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Mehr politisches Engagement gefordert

Klaus Schwab, Gründer des WEF. Keystone Archive

Das WEF in Davos ist mit einem Aufruf zu gemeinsamem Handeln zu Ende gegangen.

Armut, fehlende Bildung und Klimaveränderung müssten angepackt werden. Doch auch die Medien wurden in die Pflicht genommen, die öffentliche Meinung zu mobilisieren.

Die letzte Plenarsitzung des WEF trug den Titel: “Was wir 2005 tun sollten”. Noch einmal sassen Leader aus Politik und Wirtschaft zusammen, um einen Konsens über die fünftägige Veranstaltung zu finden.

WEF-Managing-Director Ged Davis beleuchte noch einmal die fünf Hauptfelder, die sich am diesjährigen Forum aufgetan haben: Armut, gerechte Verteilung der Ressourcen, Klimaveränderung, Bildung und Ausbildung sowie weltweiten Standards der politischen Arbeit.

An Vorschlägen mangelte es nicht: So wurde ein weltweiter Fonds zur Unterstützung der ärmsten Nationen angeregt. Handelshemmnisse sollten beseitigt werden, um den Entwicklungsländern den Zugang zu den Märkten zu erleichtern. Weiter sollten neueste Technologien gefördert werden, um den Treibhaus-Effekt einzudämmen.

Der Ton an der letzten Sitzung reflektierte die Gemütslage am diesjährigen WEF. Zahlreiche Veranstaltungen drehten sich um die Frage, wie die ökonomische und soziale Lage in Afrika verbessert werden könnte und wie die Armut generell auf der Welt verringert werden soll.

Daniel Vasella, CEO und Verwaltungsrats-Präsident des Schweizer Pharmamultis Novartis sagte: “Es war augenfällig, dass viele der Positionen der Nichtregierungs-Organisationen Eingang gefunden haben in die Wortmeldungen der Politiker und Wirtschaftsführer.”

Zu viel geredet?

Vasella sagte weiter, die Hauptaufgabe der Wirtschaft sei die Entwicklung von noch besseren Produkten.

“Wir sollten den humanitären Aspekt bei der Art ,wie wir Firmen leiten, nicht ausser acht lassen, sollten aber nicht immer davon sprechen.” Zuviel reden könne hier auch kontraproduktiv sein, so Vasella.

Der australische Premierminister John Howard war ebenfalls der Ansicht, dass Armut unbestreitbar das grösste Problem der Welt sei. Sowohl in moralischem als auch politischem Sinne.

Howard sagte weiter: “Es ist der eingeschränkte Zugang der Entwicklungsländer auf die Märkte der Erstweltstaaten, welches die Entwicklungsländer vom globalen Markt ausschliesst.”

Armut oder essen

Laut dem polnischen Staatspräsidenten Aleksander Kwasniewski braucht es mehr politischen Willen. Kwasniewski sagte, dass die Politiker die Medien bräuchten, um Probleme wie die Armut und fehlende Ausbildung zuoberst auf die Themenliste der Öffentlichkeit zu setzen.

Der ehemalige Vizepräsident der USA, Al Gore, wiederum konzentrierte seine Äusserungen auf den Kampf gegen die globale Klimaveränderung.

Er verglich die Situation mit der Tabak-Industrie. Die habe auch lange einen direkten Zusammenhang zwischen Krebs und Rauchen geleugnet.

Al Gore: “Ich denke, dieses Forum hier kann eine zentrale Rolle spielen, damit sich die Denkweise ändert.”

Wer wirft den ersten Stein

Kumi Naidoo, Generalsekretär von CIVICUS, der Weltkonferenz der Internationalen Allianz für Bürgerinnen und Bürger, begrüsste es, dass das WEF über Armut in der Welt sprach und “echte Anteilnahme” am Problem zeigte.

Allerdings hob er auch die ursächlichen “Lücken” der Diskussion hervor – namentlich die Tatsache, dass Frauen und Männer nicht die gleichen Rechte hätten, dann der “Überkonsum”, die demokratischen Defizite etwelcher weltweiten Institute und das Fehlen des “politischen Willens”.

Ein Teilnehmer hob das Beispiel der Filmschauspielerin Sharon Stone vom Freitag hervor, welche einen Workshop spontan unterbrochen hatte, um eine persönliche Spende von 10’000 Dollar für die Aids-Bekämpfung in Afrika zu machen. Zum Ende der Sitzung hatte sie 1 Mio. Dollar zugesagt bekommen.

WEF-Gründer Klaus Schwab rief zum Schluss der Veranstaltung die Meinungsführer zu Verantwortung gegenüber der Welt und den kommenden Generationen auf. Die Hilfe an die Tsunami-Opfer habe gezeigt, wozu die Welt fähig sei. “Dann werden wir die Welt besser machen”, sagte Schwab.

swissinfo, Chris Lewis, Davos
(Aus dem Englischen: Urs Maurer)

Fünf Bundesräte waren in diesem Jahr am WEF in Davos.

Pascal Couchepin (Innenminister), Micheline Calmy-Rey (Aussenministerin), Joseph Deiss (Wirtschaft), Hans-Rudolf Merz (Finanzen).

Bundespräsident Samuel Schmid hat das Forum 2005 eröffnet.

Das WEF-Jahresmeeting zog 2346 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an.

Viele von ihnen gehören zu den “Topshots” aus Politik, Wirtschaft und Showbusiness.

Fragen zur Weltwirtschaft und globalen Entwicklung dominierten die Themenliste.

Während soziale Frage die Agenda beherrschten, waren sich die Teilenehmenden einig, dass es zusätzliche wirtschaftliche und politische Anstrengungen braucht, um die Probleme der Welt zu lösen.

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