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BSE: Die Schweiz exportiert ihr Wissen

Auch in den USA wird nun vor BSE-Flesich gewarnt. Keystone

Die Schweiz stellt ihre von der UNO als vorbildlich bezeichneten Massnahmen und ihr Fachwissen rund um die Rinderseuche BSE nun den USA zur Verfügung.

Gleichzeitig setzt Kanada beim Kampf gegen die Rinderseuche auf den Schnelltest der Schweizer Firma Prionics zur Erkenntnis von BSE.

Nach dem ersten BSE-Fall in den USA fordert das Land nun internationale Expertisen an.

Ein Team aus der Schweiz soll vor Ort die Massnahmen zur Überwachung und Bekämpfung von BSE und den Schutz der Konsumenten in den USA analysieren. Darauf werden sie einen Bericht mit Empfehlungen erarbeiten.

Die USA zählen dabei auf die grosse Erfahrung der Schweiz in der BSE- Bekämpfung. Neben zwei Schweizer Fachleuten gehören dem internationalen Beraterteam auch ein Experte aus Neuseeland und den USA an.

Das gleiche vierköpfige Expertenteam hatte auch Kanada im Frühjahr 2003 nach seinem ersten BSE-Fall beraten.

Die USA haben bekannt gegeben, dass am 23. Dezember 2003 eine Kuh an BSE (Bovine spongiforme Enzephalopathie), auch bekannt unter den Namen Rinderwahnsinn, erkrankt sei. Die Kuh sei offensichtlich aus Kanada eingeführt worden. Seither haben über 30 Länder eine Einfuhrsperre für Rindfleisch aus den USA verhängt.

Die USA selber haben inzwischen drei Viehbestände unter Quarantäne gestellt. Rund 450 Kälber sollen geschlachtet werden.

Erfahrung der Schweiz weiter geben

Die Schweizer Experten werden die US-Behörden bei Massnahmen, die zu ergreifen sind beraten. Hintergrund ist die Tatsache, dass die Schweiz sich seit Jahren mit BSE auseinandersetzen muss – und dass es ihr gelungen ist, die Ausbreitung der Seuche wirkungsvoll einzudämmen.

So wurde in der Schweiz ein Handbuch geschaffen, das den Verantwortlichen hilft, die geeigneten Massnahmen zu treffen. Dazu gehören Kontrollen der Futtermittel. In der Schweiz herrscht ein Fütterungsverbot von mit Tiermehl verunreinigtem Futtermittel.

Auch die Massnahmen in den Schlachthöfen sind streng. Nebst den Schlachthöfen werden auch die Schlachtanlagen streng kontrolliert. Dennoch sind auch in der Schweiz bis kurz vor Ende des vergangenen Jahres wiederum 19 neue BSE-Fälle aufgetreten.

All diese Erfahrungen und Massnahmen, welche die Schweiz wegen BSE entwickelt hat, bilden die Grundlage der Expertentätigkeit des Schweizer Teams in den USA.

Theoretisches und praktisches Wissen

“In der Schweiz haben wir seit 1990 BSE-Fälle”, sagt Dagmar Heim vom Bundesamt für Veterinärwesen und Schweizer Mitglied des Expertenteams in den USA. “Weil wir schon seit bald 15 Jahren BSE-Fälle haben, besitzen wir auch viel Erfahrung im Umgang mit Rinderwahnsinn”, sagt Heim gegenüber swissinfo.

“Wir haben nicht nur theoretisches Hintergrundwissen, sondern auch praktische Erfahrungen, die wir ganz sicher den USA zur Verfügung stellen können, und die mithelfen, dass die Amerikaner die Fehler, die wir begingen nicht noch einmal machen”, sagt Heim.

Generell werde sich die Arbeit in den USA darauf konzentrieren, den Rinderwahnsinn dort unter Kontrolle zu bringen und die Konsumenten vor verseuchtem Fleisch zu schützen.

Lob der UNO

Die Arbeiten der Schweiz auf dem Gebiet von BSE werden auch von der UNO anerkannt. Zu Beginn der Woche hatte die Ernährungs- und Landwirtschafts-Organisation (FAO) der UNO die Schweiz namentlich für ihre Bemühungen im Kampf gegen den Rindewahnsinn gelobt.

Andrew Speedy, von der Abteilung Tierzucht und Gesundheit der FAO, attestierte der Schweiz Modellcharakter in Kampf gegen BSE.

Vor allem unterstrich Speedy die Effizienz bei der Kontrolle des Fleisches, aber auch der Massnahmen auf den Schlachthöfen und bei den Futtermitteln.

Schweizer Test für Kanada

Erkrankt ein Tier an Rinderwahnsinn, reichern sich in seinem Körper mit der Zeit BSE-Erreger an, so genannte Prionen.

Mindestens ein halbes Jahr bevor das Rind Symptome zeigt, ist es bereits genauso infektiös – gefährlich – wie ein sichtbar erkranktes Tier.

Solche hoch-infektiösen Tiere gelangen immer noch in den Vieh-Handel, weil man ihnen die Krankheit nicht ansieht. Mit dem von Prionics entwickelten Schnelltest kann BSE in diesem frühen Stadium erkannt werden.

Die Firma hat mittlerweile bekannt gegeben, dass die kanadische Food Inspection Agency (CFIA) den Test von Prionics für ihr Seuchenüberwachungs-Programm ausgewählt hat.

swissinfo, Urs Maurer

Gemäss Ueli Braun, Veterinärprofessor an der Universität Zürich, sind die wichtigsten Symptome der BSE-befallen Tiere: Verhaltensstörungen, Bewegungsstörungen und Störungen der Sensibilität.

Dabei reagiert das Tier nervös und ängstlich. Die Störungen der Sensibilität äussern sich in Überempfindlichkeit auf von aussen auf das Tier einwirkende Reize wie Berührung, Lärm oder Licht.

Im Rahmen der BSE-Bekämpfung wurden laut Braun im Auftrag des Bundesamtes für Veterinärwesen 182 Nachkommen von BSE-Kühen und 2800 gesunde Kühe aus BSE-Beständen auf die Krankheit hin untersucht.

Von den 182 Nachkommen zeigte kein Tier das BSE-typische Krankheitsbild. Auch alle Hirn-Untersuchungen blieben negativ. Bei der Untersuchung der gesunden Kühe wurde bei einem Tier die Diagnose BSE gestellt.

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