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Das LAC segelt mit dem Wind

Das Zentrum für Kunst und Kultur LAC an der Seepromenade von Lugano. Keystone

Das Zentrum für Kunst und Kultur in Lugano (LAC) hat die zweite Saison mit der Videoinstallation "Slow Dancing" des amerikanischen Künstlers David Michalek eröffnet. Mit dem aussergewöhnlichen Ereignis will das Kulturzentrum das erste Jahr seines Bestehens feiern.

Nach dem Lincoln Center in New York, der Biennale di Venezia in Venedig, der Opéra Bastille in Paris und dem Trafalgar Square in London beleuchtet die gigantische, dreidimensionale Projektion “Slow Dancing” vom 20. September bis 9. Oktober nun also die Piazza Bernardino Luvini an der Seepromenade von Lugano. “Die schönste Naturkulisse, die ich je gesehen habe”, schwärmt der amerikanische Künstler David Michalek.

Nach sechs Jahren Renovationsarbeiten wurde im September 2015 das Zentrum für Kunst und Kultur von Lugano (LAC) neben dem ehemaligen Hotel Palace eröffnet. Die Liegenschaft stand während 40 Jahren leer und wurde schliesslich von der Stadt Lugano gekauft, nachdem die Schweizer Grossbank Credit Suisse jahrelang vergeblich Verhandlungen mit Käufern geführt hatte, die nur an Spekulationsgeschäften interessiert waren. Das Kulturzentrum ist auf dem grossen Grundstück des ehemaligen Luxushotels gebaut, das bis zu seiner Schliessung im Jahr 1969 das mondäne Lugano prägte.

Positive Bilanz des ersten Jahres

Der Direktor des Kulturzentrums, der Kanadier Michel Gagnon, und der Bürgermeister von Lugano, Marco Borradori, ziehen eine positive Bilanz des ersten Jahres. “Nur administrative Fragen haben zu Kontroversen geführt [die Verteilung der Sitze im Verwaltungsrat, Anm.d.Red.]”, sagte Marco Borradori gegenüber swissinfo.ch. “Was uns jetzt interessiert: Wir wollen, dass das Kulturzentrum eine Institution mit nationaler und internationaler Bedeutung wird.”

Das Kulturzentrum sei noch jung, aber die Menschen die dort arbeiteten, seien engagiert und kompetent. “Das Kulturzentrum ist für Lugano eine grosse Herausforderung, die finanziellen Investitionen waren gross, und der Betrieb des Zentrums lastet natürlich auf den öffentlichen Finanzen. Aber das LAC ist ein kultureller und touristischer Anziehungspunkt”, fügt der Bürgermeister an.

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Daniele Finzi Pasca wieder daheim

Eine der Attraktionen der ersten Saison des Kulturzentrums war ohne Zweifel die Theater- und Tanzgruppe des international bekannten Tessiners Daniele Finzi Pasca, der seine logistische Basis im neuen Zentrum eingerichtet hat. “Wir mögen die Gruppe von Finzi Pasca sehr und sind stolz und glücklich über seine Rückkehr ins Tessin, aber wir sind uns sehr wohl bewusst, dass dies nicht ausreicht”, sagt Bürgermeister Borradori. “Das LAC wird erst international bekannt, wenn es auch international denkt. Die Schritte während des ersten Jahres gehen in die richtige Richtung. Mit kleinkalibrigen Projekten erreicht man keine Sichtbarkeit”, betont er.

Unter der Leitung von Michel Gagnon hat das LAC seit seiner Eröffnung Künstler, Musiker, Orchester und Choreografen mit internationalem Renommee eingeladen, unter anderen “Les Ballets de Monaco”, die Dirigenten Charles Dutoit, Valery Gergiev und Bernard Haitink sowie die Regisseure Mario Martone und Antonio Latella. Das Zentrum stellte zudem Werke von Alberto Giacometti, Andy Warhol und Alexander Rodchenko aus, um nur die Berühmtesten zu nennen.

Schweizer Künstler werden bevorzugt

Für die Saison 2016-2017 ist ein Konzert der Schweizer Musikprojekte Larytta (Waadt), Round Table Knights (Bern) und Mel Mercury (Bern) geplant, die zu den interessantesten DJs der Schweiz und sogar weltweit gehören.

Auch die klassische Musik kommt nicht zu kurz: Es werden international renommierte Orchester wie das BBC Philharmonic Orchestra, das Philharmonische Orchester von St. Petersburg und die “Académie de Sainte Cécile” erwartet.

Auch Theater, Tanz und Ausstellungen (Gemälde, Fotografie, Grafik etc.) werden im nächsten Jahr eine grosse Rolle spielen. Drei Stücke von William Shakespeare stehen auf dem Programm, und das Béjart Ballet von Lausanne wird sein berühmtes Boléro de Ravel aufführen. In den Ausstellungsräumen des LAC werden nächstes Jahr Werke von Paul Signac, Alberto Giacometti, Paul Magritte und Meret Oppenheim gezeigt. Das LAC setzt also seine Ambitionen fort und schert sich nicht um Kontroversen.


Das LAC

Das Zentrum für Kunst und Kultur Lugano (LACExterner Link) wurde im September 2015 eröffnet und bietet ein breites kulturelles Angebot (Theater, Musik, Tanz, Ausstellungen).

Das vom Tessiner Architekten Ivano Gianola konstruierte Zentrum beherbergt auch das Museum für Kunst der italienischsprachigen Schweiz, das aus einer Fusion des Kantonalen Kunstmuseums und des Museums für Kunst der Stadt Lugano hervorging.

In den ersten 12 Monaten hat das LAC 225 Aufführungen veranstaltet und mehr als 260’000 Zuschauerinnen und Zuschauer angelockt.

(Übertragung aus dem Französischen: Sibilla Bondolfi)

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