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Klimaerwärmung setzt Schneekanonen Grenzen

Tendenz steigend: auch in der Schweiz wird zunehmend künstlich beschneit. Keystone Archive

Die künstliche Beschneiung von Skipisten wird in den nächsten Jahren noch zunehmen. Derzeit werden in der Schweiz knapp 20 % der Pisten künstlich beschneit, in Österreich bereits 50 %.

Gemäss einer Studie des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung in Davos wird die Klimaerwärmung dem Einsatz von Kunstschnee mittelfristig aber Grenzen setzen, namentlich unterhalb von 1500 Metern.

Die technische Beschneiung ist laut der Studie für höher gelegene Destinationen ein möglicher Weg zur Förderung des Skitourismus im Winter.

Die durch die Klimaerwärmung erwarteten höheren Temperaturen werden das Beschneiungspotenzial allerdings reduzieren. Die Studie empfiehlt, die regionalen Stärken eines Skigebietes zu nutzen.

In der Schweiz werden aktuell 19% der Skipisten technisch beschneit – mit steigender Tendenz. Das Eidgenössische Institut für Schnee- und Lawinenforschung, die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft und die Hochschule für Technik Rapperswil haben deshalb in Davos, Scuol und Braunwald die Auswirkungen von technischer Beschneiung auf die regionale Wirtschaft und die Umwelt untersucht.

Drohender Verlust beim Volkseinkommen

Um die ökonomischen Effekte des Kunstschneeeinsatzes zu erfassen, haben die Forschenden im Untersuchungsgebiet Davos eine Wertschöpfungsanalyse durchgeführt. Die Studie zeigt, dass der Wintertourismus allein über die direkte touristische Nachfrage zu 26% des regionalen Volkseinkommens beiträgt.

Die Bergbahnen generieren einen direkten Anteil von fünf Prozent am gesamten Volkseinkommen. Bei einem schneearmen Winter würde ohne den Einsatz von Kunstschnee ein Verlust von bis zu zehn Prozent des regionalen Volkseinkommens eintreten, was einem Betrag von 60 Millionen Franken entspricht.

Unter 1500 Metern Höhe kritisch

Bei den prognostizierten Temperaturerhöhungen im Winter bis ins Jahr 2050 sei die natürliche Schneesicherheit in den mittleren Höhenlagen der Skigebiete auf rund 1500 Metern nur noch teilweise gewährleistet, heisst es in der Studie.

Unter den veränderten Temperaturbedingungen werde das Beschneiungspotenzial deutlich verringert. Bei Stand der heutigen Technik könnte es in einigen Gebieten schwierig werden, bis zum Beginn der Hauptsaison vor Weihnachten die Grundbeschneiung im Bereich der Talabfahrten unter 1500 Metern abzuschliessen.

Bei der Planung von neuen Bergbahnen und Beschneiungsanlagen sollte daher gemäss der Studie der zukünftige Rückgang sowohl von Schneetagen als auch von potenziellen Beschneiungstagen mit berücksichtigt werden.

Wasserverbrauch ist hoch

Als Alternative zur technischen Beschneiung sei die Investition in leistungsfähige Zubringeranlagen in Betracht zu ziehen. Die Studie habe weiter gezeigt, dass der Energieverbrauch für die Beschneiung in Davos rund 0,6% des gesamten Energieverbrauchs der Gemeinde betrage.

Zum Vergleich belaufe sich der Energieverbrauch für Wohnungen auf mehr als 30%. Der Wasserverbrauch der Beschneiung dagegen mache bis zu 30% im Verhältnis zum gesamten Wasserverbrauch in den Untersuchungsgebieten aus.

Da die Gewässer im Winter generell eine tiefere Wasserführung aufweisen, sei die Einhaltung der Restwassermenge ökologisch sehr wichtig.

Schneesicherheit nicht einziges Kriterium

Die Studie kommt zum Schluss, dass die technische Beschneiung für höher gelegene Destinationen wie Davos oder Scuol ein möglicher Weg wäre, den Skitourismus im Winter zu fördern. Bei der Planung von Beschneiungsanlagen sollten aber die ökologischen und ökonomischen Auswirkungen sorgfältig geprüft werden und besonders die regionalen Stärken genutzt werden.

Gästebefragungen hätten auch gezeigt, dass bei der Wahl der Destination die Schneesicherheit zwar ein wichtiger, aber nicht der einzige Faktor sei.

swissinfo und Agenturen

In der Schweiz werden rund 20% der Pisten künstlich beschneit.

Das entspricht einer Verdoppelung innerhalb von 5 Jahren und einer Vervierfachung in 10 Jahren.

Experten und die Seilbahnbranche rechnen damit, dass sich die Zahl der künstlich beschneibaren Pistenkilometer in den kommenden 5 Jahren erneut verdoppelt.

Der Verband Seilbahnen Schweiz beziffert den Investitionsbedarf auf 800 Mio. Franken.

Im Skigebiet zwischen Adelboden und Lenk im Berner Oberland werden schon heute 60% aller Pistenkilometer beschneit.

Im Vergleich zu anderen Alpenländern ist die Schweiz trotz dem hohen Aufrüstungstempo in Sachen Schneekanonen ein Entwicklungsland.

Österreich beschneit weit mehr als 50% seiner Pisten künstlich, Italien schon fast 80% und Frankreich rund 66%.

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