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Die Chancen für Franz Webers Initiative sind intakt

Geschlossene Fensterläden, kalte Betten: Grindelwald. Keystone

Die Initiative gegen den Zweitwohnungsbau geniesst laut dem ersten Abstimmungs-Barometer der SRG SSR in der Bevölkerung breite Unterstützung. Ein Ja am 11. März ist jedoch unsicher. Die Initiative für 6 Wochen Ferien jedoch wird kaum Chancen haben.

Im Auftrag der SRG SSR hat das Meinungs-Forschungsinstitut gfs.bern eine erste Umfrage zum Urnengang vom 11. März durchgeführt. Demnach befürworteten Ende Januar 61% der 1208 Befragten die Volksinitiative “Schluss mit uferlosem Bau von Zweitwohnungen”. 27% lehnten die Initiative ab, 12% waren noch unentschlossen.

Die von Helvetia Nostra, eine Gruppe der Franz Weber-Stiftung, lancierte Initiative verlangt, dass eine Gemeinde nicht mehr als 20% Zweitwohnungen aufweisen darf.

Die relativ hohe Zustimmung zur Initiative zeige, “dass die damit angesprochenen Probleme bei der Bevölkerung auf ein Echo stossen”, sagt gfs-Studienleiter Claude Longchamp.

Umfrage lässt keine Prognose zu

Die Meinung der Initianten, dass Gemeinden mit zahlreichen Zweitwohngen zu Geisterstädten würden, wird von 85% der Befragten geteilt. 84% sind mit den Initianten einverstanden, die argumentieren, Zweitwohnungen trieben die Immobilienpreise in die Höhe und verschandelten die Landschaft.

Auch wenn die Befürworter der Initiative zurzeit in der Mehrheit sind, sei das noch “keine Prognose” für den 11. März, sagt Longchamp und weist darauf hin, dass im Abstimmungskampf für eine Initiative vielfach die Befürworter an Terrain verlören und die Gegner zulegen könnten. Das habe damit zu tun, dass eine Idee vielfach verführerisch töne, während dem die Kampagne der Gegner den Finger auf die wunden Punkte der Umsetzung lege, was den Gegnern Auftrieb beschere.

Kaum Chancen für sechs Wochen Ferien

Wenn der Ausgang der Abstimmung zur Zweitwohnungsinitiative offen ist, so scheint das Schicksal der Initiative “Sechs Wochen Ferien für alle” bereits besiegelt. Laut der Umfrage lehnen 55% der Befragten die Initiative ab, lediglich 39% haben sich dafür ausgesprochen und 6% waren noch unentschlossen.

Damit sind die Chancen dafür, dass die Ferieninitiative angenommen wird, sehr gering, denn deren Gegner werden im Abstimmungskampf mit Sicherheit auf die Schwierigkeiten einer konkreten Umsetzung hinweisen. Die Mehrheit der Befragten ist zudem der Meinung, zwei Wochen zusätzliche Ferien würden den Stress am Arbeitsplatz erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft schwächen.

Protestantische Arbeitsethik weit verbreitet

Es wäre zudem nicht das erste Mal, dass das Schweizer Stimmvolk eine Initiative ablehnt, die das Ziel hat, die Arbeitszeit zu verkürzen. So sind bisher alle Initiativen an der Urne gescheitert, welche die gesetzlich festgelegte wöchentliche Arbeitszeit verkürzen wollen.

“Arbeiten stellt einen Wert dar und der Gedanke, dass Arbeit zum Erfolg führt, ist in weiten Teilen der Bevölkerung verankert”, sagt Longchamp. “Die protestantische Arbeits-Ethik hat sich in der Schweiz durchsetzen können. Dazu kommt, dass die Schweizer im Allgemeinen eher für die Interessen der Wirtschaft, als für die eigenen Interessen stimmen.”

Drei weitere Vorlagen

Wenn Ende Januar abgestimmt worden wäre, dann hätten laut der gfs-Umfrage 55% der Bausparinitiative zugestimmt.  22% hätten sie abgelehnt und 23% waren noch unentschlossen. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Bundesbeschluss zur Regelung der Geldspiele.

Völlig unsicher  ist nach er ersten Umfrage die Situation bei der Buchpreisbindung. 48% hätten sie gutgeheissen, 39% hätten sie abgelehnt und 13% waren noch unentschlossen.

“In der Frage der Buchpreisbindung ist die Situation sehr komplex”, sagt Longchamp. “Dies auch, weil sich die politischen Instanzen nicht einig sind. Die Regierung hat sich dagegen, das Parlament hat sich dafür ausgesprochen.”

Die Umfrage wurde zwischen dem 23. und dem 28. Januar 2012 realisiert.

Eine repräsentative Auswahl von 1208 Personen wurden telefonisch befragt.

Aus Datenschutzgründen können Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer nicht befragt werden.

Der Streubereich der Resultate liegt bei +/- 2.9%.

(Übertragung aus dem Französischen: Andreas Keiser)

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