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Ein Problem mehr für Swiss

Die Swiss darf die Ex-Crossair-Piloten nicht anders behandeln als ihre Kollegen von der früheren Swissair. Keystone

Das Management der Airline muss nach einem Basler Schiedsgerichts-Urteil zugunsten der Ex-Crossair-Piloten seine Restrukturierungs-Pläne revidieren.

Das Verdikt wird es der Swiss wohl erschweren, die in Aussicht gestellte Kostenreduktion umzusetzen – besonders beim Stellenabbau.

Der Anwalt der Gewerkschaft Swiss Pilots, der ehemaligen Crossair-Piloten, sprach einen Tag nach Bekanntgabe des Urteils von einem “grossen Sieg”.

Das Unternehmen sei mit seiner betriebswirtschaftlichen Argumentation unterlegen. Also müsse Swiss die gemäss Urteil widerrechtlichen Entlassungen der 169 ehemaligen Crossair-Piloten rückgängig machen, so Anwalt Stefan Suter weiter.

Swiss Pilots ist sogar der Ansicht, dass die Gleichbehandlung der beiden Pilotenkorps beim Abbau Einsparungen ermöglichen soll.

“Ziel der Klage erreicht”

Swiss Pilots hat laut Präsident David Bieli das Ziel der Klage erreicht: keine Zweiklassengesellschaft im Pilotencorps, keine Diskriminierung der Ex-Crossair-Piloten.

Gemäss Urteil muss auch bei künftigen Entlassungen bei den Ex-Crossair- und den Ex-Swissair-Piloten proportional abgebaut werden. Dieses “Reissverschlusssystem” soll bis zum Ende des Gesamtarbeitsvertrages (GAV) Oktober 2005 gelten. Bieli fordert eine sofortige Umsetzung des Urteils.

Swiss will das Urteil nun evaluieren, und dann über das weitere Vorgehen entscheiden, sagte Swiss-Sprecher Jean-Claude Donzel. Die Swiss könnte das neuste Urteil ans Appellationsgericht Basel-Stadt weiterziehen.

Grounding provozieren?

Swiss Pilots-Präsident Bieli betonte, Swiss Pilots wolle kein Grounding der Swiss provozieren, schliesslich vertrete der Verband rund 900 Piloten.

Swiss hingegen hatte zuvor mitgeteilt, das Urteil, sollte es rechtskräftig werden, verursache “erhebliche Mehrkosten” und beraube die Swiss der Möglichkeit, die geplante Reduktion der Flotte nach wirtschaftlichen Kriterien vorzunehmen. Am kommenden Dienstag soll über die Reduktion informiert werden.

Aeropers: Existenzgefährdendes Urteil

In den Augen der Vereinigung der Ex-Swissair-Piloten, Aeropers, stellt das Urteil für die Swiss ein “existenzgefährdendes Problem” dar. Offensichtlich habe das Basler Schiedsgericht die schwierige Lage der Swiss nicht berücksichtigt, erklärte Christoph Ulrich.

Aeropers werde über das weitere Vorgehen später entscheiden. Für die Ex-Swissair-Piloten, die selber nicht als Partei in die Klage involviert gewesen seien, stehe aber fest, dass das Urteil nicht mit ihrem GAV kompatibel sei.

Swiss Express rechtswidrig?

Geht es nach dem Willen von Swiss Pilots dann werden sich alle Parteien – Swiss Pilots, die Ex-Swissair-Piloten Aeropers und die Fluggesellschaft – an einen Tisch setzen, um eine gemeinsame Lösung zu finden.

Der Verband wolle eine Firma mit einem “Spirit” und fordert “keine Auslagerung in Swiss Express”, so Bieli. Die Gründung der Billig-Airline-Tochter Swiss-Express, mit der Regionalflotte und Ex-Crossair-Besatzungen, wäre gemäss Urteil rechtswidrig. Dies, weil sie eine Trennung des Pilotencorps respektive eine diskriminierende Ungleichbehandlung nach sich ziehen würde.

swissinfo und Agenturen

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