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Keine Verschwendung von Schnee

SChneekanone produziert Kunstschnee
Eine Schneekanone im Berner Oberland produziert Kunstschnee. Keystone/Lukas Lehmann

In den vergangenen Jahren schneite es während der Ski-Saison oft zu wenig, sodass die Bergregionen gezwungen waren, mit Kunstschnee nachzuhelfen. Ein verschwenderisches Unterfangen. Doch mit welchen Mitteln spart man hierbei Wasser, Energie und Geld?

In den Schweizer Bergen wurden schneearme Winter in den vergangenen Jahren immer häufiger. Die Bergbahnen mussten oft mit Kunstschnee nachbessern. Aber gerade die künstliche Beschneiung frisst viel Wasser und Strom. Das kostet. Die Bergbahnen versuchen deshalb das Optimum aus dem vorhandenen Naturschnee und dem Kunstschnee herauszuholen.

Effizientere Beschneiung

Deshalb setzen immer mehr Skigebiete auf die sogenannte GPS-gestützte Pistenpräparierung. Jedes Pistenfahrzeug wird dabei mit einem Schneehöhenmess-System ausgestattet. Das System erkennt bis auf wenige Zentimeter genau, wie viel Schnee sich unter dem Fahrzeug befindet. Für eine gute Piste reicht bereits eine Schneedecke von 25 bis 50 cm. Auf einem Monitor im Führerstab sind die Schneehöhen im umliegenden Gelände eingezeichnet. Der Pistenfahrzeugfahrer weiss, wo sich weniger und wo mehr Schnee befindet und kann ihn effizient verteilen. Am Ende braucht es weniger Schnee, und damit auch weniger Kunstschnee.

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In der Schweiz setzen rund 20 Skigebiete bereits auf die Schneehöhenmessung, sieben weitere führen ein solches System auf diese Saison ein. Das ergab eine SRF-Umfrage bei den drei grössten Anbietern. In Gstaad kommt die Schneehöhenmessung seit letztem Jahr flächendeckend zum Einsatz. Seit der Einführung hat sich die Arbeit der Pistenchefs verändert. “Früher war die Beschneiung noch echte Handarbeit”, sagt Walter Reichenbach, Leiter des Pistenrettungsdiensts in Gstaad. Zurücklehnen kann er sich trotzdem nicht. Man müsse multifunktioneller sein – die Herausforderung bestehe in der Vernetzung der Teilbereiche Strom, Wasser sowie den elektronischen Höhenmessgeräten und Funkgeräten, sagt er.

Die Umrüstung auf die digitale Technologie stiess bei den Mitarbeitern nicht von Beginn an auf Akzeptanz, man befürchtete eine zusätzliche Überwachung. Doch die anfänglichen Skeptiker hätten ihre Meinung geändert, sagt Matthias In-Albon, Geschäftsführer der Bergbahnen Gstaad.

Bis zu 20 Prozent Kunstschnee lassen sich laut ersten Erfahrungen der Skigebiete einsparen. Das zahlt sich für In-Albon finanziell aus: “Insgesamt reden wir von Einsparungen pro Jahr von ca. 300’000 Franken versus einer Investition von 700’000 Franken.” Es sei aber nicht so, dass es um das blosse Einsparen von Kosten gehe, sagt Matthias In-Albon. Der Grundsatz der Nachhaltigkeit und die Planungssicherheit stünden ebenfalls im Fokus: “Das Weihnachtsgeschäft macht praktisch ein Viertel des Gesamtjahresumsatzes aus.”

Grosse Eingriffe in die Natur

Die Bemühungen der Berggebiete, die künstliche Beschneiung möglichst effizient zu organisieren, sind grundsätzlich zu begrüssen, findet Thomas Wirth vom WWF Schweiz. Doch die künstliche Beschneiung schade aber der Natur.

Auf einer kleinen einzelnen Fläche brauche man durch die Optimierung vielleicht zwar weniger Ressourcen, doch insgesamt benötige man immer mehr solcher Beschneiungsflächen, sagt Wirth. Daher nehme der Gesamtenergieverbrauch der Skigebiete unterm Strich zu.

“Jede Beschneiungsanlage ist ein massiver Eingriff in die Umwelt”, sagt Wirth. Durch die Installation von Wasserleitungen, die für den Betrieb der Kunstschneeanlagen nötig seien, greife man in den Naturboden ein. Speicherseen würden eingerichtet, welche einen Einschnitt in den Wasserhaushalt der Natur darstellten, kritisiert Wirth.

In der Schweiz kommt kaum ein Wintersportort ohne Kunstschnee aus. Und eine jüngst erschienene Studie das Institut für Schnee- und Lawinenforschung zeigt, dass die Schneesaison kürzer werden dürfte. Matthias In-Albon ist realistisch: “Der Klimawandel ist da, die Kälteperioden werden kleiner, wir produzieren mehr, so dass sich diese Einsparungen teilweise auch wieder kompensieren.” Trotzdem ist er der Meinung, dass ein solches System unabdingbar sei. Seiner Meinung nach überlebe kein Skigebiet mehr, wenn es nicht spart – auch nicht beim Schnee.

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