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Die Euro(phorie) neigt sich dem Ende zu

Distinguierte Klassik und ausgelassene Fans passen in Wien gut zusammen. Keystone

Noch steht der Final aus, die Entscheidung zwischen Deutschland und Spanien. Er soll heute in Wien die Fussball Europameisterschaft 2008 beenden und krönen. In den anderen Host Cities kehrt bereits wieder Ruhe ein.

Die Euro 2008 ist laut dem österreichischen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer ein Glücksfall für die Schweiz und Österreich. “Aus Nachbarn sind Freunde geworden”.

Auch der Schweizer Sportminister Samuel Schmid lobt in Wien vor dem Finalspiel die konstruktive Zusammenarbeit mit Österreich: “Die Schweiz könnte einen Anlass dieser Grössenordnung nicht alleine durchführen”, sagte der Bundesrat. Das gemeinsame Ziel sei es gewesen, gute Gastgeber zu sein und gemeinsam mit Österreich ein völkerverbindendes Fussballfest durchzuführen.

In Wien herrscht derweil die Ruhe vor dem Sturm. “Die Schlachtgesänge vom Halbfinal Spanien – Russland vom Freitag sind verstummt. Aber die Deutschen werden zum Schluss dann schon noch loslegen”, ist swissinfo-Korrespondentin Karin Wolfsbauer überzeugt.

Euro-Schlussverkauf

Das nahende Ende der Grossveranstaltung macht sich auch in den Verkaufspreisen der Fan-Artikel bemerkbar: Immer grössere Preisnachlässe werden gewährt.

“Mini-WM-Pokale gibt es schon 50% billiger als noch vor ein paar Tagen, die EM-Maskottchen Trix und Flix sind schon 70% günstiger – frei nach dem Motto: Was ich heute nicht mehr verkaufe, bringe ich nimmermehr weg”, erklärt Karin Wolfsbauer

“Einzig die Preise für die “Paninipickerl” bleiben uns erhalten, bis die Sammlungen dann komplett sind.”

In den Wiener Fanzonen dürften die meisten Umsatzerwartungen dagegen nicht erfüllt worden sein. “Die Preise waren echt unverschämt! In einer Stadt, in der man ein Wiener Schnitzel mit Kartoffeln für 5 Euro bekommt, zahlt man ungern 4,50 Euro für ein Bier in einer Fanzone.”

Alltag mit positiven Erinnerungen

In den anderen drei österreichischen Austragungsorten, ist bereits wieder der Alltag eingekehrt. In Salzburg hängt die Euro-08-Dekoration noch, die im Juni üblichen Touristenmassen und Schulklassen prägen jedoch das Stadtbild stärker.

Die Innsbrucker äussern sich positiv. Viele zeigten sich beeindruckt von den friedlichen Menschenmassen und der guten Stimmung unter den Fannationen Schweden, Spanien und Russland.

In Klagenfurt scheinen die Europameisterschaften ohne die Klagenfurter über die Bühne gegangen zu sein – gab es doch zu jeder Tages- und Nachtzeit freie Parkplätze. Und Verkehrsstaus gab es auch keine – trotz der Verkehrsbeschränkungen.

Lob für die Organisatoren

Der UEFA-Euro-08-Chef Martin Kallen ist mit den beiden Austragungsländern Schweiz und Österreich sehr zufrieden. Man sei auf dem Weg zur besten Euro aller Zeiten, sagte Kallen.

Die beiden Gastgeberländer lobte Kallen für den ausgezeichneten Job, den sie gemacht hätten. Die Feedbacks von Offiziellen, Teams und Fans seien sehr, sehr gut gewesen, so Kallen. Er zeigte sich auch sehr zufrieden darüber, dass es zu keinen Ausschreitungen gekommen ist und sehr viele Fans den öffentlichen Verkehr benutzt haben.

Schweizer Fanzonen besser besucht

Ein gutes Zeugnis stellt Kallen den Schweizer Organisatoren aus. Die Zusammenarbeit mit dem Bund habe einwandfrei geklappt. Und die vier Host Cities Basel, Bern, Genf und Zürich hätten ihre Gastgeberrolle bestens wahrgenommen. Dass zwei Drittel aller Fans in den Schweizer Fanzonen waren, spreche für sich.

Das nahende Ende der Euro 08 vor Augen, spricht Karin Wolfsbauer mit einem Kaiser-Franz-Joseph-Zitat wohl den Wienern, den Österreichern aber auch den meisten Schweizern aus dem Herzen: “Es war sehr schön – es hat mich sehr gefreut.” Und Richard Strauss vollendet seine Oper “Die schweigsame Frau” mit den Worten: “Wie schön ist doch die Musik! Aber wie schön erst – wenn sie vorbei ist.”

swissinfo, Etienne Strebel

In einem Interview der NZZ am Sonntag verwies Bundesrat Samuel Schmid auf dunkle Wolken, die im Umfeld des dreiwöchigen Fussball-Grossanlasses aufgezogen seien.

Es habe Hinweise aus dem Ausland gegeben, wonach gewisse Vorbereitungen für ein Attentat getroffen worden seien, sagte er, ohne jedoch auf die Details einzugehen.

Es hätte sich nicht um jene Informationen gehandelt, die schon vor dem Beginn der Euro 08 auf den einschlägigen Internetseiten kursiert seien.

Schmid wies darauf hin, dass sowohl die Grenzorgane wie auch die Polizeistellen und zuständigen Nachrichtendienste sich der Sache auf allen Ebenen angenommen hätten und es danach zu keinen konkreten Problemen gekommen sei.

Zumindest für den letzten Tag der Euro 08 ist in der Host City Genf noch einmal der Riesenballon über dem Wahrzeichen der Stadt, dem Jet d’eau installiert worden.

Wegen eines Defekts hatte er am Freitag zum wiederholten Mal von seinem Platz über dem Springbrunnen geholt werden müssen.

Für den Final zwischen Deutschland und Spanien schwebt die Attraktion wohl zum letzten Mal über der Stadt.

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