunehmende Verpflegung ausser Haus sowie sich wandelnde Erziehungsgrundsätze äusserten sich im öffentlichen Raum unter anderem durch vermehrten Abfall.

Die bisherigen Lösungsansätze wie verstärkte Reinigung, effizientere Putzmaschinen oder Informations-Kampagnen hätten das Problem nicht gelöst, führte Bukowiecki weiter aus.

Sauberkeit in den Städten werde nach wie vor als grosses Problem betrachtet.

Bessere Wahrnehmung

Der Städteverband will erreichen, dass die zahlreichen Reinigungsleistungen von der Bevölkerung besser wahrgenommen werden. Weiter bleibe die zielgruppengerechte Information eine Daueraufgabe.

Zudem könnten Bussen die Einsicht der Abfallverursacher erhöhen. Auch die indirekten Abfallverursacher wie Take-Away-Anbieter müssten aktiver in die Lösung des Littering-Problems eingebunden werden.

Für grosse Veranstaltungen im öffentlichen Raum hat sich laut Verantwortlichen aus Bern und Basel Mehrweg-Geschirr bestens bewährt.

Es sei bei den meisten Besuchern akzeptiert und trage eindeutig zu einem saubereren Festplatz bei.

Littering trotz Öko-Denken

Schweizer seien zwar im Allgemeinen sehr umweltfreundlich. Trotzdem sei das Littering zu einem echten Problem geworden, führte Ralph Hansmann von der ETH Zürich aus.

Hansmann erforscht das Littering aus psychologischer Sicht. Hauptmotiv für Littering sei Bequemlichkeit. Daher sollte es Ziel der Anstrengungen sein, für eine einfache Entsorgung der Abfälle zu sorgen.

Wichtig für das individuelle Verhalten sei auch, wie stark der jeweilige Ort bereits verschmutzt ist. Weiter habe sich gezeigt, dass jüngere Menschen und Männer mehr Abfall als andere an öffentlichen Plätzen hinterlassen.

swissinfo und Agenturen

Die “Entsorgung und Recycling Zürich” (ERZ, Tiefbau- und Entsorgungs-Departement) hat einen neuartigen Sauberkeits-Index entwickelt.

Der Index soll als Führungsinstrument für politisch und operativ Verantwortliche in den Bereichen Sicherheit und Sauberkeit dienen.

Er reicht von 0 bis 5 und misst 13 verschiedene Arten der Verschmutzung.

Er setzt sich zusammen aus 1’500 Erhebungen an zufällig in der Stadt Zürich ausgewählten Orten.

Je nach Verschmutzungsart wird ein Störfaktor errechnet.

Dieser beträgt beispielsweise für Exkremente oder liegen gelassene Spritzen 4, bei Laub oder Zigaretten-Stummeln 1.

Mehr Sicherheit und Sauberkeit in Städten und Gemeinden.
Am 8. Dezember fand in Olten eine vom Schweizerischen Städteverband (SSV) und von der Fachorganisation für Entsorgung und Strassenunterhalt (FES) organisierte Tagung statt.
Sie soll die Zusammenhänge zwischen der Gestaltung des öffentlichen Raumes, Sauberkeit, Vandalismus und Sicherheitsempfinden aufzeigen.

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SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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