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Konkret gegen Leseschwäche

Jede 5. Person kann am Ende der obligatorischen Schulzeit höchstens einen einfachen Text verstehen. Keystone

Mehr Standardsprache in den Schulen und Massnahmen in der Sozial- und Integrationspolitik: Die kantonalen Erziehungsdirektoren wollen leseschwache Kinder unterstützen.

Damit sich die PISA-Ergebnisse nicht wiederholen, bräuchte es aber Milliarden-Investitionen.

Als die Resultate der PISA-Studie bekannt wurden, war der Schock schweizweit gross.

Für die Bildung sind hierzulande primär die kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren zuständig. Und diese erklärten, sie wollten wissenschaftlich fundiert abklären, wie die Leseschwäche bekämpft werden könnte.

Standardsprache früher und konsequenter

Am Montag stellte die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) nun ihren Aktionsplan vor.

Ein zentraler Punkt ist dabei die Sprachförderung in allen Unterrichtsfächern und hierbei insbesondere die Anwendung des Standarddeutschen.

Konkret soll die Schriftsprache vermehrt, früher und anspruchsvoller gebraucht werden. Bisher war nicht nur in vielen Kindergärten sondern auch in der Unterstufe Dialektunterricht keine Seltenheit.

Weitere Massnahmen sind die Sprachförderung für Kinder und Jugendliche mit ungünstigen Lernvoraussetzungen, die flexiblere beziehungsweise frühere Einschulung und die Förderung der Schulqualität durch ein nationales Bildungsmonitoring.

Kosten in Milliardenhöhe

Im ausserschulischen Bereich geht es vor allem um Betreuungsangebote und die Unterstützung der Eltern, womit laut EDK in erster Linie Sozial-, Familien- und Integrationspolitik gefordert sind.

Der St. Galler Regierungsrat und EDK-Präsident Hans Ulrich Stöckling betonte, dass das Massnahmen-Paket nicht zum Nulltarif zu haben sein werde und neben Kantonen und Gemeinden auch der Bund seinen Teil leisten müsse.

Die Pisa-Steuerungsgruppe schätzt die wiederkehrenden Kosten der Empfehlungen grob auf 1,25 bis 1,89 Mrd. Franken. Dazu kommen einmalige Kosten von 255 Millionen. Sie betont, dass erhebliche Handlungsspielräume bestünden.

Allerdings zeigt beispielsweise der Sparplan des Kantons Zürich, den die Lehrkräfte vehement bekämpfen, weil sie einen Qualitätsabbau an den Schulen befürchten, die Probleme sehr deutlich: Im Widerstreit mit den Finanzproblemen hat es auch die Bildung heutzutage schwer.

swissinfo und Agenturen

In der Schule will der Aktionsplan Sprach-Förderung für alle, dh vor allem konsequente Standardsprache,
Sprach-Förderung für Kinder und Jugendliche mit ungünstigen Lern-Voraussetzungen,
Frühförderung, konkret früherer und flexibler Schuleintritt,
Schulqualität verbessern z.B. durch ein nationales Bildungs-Monitoring.
Ausserhalb der Schule will der Plan zudem ausserschulische Betreuungs-Angebote und Massnahmen der Sozial-, Bildungs- und Migrationspolitik.

In der Schweiz kann jede fünfte Person am Ende der obligatorischen Schulzeit höchstens einen einfachen Text verstehen. Damit verfügen Schülerinnen und Schüler im internationalen Vergleich über geringe Lesefähigkeiten.

Dies war eine der ernüchternden Erkenntnisse aus der PISA-Studie im Jahr 2000. Eine andere: Im Vergleich zu anderen Ländern gelingt es den Schulen hierzulande weniger gut, ungleiche Lernvoraussetzungen auszugleichen. Die soziale und kulturelle Herkunft der Jugendlichen bleibt ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Die kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren erklärten damals, man wolle nun keine Schnellschüsse, sondern es sollten auf wissenschaftlicher Grundlage Massnahmen ausgearbeitet werden, um die Missstände zu beheben.

Nun liegt der Aktionsplan vor – allerdings sagen die Verantwortlichen nicht, woher das Geld für die Umsetzung kommen soll.

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