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Zahnärzte sorgen für olympischen Biss

René Fasel: Athleten sollen stolz auf ihre Zähne sein können. Keystone

Auch wenn sie in Topform sind, haben viele Olympioniken "schlimme Zähne", sagt der für die Olympiade verantwortliche Schweizer Zahnarzt.

René Fasel, Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees, sorgt in Athen für frischen Biss.

Athletinnen und Athleten an der Olympiade werden ärztlich betreut. Dazu gehört auch das Gebiss. Sie können sich gratis ihre Zähne flicken lassen, in einer Klinik im olympischen Dorf, die vom Schweizer René Fasel geleitet wird.

“Es ist erstaunlich: Diese Athleten sind körperlich in Topform, doch ihre Zähne sind nie zu 100 Prozent in Ordnung”, sagt Fasel gegenüber swissinfo.

“Zahnprobleme können einen grossen Einfluss auf die athletische Leistung ausüben”, erklärt der Zahnarzt, der auch Präsident des Internationalen Eishockeyverbandes ist. “Ein Abszess beispielsweise kann den gesamten Körper schwächen und damit die Leistung schmälern.”

Ein Team von 28 Zahnärztinnen und Zahnärzten steht im olympischen Dorf zur Verfügung. Die Klinik ist auf dem neusten Stand der Technik.

“Wir hoffen, mindestens fünf Athletinnen oder Athleten pro Land behandeln zu können – das macht 1000 Personen während zwei Wochen”, so Fasel.

Einmalige Chance

Fasel, der während 17 Jahren eine Praxis in Freiburg betrieb, hat sich nun in Zürich auf den Sportbereich spezialisiert. Die Olympiade sei eine einmalige Chance, die Zähne von Menschen aus allen Himmelsrichtungen zu vergleichen.

“Ich zögere etwas, das Wort zu benutzen, doch wir Zahnärzte kriegen fast einen Orgasmus. Wir erhalten ein fantastisches epidemiologisches Bild”, schwärmt Fasel. “Wir sehen auch, wie Zahnärzte rund um die Welt mit verschiedenen Techniken arbeiten.”

Die olympische Zahnklinik bringe immer deutlich zu Tage, wie Reichtum die Gesundheit der Zähne beeinflusse.

“Leute aus ‘ärmeren’ Sportarten wie Leichathletik oder Fussball haben viel schlechtere Zähne als Segler, Fechter oder Reiter.”

Süssgetränke

Viele Sportler kämen ausserdem aus Ländern, wo wenig oder keine Zahnhygiene betrieben wird. “Wir wissen, dass Athleten aus Entwicklungsländern oft Probleme haben, doch auch viele Europäer sind nicht davor gefeit.”

Laut Fasel ist ein Faktor die von Sportlerinnen und Sportlern oft konsumierten isotonischen Getränke oder Energie-Riegel, die viel Zucker enthalten. Ausserdem könnte auch der Einsatz von Doping-Mitteln einen schlechten Einfluss auf die Zähne haben.

“Eine Theorie sagt, dass Wachstumshormone Auswirkungen auf den Unterkiefer haben”, so Fasel. Das schnellere Wachstum könne zu Komplikationen bei den Zähnen führen.

Früherkennung

Ein olympisches Zahnprogramm ist für jeden Austragungsort obligatorisch. Dies seit seiner Einführung anlässlich der olympischen Sommerspiele 1932 in Los Angeles.

Während der Jahre wurde das Programm stetig ausgebaut, sowohl für Sommer- wie Winterspiele. 1200 Patientinnen und Patienten liessen sich 2000 in Sydney von einem Zahnarzt behandeln.

Die Art der Behandlungen reicht von Füllungen über Dentalhygiene bis zum Zahnziehen. In Atlanta (1996) liessen sich 88 Athleten einen Zahn ziehen.

Fasel ist der Meinung, dass viele Zahnprobleme schon vor den Spielen erkannt werden könnten. Daher empfiehlt er den nationalen olympischen Komitees, ihre Athletinnen und Athleten schon vorher zu untersuchen.

Als beispielsweise 1994 das 31 Mann starke US-Biathlon-Team untersucht wurde, fand man heraus, dass 11 Personen während zwei Jahren keinen Zahnarzt besucht hatten, sich 12 einen Weisheitszahn ziehen lassen mussten und mindestens 7 einen Abszess hatten.

“Stellen sie sich das vor: Ein Athlet trainiert während vier Jahren für den grossen Tag. Und plötzlich setzt ihn ein kleiner Zahn schachmatt.”

swissinfo, Jacob Greber, Zürich

René Fasel leitet die olympische Zahnklinik an den Olympischen Spielen in Athen.

Die 28 Zahnärzte erwarten während zwei Wochen um die 1000 Athleten.

Laut Fasel wird die Gesundheit der Zähne unter Athleten oft vernachlässigt.

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