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Bald Klarheit mit neuem Businessplan

Die Stunde der Wahrheit naht für die Swiss: Die Fluggesellschaft will kommenden Dienstag über den neuen Businessplan informieren. Erneut sind tiefe Einschnitte zu erwarten.

Die Gewerkschaften wurden bereits über die Grundzüge der Pläne ins Bild gesetzt.

Wie weit das Urteil des Basler Schiedsgerichts die Pläne der Airline beeinflussen, ist noch nicht klar abzusehen.

“Bei uns braucht es drei Eingriffe: Das Netzwerk muss angepasst werden, es braucht eine Strategie gegen die Billigairlines, und wir müssen unsere Kosten überall massiv reduzieren”, sagt Swiss-Kommerzchef William Meaney in einem Interview mit der Zeitschrift “Facts”.

Swiss schliesse sich dabei vergleichbaren Airlines an: “Qualität auf den Langstreckenflügen sowie tiefe Preise auf den europäischen Hauptlinien und den Nischenstrecken.”.

Das abgespeckte Europa-Geschäftsmodell werde vermutlich in einigen Monaten lanciert. “Wir schaffen die Businessclass nicht ab, überdenken aber das Konzept der Economy-Klasse”, sagt Meaney zu den Änderungen.

Hohe Verluste verlangen drastische Massnahmen

Die Swiss macht laut Meaney 2 Mio. Franken operative Verluste pro Tag: “Das müssen wir rasch ändern.” Die Fluggesellschaft plant gemäss eigenen Angaben “drastische” Sparmassnahmen.

Zu den Grössenordnungen wollte Swiss keinen Kommentar abgeben. Die “SonntagsZeitung” prognostizierte einen Abbau von 3000 der über 9000 Arbeitsplätze. Die Flotte dürfte um 30 bis 40 Prozent kleiner werden.

Regionalflotte nicht sakrosankt

Swiss-Chef André Dosé hat die Grösse der Regionalflotte von 59 Maschinen nicht für sakrosankt erklärt. Zudem gab der für den Flugbetrieb verantwortliche Manfred Brennwald bekannt, dass auch grössere Flugzeuge und Langstrecken-Verbindungen auf dem Prüfstand stünden.

Dabei stösst die Fluggesellschaft möglicherweise an die untere Grenze, bei der ein Anschlussverkehr noch gewährleistet werden kann. Diese liegt laut dem für den Flugbetrieb verantwortlichen Manfred Brennwald bei 18, 20 oder 22 Langstrecken-Flugzeugen.

Mögliche Lösung: Fusion

Auch eine Fusion mit der deutschen Lufthansa scheint noch nicht definitiv vom Tisch zu sein. Früher oder später müsse die Swiss in einen grossen Verbund, sagt Meaney. Beides sei möglich: als Partner oder als Kaufobjekt.

Dennoch bereitet sich die Gewerkschaft Unia, welche einen Teil des Kabinenpersonals vertritt, schon auf dieses Szenario vor. “Wir werden für die Beibehaltung der Arbeitsbedingungen kämpfen”, sagt der für die Luftfahrt verantwortliche Raphael Fehlmann. Bei einem Stellenabbau setze sich die Unia für einen Sozialplan ein.

Entlassungen bei flugverwandten Betrieben?

Daniel Vischer von der Gewerkschaft VPOD erwartet bei allen flugverwandten Betrieben in den nächsten Monaten eine Kündigungswelle.

Bereits mehrere Unternehmen haben den Gürtel enger geschnallt: So hat der Airline-Mahlzeitenlieferant Gate Gourmet in der Vorwoche 170 der 1160 Mitarbeiter in der Schweiz entlassen. Auch die Flughäfen Basel und Zürich haben je rund 30 Stellen abgebaut.

SR Technics hat die Kurzarbeit ausgedehnt, in einzelnen Bereichen Betriebsferien angeordnet und unbezahlten Urlaub gefördert. Entlassungen seien nicht auszuschliessen, sagt Sprecher Dominik Müller. Dagegen hat der Flughafenabwickler Swissport noch keine Massnahmen ergriffen.

swissinfo und Agenturen

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