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Die Bildungsreform zeigt erste Wirkung

Schweizer Schüler haben ihre Leistungen in den letzten drei Jahren deutlich verbessert. Keystone

Die Erziehungsdirektoren der Kantone zeigen sich erfreut über die Resultate der Schweizer Schüler in der PISA-Studie 2003.

Angesichts der guten Leistungen in Mathematik, Naturwissenschaft und im Lesen sollen die Reformen aus den 1990-er Jahren fortgesetzt werden.

“Das sehr gute Abschneiden der Schweizer Schule bei PISA 2003 bestätigt uns nun, dass das Bildungssystem Schweiz keineswegs versagt”, erklärte Hans Ulrich Stöckling, Direktor der Erziehungsdirektoren-Konferenz (EDK) am Dienstag.

Die Schweizer Schulen hätten im internationalen Vergleich beim Schwerpunkt Mathematik, bei der neu getesteten Problemlösung und bei den Naturwissenschaften sehr gute Noten erhalten.

Diese Resultate zeigten, dass die Schule für die Integration einiges leiste, sagte Stöckling. Im Gegensatz zur Lesefähigkeit, die stark vom Umfeld ausserhalb der Schule abhänge, würden diese Fächer hauptsächlich durch die Schule vermittelt, so Stöckling weiter.

Resultate bestätigt

Das in der PISA-Studie 2000 gute Mathematikergebnis werde bestätigt. Bei den Naturwissenschaften habe die Schweiz neu den Mittelwert der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) übertroffen. Im Lesen habe sich das Land zwar leicht verbessert, verharre aber im Mittelfeld.

Auf Grund der Ergebnisse will die EDK ihre bereits eingeleiteten Reformen fortsetzen. Zügig vorantreiben will sie vor allem mit den nationalen Bildungsstandards (HarmoS) und dem Bildungsmonitoring. Weitergeführt werden auch die auf Grund der ersten PISA-Studie beschlossenen Massnahmen für die Förderung der Sprachkompetenz.

Werden Schüler verschiedener Kompetenzniveaus gemeinsam unterrichtet, lassen sich soziale Unterschiede eher ausgleichen.

Kritik an der Einwanderungspolitik

Kritik übte Stöckling an der Einwanderungspolitik. Im Gegensatz zu klassischen Immigrationsländern wie Kanada und Australien habe die Schweiz mit der Einwanderung ihr Bildungsniveau gesenkt.

Bis Anfang der neunziger Jahre seien meist unterdurchschnittlich Qualifizierte in die Schweiz eingewandert. Diesen Einfluss der Einwanderungspolitik könne die Schule nur begrenzt auffangen.

Mädchen rechnen nicht schlechter

Die PISA-Studie zeigt weiter, dass Mädchen nicht grundsätzlich schlechter rechnen als Knaben, aber zusätzliche Motivation für die erfolgreiche Arbeit mit Zahlen brauchen.

“Ist die Freude erst einmal da, verschwindet der Geschlechterunterschied”, sagte Heinz Gilomen, Vizedirektor des Bundesamtes für Statistik (BFS).

Der Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH) und seine Schwesterorganisation in der Westschweiz (SER) mahnten zur Zurückhaltung, wie sie in ihrer Mitteilung schreiben.

Es sei falsch gewesen, nach PISA 2000 die Bildungskatastrophe auszurufen. Genauso verfehlt seien jetzt aber Euphorie und Selbstzufriedenheit.

Benachteiligungen

Gehe es um sozioökonomische, kulturelle und geschlechtsspezifische Benachteiligung, schneide die Schweiz immer noch unbefriedigend ab, gaben die Verbände zu bedenken.

Es brauche politischen Willen, um die nötigen Gegenmassnahmen zu ermitteln und das nötige Geld dafür zur Verfügung zu stellen.

Lehrerinnen und Lehrer wünschen sich eine bessere Koordination der Lehrpläne, mehr Unterstützung für Schulen mit unterschiedlich förderbaren Schülern und bessere “Produktionsbedingungen”.

Nötig sei mehr Zeit für die Vorbereitung des Unterrichts und individuelle Beratung und Förderung der Schüler.

swissinfo und Agenturen

Mathematik: Der Mittelwert der Schweizer beträgt 527 Punkte, 27 über dem OECD-Durchschnitt, 10. Rang.
Naturwissenschaften: Die Schweizer erreichen 513 Punkte, 13 mehr als der OECD-Mittelwert, 12. Rang.
Lesekompetenz: Das Schweizer Mittel beträgt 499 Punkte, 5 über dem OECD-Durchschnitt, 13. Rang.
Lösen von Problemen: Die Schweizer erreichen 521 Punkte, 21 mehr als OECD-Mittelwert, 11. Rang.

An PISA 2003 (Programme for International Student Assesssment) beteiligten sich 41 Länder, darunter sämtliche 30 OECD-Mitglieder (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), insgesamt über 270’000 15-Jährige.

In der Schweiz wurden 24’642 Schülerinnen und Schüler aus 451 Schulen in allen Kantonen getestet, darunter ganze Klassen.

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