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Prävention muss bei den Ärmsten beginnen

Eine Wüste ist schneller verursacht als begrünt. Keystone

Immer mehr Hilfsgelder fliessen in die Katastrophenhilfe. Hilfsorganisationen verlangen deshalb, dass die Katastrophen-Prävention ausgebaut werden müsse.

In armen Ländern, die oft in klimatisch benachteiligten Zonen liegen und über schlechte Infrastrukturen verfügen, sind die Folgen besonders einschneidend.

Dürren, Fluten und Wirbelstürme häufen sich. Über 600 000 Menschen kamen in den letzten zehn Jahren bei Naturkatastrophen ums Leben.

Laut den Vereinten Nationen (UNO) gibt es weltweit 25 Millionen Umweltflüchtlinge. Schweizer Hilfswerke stellen besorgt fest, dass die Not- und Wiederaufbauhilfe immer grössere Summen verschlingt.

Diese alarmierende Entwicklung nahm das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) zum Anlass für ein Symposium, das jüngst gegen hundert Fachleute und andere Interessierte nach Bern lockte. Im Zentrum stand die Frage: “Fordern Umweltkatastrophen eine neue Hilfsstrategie?”

Madeleen Helmer vom Rotkreuz- und Rothalbmond-Klimazentrum in Den Haag ist davon überzeugt. Sie plädiert dafür, Entwicklungsprojekte vermehrt auf die Katastrophen-Prävention auszurichten und dabei den benachteiligtsten Gruppen in den betroffenen Ländern besondere Beachtung zu schenken.

Die Ärmsten verfügten über keine Mittel, um sich für die Folgen der Klimaveränderung zu wappnen, so Helmer. Sie müssten gezielt gestärkt werden.

Frühwarnung und sturmsichere Häuser

Dieses Ziel verfolgt das SRK bereits in mehreren Ländern, wie Beispiele aus Nepal, Mali und Paraguay zeigen.

Dabei geht es oft darum, die Menschen in besonders gefährdeten Gebieten in ihrem Alltag zu unterstützen.

Etwa beim Bau und der Sanierung von Brunnen, der Konstruktion flut- und sturmsicherer Häuser oder beim Aufbau eines Frühwarnsystems, damit sich die Bevölkerung im Fall einer akuten Katastrophe rechtzeitig in Sicherheit bringen kann.

Neben Anpassungs- und Überlebensstrategien sei aber auch ein sorgfältiger Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu fördern – und zwar auf allen Ebenen, betonte Andreas Kläy vom Geographischen Institut der Universität Bern. Es sei höchste Zeit, die Politik der Industriestaaten auf Nachhaltigkeit auszurichten.

Zudem bedürfe es verbindlicher internationaler Regelungen, die den sich ändernden Rahmenbedingungen Rechnung tragen. In der Entwicklungszusammenarbeit müsse statt einer “nachholenden Entwicklung” eine nachhaltige Entwicklung angestrebt werden – indem etwa statt auf fossile Brennstoffe auf erneuerbare Energien gesetzt werde.

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Deza

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) ist die Agentur für internationale Zusammenarbeit im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Sie ist Teil der Schweizer Behörden (Verwaltung) und zuständig für die Gesamtkoordination der Entwicklungs- und Ostzusammenarbeit mit andern Bundesämtern sowie für die humanitäre Hilfe der Schweiz.

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Ökosysteme schonen

Der Klimawandel ist auch für die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) ein wichtiges Thema, wie Liliane Ortega von der Sektion Umwelt erklärte. “Wir rechnen damit, dass die Folgen des Klimawandels in den kommenden Jahren in unserer Arbeit weiter an Bedeutung gewinnen.”

Schon lange gibt es bei der DEZA Programme zur Bekämpfung der Wüstenbildung, denn Desertifikation ist kein neues Problem. Sie resultiert aus einem Zusammenspiel regionaler und globaler klimatischer Veränderungen, hat aber, wie Liliane Ortega betont, auch viel mit Fehlverhalten vor Ort – etwa der Überweidung der Böden – zu tun.

Hier setzen denn auch manche DEZA-Programme an: Bei der Aufklärung der Bevölkerung mit dem Ziel, durch angepasstes Verhalten die Ökosysteme zu schonen.

swissinfo, Katharina Schindler, InfoSüd

Die DEZA unterstützt Projekte zahlreicher Partner zur Bewahrung der Ökosysteme.

Während die lokalen Partner direkt vor Ort mit der Bevölkerung arbeiten, die von den Ressourcen des Ökosystems abhängig ist, engagieren sich andere Partner für Massnahmen zum Schutz der Ökosysteme auf nationaler, regionaler und globaler Ebene.

Gegenwärtig wird ein neuer Ansatz entwickelt, welcher der wirtschaftlichen Bedeutung der Ressourcen aus Ökosystemen Rechnung trägt.

In verschiedenen Ländern werden neue Instrumente wie Steuern geprüft, mit denen gleichzeitig die Zerstörung der Ökosysteme und die Armut bekämpft werden sollen.

Das SRK leistet jährlich in rund 20 Ländern humanitäre Nothilfe. Rotkreuz-Mitarbeitende bergen Erdbebenopfer, verteilen Nahrungsmittel und Trinkwasser und leisten erste Hilfe.

Dabei arbeitet das SRK mit den Menschen vor Ort zusammen und schafft Grundlagen, um künftigen Katastrophen vorzubeugen.

Gemäss SRK muss die Nothilfe die Selbsthilfe der Bevölkerung stärken und lokale Strukturen nutzen.

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