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Zweitklassig!

Die Schweizer Leichtathletik nach Sevilla im freien Fall. Keystone

Düsteres Weekend für die Schweizer Spitzenleichtathletik. Sowohl die Männer als auch die Frauen steigen in die Niederungen der 2. Liga ab.

Beim Europacup in Sevilla hielten sich die Frauen noch besser als die Männer. Die mit wenig Kredit angereisten Schweizer Frauen hielten mit neun Saisonbestleistungen in 20 Disziplinen und auch sonst nahezu optimalen Resultaten den Abstiegskampf bis zum Schluss offen.

Letztlich fehlten bloss 0,5 Rangpunkte zum Ligaerhalt. Nathalie Zamboni hätte als Schlussläuferin der abschliessenden 4×400-m- Staffel die vor ihr liegende Lettin Yekabsone abfangen müssen. Bis 20 m vor dem Zielstrich stiess sie auf gleiche Höhe vor, doch die letzten Meter stolperte die Tessinerin kraftlos ins Ziel.

Lange Zeit schienen die Frauen dem Abstiegsrudel zu entrinnen. Durch den kurzfristigen Ausfall von 200-m-Läuferin Regina Zwick musste allerdings Renate Kohler über die halbe Bahnrunde einspringen. Mehr als Rang 7 schaute nicht heraus und in der 4×400- m-Staffel fehlten der Langenthalerin dadurch möglicherweise die entscheidenden Kräfte.

Das international wertvollste Resultat erbrachte Stabhochspringerin Nadine Rohr. Die Schwester des momentan verletzten Alain Rohr schaffte mit überquerten 4,15 zum zweiten Mal die EM-Limite.

Kein Feuer im Männer-Team

Fast in allen Belangen bedenklich war die Vorstellung der Schweizer Männer. EM-Kandidat Samuele Dazio, der für die Schweiz den Wettkampf eröffnete, stand symbolisch für das misslungene Wochenende. Er schleuderte sein Gerät bloss auf 68,19 m und wurde Fünfter. Mit der Egalisierung seiner Saisonbestleistung (73,57) hätte er den Wettkampf locker gewonnen.

Stark in Erscheinung trat einzig Steepler Christian Belz, der trotz eines Sturzes noch auf Rang 2 vorstiess und somit die beste Schweizer Rangierung beider Teams erreichte. Positiv sind auch die 1:47,35 von 800-m-Läufer Ramon Wächter und die 5,20 m des Stabhochspringers Oliver Frey zu werten. Ansonsten schien sich die Equipe nicht mit aller Wucht gegen den drohenden Abstieg zu stemmen.

Bucher fehlte

Zwar kann das Fehlen von André Bucher oder Alain Rohr teilsweise als Entschuldigung herhalten. Auch die Frauen beklagten mit Anita Brägger, Anita Weyermann oder Petra Pechstein gewichtige Ausfälle. Doch ein Sieg von André Bucher hätte die Schweizer nicht vom Abstieg bewahrt.

Die Resultate sind ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Basis in der Schweizer Leichtathletik schwindet. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Zahl der Lizenzierten fast um die Hälfte reduziert.

Es fehlen die Spitzenleute, die ein Rennen gewinnen können und so die Distanz zu den vermeintlich schwächeren Nationen schaffen. Letzmals waren die Männer 1993 in die 2. Liga abgestiegen und zählten somit nicht zu den besten 24 Teams Europa. Die Frauen hielten nach dem direkten Wiederaufstieg auf dieses Jahr ihre Position nicht.

swissinfo und Hans Leuenberger (Si)

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