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Letztes Rennen für Peter Sauber

Peter Sauber muss seinen schnellen Rädern Lebwohl sagen. Keystone

Nach 13 Jahren in der Formel-1 übergibt der Schweizer Peter Sauber seinen Rennstall an BMW, ohne jemals ein Grand Prix gewonnen zu haben.

Beim letzten Rennen der Saison, dem Grand Prix von China in Schanghai vom Sonntag, siegte der Spanier Fernando Alonso auf Renault. Die Sauber-Boliden landeten auf den Plätzen 6 und 10.

“Ich werde die Leute vermissen, vor allem meine Mitarbeiter, aber auch alle andern Personen im Fahrerlager – sogar jene, mit denen ich mich über die Jahre ein- oder zweimal gestritten habe”, sagte Sauber in Schanghai.

Der gelernte Elektromonteur fuhr vor fast 40 Jahren erste Rennen mit einem umgebauten VW Käfer und entwarf sein erstes Rennauto im Keller seines Elternhauses. Seither hat er sich einen Namen in der Formel-1 geschaffen und sich weit herum Respekt verdient.

Paul Stoddart – ein weiterer “Unabhängiger” der aussteigt nach dem Verkauf seines Rennstalls “Minardi” an Red Bull – beschreibt Sauber als einen wahren Gentleman.

Sauber selber – als Typenbezeichnung seiner Wagen wählte er immer den ersten Buchstaben des Vornamens seiner Ehefrau Christiane – macht sich noch keine Gedanken über die Zeit nach seinem Abtritt. “Im Moment bin ich zu beschäftigt. Ich denke, nach Ende des Jahres wird es Augenblicke geben, wo ich es vermissen werde.”

Sauber bleibt Berater

Sauber hält weiterhin 20% der Aktien seines Lebenswerks und bleibt dem neuen Besitzer BMW als Berater erhalten. Ab kommenden Januar wird er im Rennstall in Hinwil, im Zürcher Oberland, aber kein Büro mehr haben. Der 62-Jährige will sogar aus Hinwil wegziehen – wie Medien vermuten, ins Schwyzer Steuerparadies Freienbach – um nicht jeden Tag am Rennstall vorbeikommen zu müssen.

Im Interview mit dem Zürcher Tages-Anzeiger zeigte sich Sauber mehr als zufrieden mit dem Erreichten: “Ich konnte nicht hoffen, das Ganze so optimal abschliessen zu können. In einem Hochrisikogeschäft wie der Formel 1 ist das nicht selbstverständlich.”

Sauber war erfolgreich, wo andere mit besseren Voraussetzungen – wie beispielsweise Ex-Weltmeiser Alain Prost – versagten.

Guter Geschäftssinn

Das Überleben seines Unternehmens sicherte Sauber mit seinem Geschäftsinn und den Verträgen, die er schloss. So konnte er Mercedes überzeugen, wieder in den Motorsport einzusteigen. Die Deutschen wurden 1994 zum Motor-Lieferanten seiner Boliden, bis Mercedes zum vermögenderen Sauber-Rivalen McLaren wechselte. Zwei Jahre lang arbeitete Sauber mit Ford zusammen, bis 1997 Ferrari begann, die Motoren zu liefern.

Bedauert er denn nicht, dass er aus dem Formel-1-Zirkus ausscheiden muss, ohne dass sein Team einen Sieg davon getragen hätte? “Ohne grosses Glück war es für uns als unabhängiges Team nicht möglich, aus eigener Kraft zu gewinnen”, erklärte er dem Tages-Anzeiger. “Formel-1 ist ein Sport, also schaut man auf die Rangliste. Immerhin sind wir sechsmal GP-Dritter und Vierter der Konstrukteure-WM geworden im Jahre 2001.”

Talent eingekauft

Das war auch der Zeitpunkt, als sich Sauber auf die Äste hinaus wagte und den damals noch unbekannten Kimi Raikkonen unter Vertrag nahm. Der Kanadier Jacques Villeneuve, der diese Saison vor allem enttäuscht hat, ist der einzige Weltmeister, der jemals für Sauber gefahren ist.

Ein anderer Weltmeister, Michael Schuhmacher, der für den Schweizer in dessen Mercedes Junior-Team fuhr, bevor er in die Formel-1 einstieg, zollt seinem ehemaligen Chef Respekt für dessen Beharrlichkeit: “Es ist irgendwie eine Schande, dass er geht, wenn man schaut, wie er dieses Unternehmen aufgebaut hat, wie alles begonnen hat. Er hat einen guten Job geleistet.”

swissinfo und Agenturen

Formel-1-Grand Prix von China:

1. Fernando Alonso (Spanien), Weltmeister, Renault
2. Kimi Räikkönen (Finnland), McLaren-Mercedes
3. Ralf Schumacher (Deutschland), Toyota
4. Giancarlo Fisichella (Italien), Renault
5. Christian Klien (Österreich), RedBull-Cosworth
6. Felipe Massa (Brasilien), Sauber-Petronas

10. Jacques Villeneuve (Kanada), Sauber-Petronas

Ausserdem holt Renault seinen ersten Titel als Konstrukteur, Sauber den achten.

Peter Saubers Karriere im Motorsport begann 1967 mit einem umgebauten VW Käfer.

1986 zog Sauber mit seinem Rennstall nach Hinwil, wo die erfolgreichen Rennwagen C9, C11 und C291 gebaut wurden. 1992 folgte das erste Formel-1-Auto, der C12.

1986 gewann sein Team – nachdem es Mercedes in den Motorsport zurück geholt hatte – das 24-Stunden-Rennen von Le Mans und die Sportwagen-WM 1989 und 1990.

Insgesamt hat Saubers Team an 215 Grand Prix-Rennen teilgenommen.

Sechs dritte Ränge sind bisher die besten Ergebnisse des Teams.

BMW hat Sauber per 2006 gekauft und will das Budget markant erhöhen.

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