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Eishockey: Lugano, ein Meister in Bedrängnis

Dem HC Lugano und seinem Trainer Ivano Zanatta steht eine schwierige Saison bevor. Keystone

Der HC Lugano, im April dieses Jahres zum siebten Mal in seiner Geschichte Schweizermeister geworden, geht mit einer schweren Hypothek in die neue Meisterschaftsrunde.

Der durch eine Betrugsaffäre gebeutelte Tessiner Klub der “Bianconeri” hat in der Zwischensaison seine besten Spieler auf dem Transfermarkt verloren.

Dieses Wochenende fällt im Schweizer Eishockey der Startschuss für die Meisterschaftsrunde 2006/2007. Zwölf Klubs kämpfen in der höchsten Spielklasse um die Nachfolge des Meisters HC Lugano.

Der Klub hat verschiedene seiner Superstars verloren wie die Kanadier Glen Metropolit und Jason York oder die Finnen Petteri Nummelin und Ville Peltonen.

Diese vier waren massgeblich beteiligt am siebten Titel, den die Tessiner diesen Frühling geholt haben. In der Zwischensaison sind die Stars den Sirenengesängen der Profiliga aus den USA nach Boston, Atlanta oder Minnesota gefolgt.

Schweizer Hockey wird erwachsen

Der Schweizer Eishockey hat kurz vor den Olympischen Winterspielen in Turin das Konzept der “Nulltoleranz” des internationalen Eishockey-Verbands eingeführt. Diese Regeln sind in der Schweiz gut aufgenommen worden.

Seither ist das Einhängen bei und Zurückhalten oder Anrempeln von Gegenspielern verboten. Der Stock darf nur noch zum Spielen des Pucks benutzt werden, und nicht als strategisches Instrument.

Dank diesen Regeln haben die Fans spannendere Matches mit mehr Toren, mehr Geschwindigkeit und mehr Spektakel erlebt. Auch für die neue Saison werden einige neue Regeln eingeführt, die vor allem für die Statistiker unter Spielern, Funktionären und Fans wichtig sein werden (siehe “Die neuen Regeln”).

HC Lugano unter Druck

Für den Meister HC Lugano ist allerdings auch trotz neuen Regeln unklar, wie es weitergeht. Die Tessiner Staatsanwaltschaft wirft Geschäftsführer Beat Kaufmann und Vereinspräsident Fabio Gaggini vor, zwischen 1996 und 2005 eine schwarze Kasse geführt zu haben, aus der 19 ausländische Spieler und Trainer entlöhnt worden sind.

Offenbar enthielt diese Kasse eine Gesamtsumme von gegen 7 Millionen Franken. Insgesamt sollen die Verantwortlichen dem Fiskus 4,4 Millionen Franken an Steuern und Sozialabgaben hinterzogen haben.

Der Schweizerische Eishockeyverband (SEHV) hat reagiert und Marc Furrer, den Verbindungsmann des Verwaltungsrats, beauftragt, die Lizenzdokumente des Tessiner Klubs zu untersuchen. “Die nötigen Massnahmen werden ergriffen”, sagte Furrer.

Auch Freiburg Gotteron plagen Sorgen

Auch dem Freiburger Klub Gotteron droht Ungemach. Nach zwei miserablen Saisons verblieb er nur dank einem Sieg gegen den ersten der Nationalliga B (HC Biel) in der höchsten Spielklasse. Doch er befindet sich am Abgrund des Konkurses.

Das Loch in der Kasse beläuft sich in der letzten Saison auf gegen 2 Millionen Franken. Damals hatte der Klub nicht weniger als 17 ausländische Spieler unter Vertrag.

Bern und Davos Favoriten

Der andere Westschweizer Klub, Genf Servette, möchte sich gerne für die Playoffs unter den neuen Regeln qualifizieren, wo die vier Besten den Gegner für die Viertelfinals aus den Plätzen 5 bis 8 auswählen können.

Auch die Zürcher Klubs Kloten Flyers und ZSC Lions sowie die Tessiner von Ambri Piotta rechnen mit einem Einzug in die Playoff-Runde der besten Acht.

Doch als Favoriten für die Nachfolge des HC Lugano gelten diese Saison der SC Bern, der HC Davos und die Rapperswil Lakers.

swissinfo, Matthias Froidevaux
(Übertragung aus dem Französischen: Christian Raaflaub)

Im Schweizer Eishockey werden in dieser Saison einige neue Regeln eingeführt. Die wichtigste: Der Sieger einer Partie erhält 3 statt wie bisher 2 Punkte. Der Verlierer geht ohne Punkte vom Spielfeld.

Ein Match, der nach 60 Minuten Spielzeit unentschieden endet, geht in eine Verlängerung von 5 Minuten. Wenn das erste Tor fällt, ist er zu Ende (“sudden death”). Dabei spielen 4 gegen 4 Spieler. Der Sieger erhält 2 Punkte und der Verlierer einen.

Ist in der Verlängerung kein Tor gefallen, kommt es zum Penaltyschiessen (mit drei Schützen pro Mannschaft).

In den Playoffs zum Ende der Saison dauert eine Verlängerung mit 5 gegen 5 Mann maximal 20 Minuten.

Letztes wichtiges Detail: Die Paarungen für die Viertelfinals der Playoffs werden nach dem Wunschprinzip gefällt. Der Ranglistenerste darf sich seinen Wunschgegner aus den Positionen 5 bis 8 auswählen, der zweite aus den restlichen drei, usw.

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