Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

René Hubert – Kleider machen Hollywoodstars

Der Schweizer Designer René Hubert kleidete erst Hollywood-Filmstars ein. Dann verhalf er der Swissair zu Kultstatus. Nun ist sein Werk in einer Ausstellung in Zürich wiederzuentdecken. 

Am Anfang seiner internationalen Karriere stand eine Frau: Gloria Swanson, der grosse Hollywoodstar des Stummfilms. Sie drehte 1921 in Paris einen Film und wollte für ihre Rolle die schönsten Kostüme haben. Das war die Stunde von René Hubert. Der Ostschweizer lebte nach seiner Ausbildung an der École des Beaux Arts in Paris. Keiner schuf glamourösere Kostüme für Music Halls und Varietés als er.

Der Filmstar war begeistert. «Gloria Swanson hat mich von Paris nach New York engagiert als persönlichen Créateur», sagte René Hubert Jahrzehnte später im Schweizer Fernsehen. Créateur – dass hiess Zeichner und Schneider all ihrer Kleider – ob Theater, Film oder Privatgarderobe.

Porträt
René Hubert in seinem Atelier bei Paramount Pictures, 1932. Collection Cinémathèque Suisse

Dabei bliebs nicht. Bald schon kleidete René Hubert Stars ein wie Jean Simmons, Marlene Dietrich, Ingrid Bergmann und oder auch Shirley Temple. «Opulenz war sein Stil», sagt Filmhistoriker Andres Janser, der die Ausstellung zu René Hubert am Museum für Gestaltung Zürich kuratiert hat.

René Hubert hatte eine virtuose Art, Stoffe zu kombinieren. Matte Materialien versus schimmernden Stein, verschiedene Schichten. Da zeige sich seine Stickereizeichner-Ausbildung in St. Gallen: «Er verstand das Potenzial von Stoffen, die sich in der Kombination noch steigern können.»

Der Erfolg liess nicht auf sich warten: Zweimal war René Hubert mit seinen Kostümen für einen Oscar nominiert. Der begehrte Schweizer arbeitete diesseits und jenseits des Atlantiks, in den USA, in Europa.

Und auch in der Schweiz. An der Landesausstellung 1939 hat er im sogenannten Modetheater die Stoffe der Schweizer Textilindustrie wirkungsvoll in Szene gesetzt.
In den 1950er Jahren zog René Hubert zurück in die Schweiz, nach Zürich. Als Homosexueller sah er sich in der McCarthy-Zeit in den USA zusehends bedroht.

Modezeichnung
Uniformentwurf für die Swissair-Bordstewardessen, 1965 Museum für Ge- staltung Zürich, Grafiksammlung

Nun begann auch sein Engagement für die Swissair. Man suchte jemanden, der die Uniformen der Angestellten vom militärischen Look befreite. Ein kulturaffiner Pilot habe ihn empfohlen, so ein Gerücht.

Er erfand nicht nur den leichteren Look der Kostüme, sondern gleich die ganze Swissair neu. «Er hat den Blauton definiert, den man ganz schnell international als Swissair-Blue kannte, so Janser. «Das Swissair-Blue war Teil der Markenidentität dieser Fluggesellschaft ab 1950.»

Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte der Star-Einkleider zurückgezogen in Zürich. Nach seinem Tod rettet ein Nachbar seinen Besitz vor dem Müll. Deswegen sind seine Entwürfe, seine Filmfotos, und sogar einige Originalkostüme erhalten geblieben.


Das Museum für Gestaltung Zürich zeigt die Ausstellung noch bis am 20.6.2021.

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft