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Tauwetter: Wintersportorte denken über Zukunft nach

Selbst im 1800 Meter hohen Arosa dominiert die Sonne den Schnee. Keystone

Die Klimaerwärmung bedroht gemäss jüngsten Prognosen die Zukunft der Wintersportorte in den Alpen.

Einige Stationen in der Schweiz haben begonnen, über Ökologie und Nachhaltigkeit nachzudenken.

“Wenn es auf mittleren Lagen keinen Schnee mehr gibt, dann leiden auch die hochgelegenen Wintersportorte”, sagt Hans-Kaspar Schwarzenbach, Direktor von Arosa Tourismus im Graubünden. “Die Leute fahren dann nämlich generell weniger Ski.”

Deshalb hat Schwarzenbach auf diesen Winter hin das Projekt “klimaneutrale Ferien” lanciert, die wahlweise gebucht werden können. Dabei geht es um die CO2-Bilanz.

Die anfallenden Treibhausemissionen werden berechnet und durch Investitionen in Umweltschutzprojekte kompensiert. Im Fall von Arosa sind dies Biogasanlagen in Bayern, Deutschland.

Erhoben werden die Emissionen des einzelnen Gastes aufgrund von Faktoren wie Anreise – Auto oder öffentlicher Verkehr – Art des Hotels, Aktivitäten und dergleichen.

Rund hundert klimaneutrale Ferienarrangements wurden schon gebucht. Der Gast, welcher dieses Angebot wählt, muss bloss einen Fragebogen ausfüllen. Mehrkosten entstehen ihm keine.

Davos: Emissionen senken

In der laufenden Saison trägt nämlich Arosa Tourismus die Kosten für das Klimaschutzprojekt. Das sind rund 40’000 Franken. Die Tourismus-Organisation kann sich das leisten, weil ohnehin schon jeder zweite Gast im Zug anreist. Gratis-Pendelbusse und Pisten bis in den Ort machen das Auto überflüssig.

Es gehe nicht nur darum, den Touristen ein gutes Gewissen zu geben, sagt, Schwarzenbach. Sie sollen zum Nachdenken über die Zusammenhänge von Klimaschutz und persönlichem Verhalten ermuntert werden.

In Wintersportorten sind aber vor allem die Heizungen und nicht der Verkehr die Hauptverursacher von Kohlendioxid. Dies zeigt eine Studie des Eidgenössischen Instituts für Schnee- und Lawinenforschung in Davos. Der CO2-Ausstoss ist im Schnitt 25% höher als im Flachland. Unter anderem wegen der starken Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.

Aufgrund dieser Erkenntnis hat Davos beschlossen, seine Emissionen bis ins Jahr 2014 um 15% zu senken. Vorab via bessere Gebäudeisolationen und durch den Ersatz von Heizöl durch erneuerbare Energien.

Bonus für Bauherren

Auch im Engadiner Nobelskiort St. Moriz hat man das Problem erkannt. Hier werden die Immobilienbesitzer verpflichtet, einen Drittel der Energie aus alternativen Quellen zu beziehen oder aber sie mit besserer Wärmeisolierung einzusparen.

Auf ein Bonussystem setzen dagegen die sechs Stationen von Crans Montana im Wallis. So erhalten etwa Bauherren, welche über die gesetzlich vorgeschriebenen Minimal-Standards hinausgehen, eine finanzielle Vergütung oder Bauvorteile. Sie dürfen beispielsweise ein Stockwerk höher bauen.

Druck auf Politiker

Umweltschutz-Organisationen loben diese Initiativen. Allerdings: Die Wintersportorte können das globale Problem nicht alleine lösen, gibt Alexander Hauri, Verantwortlicher der Klimakampagne, zu bedenken.

Nötig sei deshalb, dass sie mehr Druck machen auf ihre politischen Vertreter auf kantonaler und eidgenössischer Ebene. Die Ständeräte (Mitglieder der kleinen Kammer des Schweizer Parlamentes) aus den Bergkantonen beispielsweise engagierten sich nicht genügend für den Klimaschutz, kritisiert Hauri.

swissinfo und Barbara Knopf (sda)

Wissenschafter halten die Treibhausgase für eine zentrale Ursache für die Erwärmung der Erdatmosphäre, die der Welt seit 1994 die zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen beschert hat.

Der Januar hat in der Schweiz mit Temperaturen von bis zu 7 Grad über dem langjährigen Mittel begonnen.

Aussergewöhnlich warm ist es auch in den höheren Lagen. In vielen Wintersportorten fehlt es an Schnee.

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