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Heftigster Wintereinbruch seit 55 Jahren

Eine Schneeschleuder kämpft sich in Davos durch das erste Weiss. Keystone

In den vergangenen drei Tagen fielen in den Schweizer Alpen bis zu 120 Zentimeter Schnee. Tendenz steigend.

Die Tourismusverantwortlichen in den Wintersportorten freuen sich und rechnen mit einer Rekordsaison.

Teile des Schweizer Berggebiets erleben zurzeit den heftigsten Wintereinbruch seit mehr als fünf Jahrzehnten. Seit Freitag fielen stellenweise bis zu 120 Zentimeter Schnee.

62 Zentimeter Neuschnee innerhalb von 24 Stunden mass MeteoSchweiz am Sonntagmorgen in Davos (Graubünden). Das gab es in einem November seit 55 Jahren nicht mehr. In St. Antönien im Prättigau (ebenfalls Graubünden) waren es sogar 64 Zentimeter und auf dem Weissfluhjoch ob Davos auf 2540 Meter über Meer 68 Zentimeter. Dort ist die Schneedecke bereits 110 Zentimeter dick.

In Davos selber liegen insgesamt 87 Zentimeter und in St. Antönien knapp ein Meter Schnee.

Schnee auch im Süden, dank Wind

In Braunwald im Glarnerland waren es auf gut 1300 Metern Höhe 72 Zentimeter. Gleich hoch war die Schneedecke auch in Unteriberg im Kanton Schwyz.

So viel Schnee in so kurzer Zeit wurde im November letztmals im Jahr 1952 gemessen. Ungewöhnlich ist in diesem Jahr zudem, dass durch die stürmischen Nordwestwinde relativ grosse Schneemengen weit in den Süden verfrachtet wurden, zum Beispiel ins Oberengadin.

Lawinengefahr geht zurück

Laut Beobachtungen des Davoser Lawineninstituts machten die Neuschneemengen seit Beginn der Niederschlagsperiode in Staulagen oberhalb von 1500 Metern Höhe sogar bis zu 120 Zentimeter aus. Die Hauptniederschlagsgebiete waren der Alpennordhang östlich des Sustenpasses, Nordbünden, die Silvretta und das Samnaun.

Die Lawinenexperten hatten am Samstag in diesen Gebieten die Lawinengefahr als «gross» bezeichnet, was nach «sehr gross» die zweithöchste Gefahrenstufe darstellt. Es kam zu spontanen Lawinenabgängen, die aber gemäss Polizeimeldungen keine Menschen betrafen.

Auch über grössere Schäden oder verschüttete Hauptverkehrswege lagen keine Angaben vor. Offensichtlich seien noch nicht viele Wintersportler unterwegs gewesen, hiess es. Am Sonntagabend nahm das Lawineninstitut die Lawinengefahr auf die Stufe «erheblich» zurück.

Mehr Saisonkarten

Der ungewöhnlich frühe und heftige Wintereinbruch lässt die Verantwortlichen der Wintersportorte jubeln. Nachdem die letztjährige Saison angesichts des warmen Wetters schlecht ausfiel, besteht nun Hoffnung auf eine Korrektur bezüglich Übernachtungen und Skipassverkäufe.

In Graubünden planen verschiedene Skiorte, die Wintersaison 2007/08 eine Woche früher als geplant zu eröffnen. Derzeit wird intensiv an der Pistenpräparierung gearbeitet.

Auch im Berner Oberland erwarten die Tourismusverantwortlichen bessere Startbedingungen, die sich in mehr verkauften Saisonkarten niederschlagen. Eduardo Zwyssig von «Gstaad-Saanenland Tourismus» rechnet, dass die ersten Skigebiete am 1. Dezember offen sein werden. Sein Bündner Kollege Gieri Spescha ergänzt: «Wichtig ist nun, dass die Leute im Unterland merken, dass der Winter gekommen ist.»

Noch mehr Schnee erwartet

Das Winterwetter dürfte in den Bergen bis auf weiteres anhalten. MeteoSchweiz rechnete für Anfang Woche bei sinkender Schneefallgrenze mit nochmals 15 bis 30 Zentimeter Neuschnee. Wie am Samstag dürfte das Flockentreiben gemäss den Meteorologen bis ins Flachland vorstossen.

Glaubt man den Bauernregeln zum Martinitag vom 11. November, steht sogar ein harter Winter bevor. «Hat Martini weissen Bart, wird der Winter lang und hart», weiss eine Bündner Bauernregel. Auf mildes Wetter kann sich in der neuen Woche nur das Tessin dank Nordföhn freuen. Dort dürfte das Thermometer bis auf 13 Grad steigen.

swissinfo und Agenturen

Der letzte Winter war einer der schneeärmsten der letzten Jahrzehnte.

Die Einbussen für den Schweizer Tourismus fielen aber weniger drastisch aus als befürchtet.

Obwohl 2006/07 weniger Schweizer Winterferien im eigenen Land machten, waren die Hoteliers mit der Wintersaison mehrheitlich zufrieden, dies dank fast gleichbleibender Zahl ausländischer Gäste.

Bergbahnen registrierten aber laut dem Verband Schweizer Seilbahnen ein Minus von 5%.

In der Schweiz werden rund 20% der Pisten mit Schneekanonen beschneit.

Das entspricht einer Verdoppelung innerhalb von 5 Jahren und einer Vervierfachung in 10 Jahren.

Experten und die Seilbahnbranche rechnen damit, dass sich die Zahl der künstlich beschneibaren Pistenkilometer in den kommenden 5 Jahren erneut verdoppelt.

Die Schweiz liegt punkto Kunstschnee-Pisten in Europa hinter Österreich, Italien und Frankreich zurück.

Auf die neue Wintersaison verstärkten die Skiorte und Bergbahnen in der Schweiz ihre Investitionen in neue Beschneiungsanlagen.

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