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Messgeräte ermöglichen bessere Wetter-Vorhersage

Künstlerische Darstellung des MetOp-A-Satelliten. (Bild: ESA -AOES Medialab) ESA - AOES Medialab

MetOp-A ist Europas erster polarer Satellit für Wetter-Vorhersagen. Er wird frühestens am Mittwoch von der Weltraumstation Baikonur in Kasachstan ins All fliegen.

Der erste der drei MetOp-Satelliten führt hochempfindliche optische und elektronische Geräte mit sich, mit deren Hilfe das Wetter erfasst und vorhergesagt werden kann. Einige davon wurden in der Schweiz hergestellt.

Der Start des europäischen Wettersatelliten MetOp ist erneut verschoben worden. Beim Antriebssystem der Sojus-Trägerrakete tauchten Probleme auf.

Das teilte das Kontrollzentrum der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) am Dienstag unter Berufung auf den Raketenbetreiber Starsem mit. Ein neuer Startversuch solle am Mittwoch stattfinden.

Bereits am Montag war der Start des Satelliten vom Raumfahrtbahnhof Baikonur abgeblasen worden. Grund war ein Fehler in einer Testsoftware.

“Wichtiger Schritt”

MetOp-A sei “ein wichtiger Schritt für die Meteorologie”, sagte Arnaud Gisiger, Leiter Forschung und Entwicklung beim führenden Schweizer Weltraum-Elektronik-Hersteller Syderal, gegenüber swissinfo.

Der MetOp-Satellit wurde gemeinsam mit der Europäischen Weltraumbehörde (ESA) und der Europäischen Organisation für die Nutzung von meteorologischen Satelliten (EUMATSAT) entwickelt. Dank seiner tiefen Umlaufbahn kann er Daten in hoher Auflösung zurückschicken.

Der Satellit enthält acht Messgeräte. Für drei davon hat Syderal Kontrollinstrumente entwickelt.

Diese sind: Ein Scatterometer zur Messung der Windgeschwindigkeit und -richtung; eine hochauflösende Infrarotsonde, die Temperaturen in drei Dimensionen mit einer Genauigkeit von einem Grad pro Kilometer messen kann; eine Mikrowellen-Feuchtigkeitssonde, welche die Feuchtigkeit misst und Vorhersagen über Niederschläge erlaubt.

Schweizer Beitrag

Der Schweizer Beitrag zu MetOp-A finde auf verschiedenen Ebenen statt, erklärte Gisiger.

“Das Gerüst, welches das Gerät stützt, kommt vom Raumfahrt-Unternehmen Contraves Space in Zürich. Ebenso die Basis-Ausrüstung.” Dazu gehörten die Antriebstests von APCO Technologies in Vevey sowie der IASI genannte Infrarot-Spektrometer vom Schweizer Zentrum für Elektronik und Mikrotechnologie in Neuenburg, so Gisiger.

Kooperation mit US-Satelliten

Zuvor waren die einzigen Quellen für meteorologische Daten Wettersatelliten, die der US-Behörde für Meeres- und Klimaforschung, der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), gehören.

Nun kooperiert MetOp-A mit dem Satellitensystem der NOAA: Während die NOAA-Satelliten nachmittags den alten Kontinent überfliegen, werden die MetOp-Trabanten zweimal vormittags erwartet.

Für Gisiger liegen die Qualitäten von MetOp-A in seiner Genauigkeit: “Wenn man Meteorologie in der geostationären Umlaufbahn betreibt, geht es in der Regel um die Vorhersage der Wolkenbewegungen, weil man nur eine Genauigkeit von einem Kilometer hat. In der tiefen Umlaufbahn erhält man eine Genauigkeit von einem Meter.”

Feuchtigkeit, Wind, Ozon

Eine geostationäre Umlaufbahn ist eine kreisförmige Umlaufbahn direkt über dem Erdäquator. Für einen Beobachter auf der Erde scheint sich der Satellit nicht zu bewegen.

Eine tiefe Erdumlaufbahn reicht von 200 bis 1200 Kilometer über der Erde. MetOp-A wird auf einer Höhe zwischen 800 und 850 Kilometern kreisen.

“Wichtig bei der Meteorologie mit niedriger Umlaufbahn ist die Möglichkeit, Temperaturen, Feuchtigkeit, Ozon, Immission und Wind zu messen, was bei der geostationären Umlaufbahn nicht möglich ist”, betonte Gisiger. “Im Moment kann man nicht einmal Regen zuverlässig voraussagen.”

swissinfo, Thomas Stephens
(Übertragung aus dem Englischen: Susanne Schanda)

Die Schweiz ist Gründungsmitglied der Europäischen Weltraumbehörde (ESA). Sie arbeitet allerdings auch mit anderen Behörden.

Die Schweizer Raumfahrt-Industrie umfasst 28 Forschungsinstitute und 54 Unternehmen. Ausser Contraves haben alle diese Unternehmen weniger als 200 Angestellte.

Sie sind auf Basis-Anlagen, optische Geräte, Fernmeldesysteme, Uhren, Roboter, Mikrogravitations-Forschung und Wetter-Beobachtung spezialisiert.

Die Schweiz ist auch die Heimat des Astrophysikers, Astronauten und Testpiloten Claude Nicollier. Er war der erste Ausländer mit einer Spezialmission bei der NASA.

MetOp-A, der erste von drei MetOp-Satelliten, hätte am 17. Juli, um 18.28 Uhr von der Weltraumstation Baikonur ins All starten sollen.
Der Start wurde am Montag wegen Problemen beim Betanken der Trägerrakete kurzfristig auf Dienstag verschoben.
Am Dienstag wurde er erneut verschoben, diesmal frühestens auf Mittwoch. Beim Antriebssystem der Sojus-Trägerrakete waren Probleme aufgetaucht.
MetOp-A wiegt 4 Tonnen, ist 6 Meter hoch und transportiert 8 Geräte.
Der Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan wurde 1955 gebaut und ist die grösste und älteste funktionierende Weltraum-Startanlage.
Russland hat die Anlage bis 2050 für 150 Mio. Franken pro Jahr gemietet.

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