Sieben Feuerwehrleute sterben bei Einsatz
Bei einem Brand in einer Tiefgarage im Kanton Solothurn stürzte die Betondecke ein. Mehrere Feuerwehrleute wurden verschüttet, sieben starben.
Die Gründe für den Einsturz der Decke waren vorerst unbekannt. Die Solothurner Justiz leitete am Montag ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Tötung ein.
Nach dem Brand und dem Deckeneinsturz in einer Tiefgarage im solothurnischen Gretzenbach konnten am Samstag sieben Feuerwehrleute nur noch tot aus den Trümmern geborgen werden. Das Feuer war am frühen Morgen ausgebrochen.
Am Montag eröffnete die Solothurner Justiz ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung. Wie Untersuchungsrichter Rolf von Felten vor den Medien bekannt gab, richtet sich das Strafverfahren vorerst gegen unbekannt. Der Kreis der Personen, gegen die sich das Verfahren richte, sei vorerst offen.
Neben fahrlässiger Tötung geht es auch um die Straftatbestände der Verletzung der Regeln der Baukunde und des Verursachens eines Einsturzes. Von Felten rechnet frühstens in drei Monaten mit ersten Erkenntnissen.
Aufräumarbeiten unterbrochen
Nach der Bergung der letzten Opfer waren die Aufräumarbeiten am Sonntag bis Montag eingestellt worden. Die Brand- und Einsturzursache blieb vorerst unbekannt.
Die Bergung hatte sich äusserst schwierig gestaltet, da die Trümmerteile den Zugang zu den verschütteten Männern versperrt hatte. Die Rettungsarbeiten wurden zudem durch starke Rauchentwicklung und Hitze behindert.
“Wir wussten, wo sich die Verschütteten befanden, uns fehlten aber die Mittel, um sie aus den ineinander verkeilten Betonplatten herausnehmen zu können”, hatte Einsatzleiter Paul Haus erklärt.
Einsatz am frühen Morgen
Die Männer der lokalen Stützpunkt-Feuerwehr waren am frühen Samstagmorgen zu einem Brandherd gerufen worden. Mit Atemschutzgeräten drangen sie in die Tiefgarage einer Wohnsiedlung ein, wo drei Autos brannten. Dann stürzte nach einem grossen Knall innert weniger Sekunden die Decke der Garage über elf der Feuerwehrleute ein, wie Augenzeugen berichteten.
Drei Feuerwehrmänner konnten sich retten. Ein vierter wurde von Kameraden aus den Trümmern geborgen. “Der Funkkontakt hatte zunächst funktioniert, ist aber in der Zwischenzeit abgebrochen”, sagte ein Polizeisprecher am Abend.
Schwierige Arbeiten
Die Rettungsarbeiten gestalteten sich sehr schwierig, weil die Trümmerteile der eingestürzten Decke kompakt ineinander verschachtelt waren. Mit schwerem Gerät und Spezialmaschinen musste das Material am Einsturzort schichtweise abgetragen werden. Den ganzen Nachmittag waren über 200 Personen im Einsatz.
Mit Schneidgeräten legten die Bergungskräfte, die auch von Armeeangehörigen unterstützt wurden, später einen Korridor frei, um zu den sieben Verschütteten vordringen zu können.
Care-Team für die Angehörigen
Über dem eingestürzten Teil der Tiefgarage befand sich ein Kinderspielplatz. Dort klaffte nach dem Einsturz der Betondecke ein bis zu drei Meter tiefer und 30 auf 30 Meter breiter Krater. Über die Gründe des Einsturzes ist bisher noch nichts bekannt, eine Untersuchung wurde eingeleitet.
Rund 100 Bewohner aus 33 Wohnungen der Siedlung wurden evakuiert. Sie konnten am Nachmittag wieder in ihre Wohnungen zurück. Im Einsatz standen auch ein Care-Team und ein Samariterverein, die die Angehörigen der Vermissten und die Feuerwehrleute betreuten.
swissinfo und Agenturen
Chronik der Einsturz- und Brandkatastrophen in der Schweiz:
1985: Bei einem Deckeneinsturz im Hallenbad von Uster sterben 12 Menschen.
1992: Ein Grossbrand in St. Gallen fordert 4 Todesopfer.
1996: In Niederbipp brennt die Papierfabrik Tela ab. 3 Feuerwehrleute kommen beim Brand ums Leben.
1997: In Payerne sterben 2 Feuerwehrleute bei Löscharbeiten auf einem Autoreifenlager.
2001: Ein Brand im Gotthardtunnel fordert 11 Todesopfer.
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