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Ein Herz aus Eis und Rosen gegen Gewalt

Mit einer herzförmigen Eisskulptur lancierten die Hilfswerke ihre Kampagne 2005. Keystone

Ein schmelzendes Herz aus Eis, eine SMS- und Rosen-Aktion: Damit haben Schweizer Hilfswerke die Fastenkampagne 2005 gestartet.

Die ökumenische Kampagne dauert bis am Ostersonntag.

“Wir glauben. Gewalt hat nicht das letzte Wort” lautet das Motto der ökumenischen Fastenkampagne. Bis Ostersonntag sind in den reformierten, katholischen und christkatholischen Kirchgemeinden viele Aktivitäten geplant, die auf das Schicksal von Menschen in Konflikten und Kriegen aufmerksam machen.

In ihrer Arbeit seien die Hilfswerke ebenso mit Gewalt als Folge von Hunger, Elend und einer ungerechten Weltwirtschaft konfrontiert, sagte Reto Gmünder, Zentralsekretär von Brot für alle. Dabei gebe es zahlreiche Beispiele, wie Formen der Gewalt solidarisch überwunden werden könnten. Und es gelte, solche Projekte zu fördern.

Mit SMS die Jugend ansprechen

“Unsere Werke rufen zu grosszügigen Spenden auf, um konkrete Initiativen auf Haiti, Indonesien, Südafrika oder Sudan zu unterstützen”, appellierte Gmünder.

Ein Höhepunkt der Kampagne soll der erste nationale Rosen-Aktionstag am 12. März werden. Freiwillige und Prominente verkaufen an diesem Tag 100’000 Rosen. Der Erlös fliesst in Projekte gegen Gewalt.

Mit einer SMS-Aktion werden Schweizer Jugendliche angesprochen. Ein schmelzendes Eis-Herz des Bündner Künstlers Cla Coray auf der Bundesterrasse ruft zu mutigem Handeln auf.

Die “täglichen Tsunamis” bewältigen

Fastenopfer-Direktor Antonio Hautle nannte als Beispiel ein Krisen-Zentrum in Manando im indonesischen Zentral-Sulawesi: Es biete Vertriebenen Schutz und darüber hinaus Gespräche und Kurse zur Überwindung der Vorurteile zwischen Christen und Muslimen.

Diese Arbeit sei unspektakulär, aber wesentlich für Entwicklung, betonte Hautle. Ziel sei es, an den Ursachen der Konflikte zu arbeiten, die weniger in der Religion begründet seien als vielmehr von lokalen Machthabern und Militärs geschürt würden.

“Täglich stille Tsunamis” ereignen sich nach Ansicht Hautles auch in Form von Gewalt gegen Frauen und Kinder. Unterdrückung und Überarbeitung der Frauen in Nepal habe dazu geführt, dass viele junge Mütter unter einem Uterusvorfall litten und keine Kinder mehr gebären könnten, was ihre gesellschaftliche Stellung noch mehr verschlechtere.

Über die gesundheitlichen Schäden zu sprechen und eine Besserstellung der Frauen zu erreichen, sei dort Ziel der Projekte.

Solidarität für die Dorfgemeinschaft

Wie wichtig Solidarität mit Menschen ist, die ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen wollen, illustrierte Annol Phylidor, Verantwortlicher eines Kulturzentrums in Haiti.

Dieser Treffpunkt im Ort Carice habe die Dorfgemeinschaft gestärkt: Wo sie sich früher vor bewaffneten Banden versteckt haben, könnten die Menschen heute geschlossen auf die Strasse gehen und auch gegen Gewalt protestieren.

Entwicklung in Haiti ist vor allem Hilfswerken überlassen, zumal die offizielle Schweiz aus Spargründen keine Projekte vor Ort starten wird.

Hautle äusserte auch die Hoffnung, dass die diesjährige Kampagne genug Mittel einbringen wird. Nach einem Einbruch 2003 haben die Hilfswerke im Vorjahr wieder mehr Spenden erhalten (Fastenopfer rund 17 Millionen Franken, Brot für alle rund 11 Mio. Franken) und hoffen, dass die Solidarität auch nach der Tsunami-Flut spielen wird.

Wahrheit zur Versöhnung

Auf solidarische Unterstützung aus der Schweiz hoffe auch Südafrika, sagte die Juristin Yasmin Sooka, die in der Wahrheits- und Versöhnungskommission mitarbeitete. Die Apartheid habe viele Formen der Gewalt hinterlassen, unter der viele Menschen noch heute litten.

Weit wichtiger als die Frage der Entschädigung von Gewaltopfern sei es, die geschichtliche Wahrheit überhaupt zu erfahren. Dazu brauche es dringend die Öffnung aller Archive, appellierte Yasmin Sooka an die Schweiz.

Banken und Konzerne, die trotz Handelsembargo von der Apartheid profitiert und die Repression gestützt haben, müssten anerkennen, was geschehen sei.

Solange diese Akteure formal die Verantwortung nicht übernehmen, bleibe die Versöhnung schwierig, sagte Sooka. Ihr und den Gewaltopfern gehe es darum, Lehren für eine friedliche Zukunft zu ziehen.

swissinfo und Viera Malach, InfoSüd

Die christlichen Hilfswerke widmen ihre diesjährige Fastenkampagne der Überwindung von Gewalt.

Ein riesiges Herz aus Eis steht seit Donnerstag-Morgen auf der Bundeshausterrasse Bern als Symbol für die Überwindung der Gewalt.

Neben der Aktion mit dem schmelzenden Eisherz werden am kommenden 12. März Freiwillige in der ganzen Schweiz Rosen gegen Gewalt verkaufen.

Die Mottos der diesjährigen Kampagne können neu auch als digitale Denkanstösse per SMS verschickt werden.

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