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Eisschrank Schweiz

Wäre ich doch mit meinen Kollegen nach Afrika geflogen, wird sich dieser Storch im luzernischen Brittnau denken. Keystone

So kalt wie dieses Mal war der Märzanfang seit 34 Jahren nicht mehr. Der Frühling kommt auch in den kommenden zehn Tagen nicht.

In La Brévine im Neuenburger Jura erreichte das Thermometer in der Nacht auf Mittwoch mit 33,7 Grad einen neuen Kälterekord.

Christophe Voisard von MeteoSchweiz sagte, dass die Schweiz den kältesten März-Anfang seit 34 Jahren erlebt habe. Einzig in der Nacht zum 6. März 1971 seien die Temperaturen um ein halbes bis ein ganzes Grad tiefer gewesen.

Die Temperaturen in der Nacht zum Dienstag waren auch die zweittiefsten März-Temperaturen seit Messbeginn im Jahre 1901. Den “Schweizer-Rekord” punkto Kälte hält das Dorf La Brévine im Neuenburger Jura. Im Jahr 1987 sank dort das Thermometer auf 41,8 Grad.

Kein Frühling in Sicht

In den tieferen Lagen sank das Thermometer mit der arktischen Kaltluft und bei klarem Himmel ebenfalls auf minus 10 bis minus 18 Grad ab. Nach dem Kälteschock zum meteorologischen Frühlingsbeginn sind die Aussichten auf milderes Wetter auch für die kommenden zehn Tage gering: Es bleibt kalt.

Auf Frühlingsvorboten hofft man laut Voisard nämlich in den nächsten zehn Tagen vergeblich. Für Donnerstag und das Wochenende sei mit weiteren Schneefällen zu rechnen.

Streusalz ist knapp

Auf den Strassen kam es zu den bekannten Problemen. So berichtete zum Beispiel die Baselbieter Polizei von einer ungewöhnlichen Pannenserie auf den Autobahnen.

Zudem lässt der strenge Winter das Streusalz zur Neige gehen. Die Rheinsalinen haben im Februar rund 100’000 Tonnen davon verkauft, die enorme Nachfrage damit aber nur knapp decken können.

Die Lage bleibt prekär, das trockene Wetter brachte aber etwas Entspannung. Paradoxerweise auch die heftige Kälte der letzten Tage: Ab 12 Grad Minus sei es nämlich sinnlos, die Strassen zu salzen, hiess es bei den Salinen.

Es ist nach 1999 und 2003 das dritte Mal, dass es zu Engpässen bei der Streusalzversorgung kommt. Damit soll nun Schluss sein: Noch diesen Sommer wollen die Rheinsalinen eine neue Lagerhalle mit einer Kapazität von 80’000 Tonnen einweihen.

Die Weichen streikten

Den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) verursachte die Eisschrankatmosphäre am Dienstagmorgen grosse Probleme bei einem Teil der 14’000 Weichen. Sie froren oft trotz Heizung ein.

Dutzende Züge mussten frühzeitig gewendet und die Passagiere auf alternative Linien umgeleitet werden. Verspätungen von bis zu einer Stunde waren die Folge.

Der Flughafen Zürich meldete Winternormalbetrieb bei trockenen Pisten und Rollwegen mit den üblichen Enteisungen

Strompreise steigen

Die Kältewelle hat in den vergangenen Tagen die Preise im internationalen Stromhandel in die Höhe getrieben.

Der Swiss Electricity Price Index (SWEP), der die Preise im kurzfristigen schweizerisch-europäischen Stromhandel auf den Spotmärkten angibt, erreichte am Montag 160,40 Franken für eine Megawattstunde. Das war der höchsten Stand seit dem Hitzesommer 2003.

Tiere und Pflanzen nehmen es cool

Wildtiere und Pflanzen stecken die strenge Kälte locker weg, sofern sie nicht zu lange anhält und die Tiere genügend Nahrung finden.

Vögel sind bestens für den Frost ausgestattet: “In ihrem Federkleid sind sie wie in einem Daunenschlafsack eingepackt”, sagte Matthias Kestenholz von der Vogelwarte Sempach. Federn seien das beste Isoliermaterial, dass die Natur hervorgebracht habe, darum seien gute Duvets auch mit Daunen gefüllt.

Auch für heimische Pflanzen sind die tiefen Temperaturen kein Problem: Die empfindliche Phase der Pflanzenentwicklung habe noch nicht eingesetzt, sagte Jürg Fuhrer von der Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau in Reckenholz, Kanton Zürich. Die Kälte nütze den Pflanzen sogar, weil sie Schädlinge dezimiere.

swissinfo und Agenturen

La Brévine im Neuenburger Jura verzeichnete mit minus 33,7 Grad die bislang tiefste Temperatur des Winters.
Auch im Flachland sanken die Temperaturen auf minus 10 bis 18 Grad.
Die Nacht zum Dienstag war die zweitkälteste Märznacht seit Messbeginn im Jahre 1901.
Noch etwas kälter war es am 6. März 1971.
Den Schweizer Kälterekord hält La Brévine im Kanton Neuenburg mit 41,8 Grad.

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