Post und Gewerkschaften legen Streit bei
Post-Mitarbeiter, deren Stellen in Konzern-AGs ausgelagert werden, unterstehen weiterhin dem Post-GAV. Darauf einigten sich die Sozialpartner.
Zuletzt hatten die Gewerkschaften mit Streik gedroht, weil sie zu grosse Lohneinbussen für die Post-Mitarbeiter befürchteten.
«Die Kunden erhalten ihre Weihnachtspäckli auch in diesem Jahr – ausser es gibt technische Schwierigkeiten», sagte Giorgio Pardini, Vizepräsident der Gewerkschaft Kommunikation, am Mittwoch. Rund zwei Wochen vor Weihnachten haben sich die Angestellten-Verbände mit der Post geeinigt.
Inhalt der Einigung: Der GAV wird grundsätzlich auf die Angestellten der neuen ausgelagerten Konzerngesellschaften ausgeweitet. Die Gewerkschaften ihrerseits sicherten der Post Gesprächsbereitschaft für allfällige Anpassungen zu.
Einbussen zeichnen sich ab
Vorgesehen ist konkret die Auslagerung der PostAuto und der SecurePost. Sollten die neuen AGs aufgrund der GAV-Bedingungen aber nicht mit anderen Unternehmen auf dem Markt konkurrenzfähig sein und demnach Arbeitsplätze in Gefahr geraten, kann die Post Nach-Verhandlungen verlangen, um die Verträge anzupassen. Dies würde Kürzungen in den Bereichen Löhne, Arbeitszeit und Ferien bedeuten.
Bereits sind solche Verhandlungen geplant, nämlich für die PostAuto und SecurePost. Diese sollen im Januar stattfinden. Bis Mitte 2005 sollen dann von beiden Seiten genehmigte Lösungen vorliegen.
Sieg der Vernunft
«Es ist ein Sieg der Vernunft», sagte Gewerkschafter Pardini weiter. So seien die Gewerkschaften der Post entgegengekommen, indem sie bei allfälligen Wettbewerbsproblemen zu Verhandlungen bereit seien.
Die Post kann nun flexibel bleiben, wie Daniel Mollet, Leiter der Post-Unternehmenskommunikation, erklärte. Sie habe nun die Möglichkeit, ihre Konkurrenzfähigkeit zu erhalten und im Wettbewerb zu bleiben.
Keine Entlassungen
Bei den Postsachen-Transporten sollen die geplanten Kosteneinsparungen bis Ende 2006 durchgeführt werden. Die damit verbundene Reduktion von 270 Stellen soll mittels freiwilliger Abgänge oder freiwilliger Übertritte in andere Bereiche der Post realisiert werden.
Die vorgesehene, vollständige Auslagerung der Wechselbehälter-Transporte an Dritte wird nicht vollzogen. Nur wenn unter den postinternen Chauffeuren kein Ersatz möglich sei, könnten diese Transporte an Dritte vergeben werden. Die Vereinbarung sieht ausserdem verschärfe Kontrollen der Post bei der Einhaltung von Bestimmungen des GAV bei temporären Arbeitskräften vor.
Die nun erzielte Lösung wird von beiden Seiten, also sowohl Post als auch Gewerkschaften, als ausgewogen bezeichnet. Sie muss aber noch von den zuständigen Entscheidungs-Gremien der Sozialpartner genehmigt werden.
Kein Gang vor die Richter
Im Interesse der Sozialpartnerschaft sollen nach Genehmigung die von beiden Parteien eingereichten Klagen zurückgezogen werden. Mollet zeigte sich optimistisch, dass der Vereinbarung zugestimmt wird.
Die Fronten zwischen der Post und den Gewerkschaften hatten sich Ende November verhärtet. So führte die Gewerkschaft Kommunikation eine nächtliche Blockade von vier Verteilzentren durch. Sowohl die Gewerkschaft transfair als auch die Post hatten Klagen eingereicht.
swissinfo und Agenturen
2003 zählte die Post 54’000 Mitarbeiter.
Sie beförderte 5 Mrd. Briefe und 150 Mio. Pakete.
Weltweit liefern die Postdienste aller Länder rund 450 Mrd. Briefe und Pakete aus.
Die Post hatte am 8. Oktober die Auslagerung von 270 Arbeitsplätzen angekündigt.
Die Gewerkschaften warfen darauf der Post-Leitung vor, mit der Auslagerung von Arbeitsplätzen in neue Konzerngesellschaften die im GAV festgelegten Lohn-Regelungen zu umgehen.
Postminister Moritz Leuenberger scheiterte am 23. November mit seinem Versuch, die beiden Parteien zu einer Einigung zu bewegen.
Aus Protest besetzten Post-Mitarbeiter am 25. November vier Brief-Verteilzentralen.
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