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Grundschulwissen mit Berufsausbildung

Eine Frau mit Kochtöpfen in Bangladesch, wo die DEZA aktiv ist. (Bild: DEZA) DEZA

In Bangladesch gehen viele Jugendliche nie zur Schule oder verlassen diese zu früh. Die Schweiz unterstützt ein Projekt für Grundschulwissen und Berufsbildung.

Die Schweizer Entwicklungshilfe soll in Zukunft generell verstärkt auf Jugendliche ausgerichtet werden.

“Die Jugendlichen sollen mit dem Rüstzeug von heute die Herausforderungen von morgen anpacken können.” Dies erklärte Walter Fust, Chef der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), an der Jahresmedienkonferenz vom Mittwoch in Bern.

Er wies darauf hin, dass 54% der Weltbevölkerung jünger als 25 Jahre sind. “Und wir haben praktisch eine zunehmende Perspektivenlosigkeit in vielen Entwicklungsländern mangels Zugang zu Arbeit und Ausbildung”, so Fust gegenüber swissinfo weiter. Deshalb will die DEZA in verstärktem Mass die Jugend in die Entwicklungs-Zusammenarbeit einbeziehen und sich vermehrt auf Jugendliche ausrichten.

Beispiel Bangladesch

Beispiel eines von der DEZA unterstützten Projektes für Jugendliche ist das Centre for Mass Education in Science (CMES) in Bangladesch. Dieses gibt Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich Grundschulwissen gekoppelt mit einer einfachen Berufsausbildung anzueignen.

Seit mehreren Jahren schon arbeitet die DEZA in Bangladesch in diesem Bereich und will ihre Tätigkeit weiterführen, sagt die Programmbeauftragte Susanne Zumstein gegenüber swissinfo.

Traum verwirklicht

“Mich beeindruckt das Beispiel von Irin Nahar sehr stark: Sie ist heute 20-jährig und führt ein kleines Geschäft. Sie näht Kleider für Frauen und Kinder im Dorf ihres Mannes. Sie ist verheiratet, hat aber bis vor kurzem bei ihren Eltern gewohnt. Sie hat eine Ausbildung durchlaufen beim privaten, von uns unterstützten CMES-Ausbildungsprogramm. Sie hat dort sowohl Schulbildung wie auch handwerkliche Fertigkeiten erlernen können.”

Irin Nahar habe mit einem ganz kleinen Geschäft angefangen, mit der Herstellung von Salzgebäck und Süssigkeiten, schildert Zumstein. So konnte sie ein erstes Darlehen zurückzahlen. Jetzt steht die junge Frau finanziell auf eigenen Beinen. “Sie sagt heute, sie habe einen Traum verwirklichen können, nämlich sich aus Armut und Abhängigkeit zu befreien.”

Private Initiativen unverzichtbar

Die Nichtregierungs-Organisation CMES entstand vor rund 25 Jahren mit dem Ziel, für benachteiligte Jugendliche berufliche Perspektiven zu ermöglichen. Heute sei sie in insgesamt 12 Distrikten Bangladeschs aktiv, sagt die DEZA-Programmbeauftragte. Zehntausende von Jugendlichen seien über diesen Zeitraum ausgebildet worden.

Das bisherige Erziehungs- und Bildungssystem Bangladeschs sei undenkbar ohne die zahlreichen privaten Initiativen, so Zumstein weiter. Die DEZA engagiert sich seit 1996 für die CMES.

Zwar gelinge es staatlichen Schulen in den letzten Jahren vermehrt, die Einschulungsrate von Kindern zu verbessern. So ist die Regierung daran, das Gesamtschulsystem mit neuen Programmen zu verbessern, während die internationale Gemeinschaft, auch die DEZA, mit finanzieller Unterstützung und dem Dialog mit den entsprechenden Ministerien zu dieser Entwicklung beiträgt.

Dennoch kommen bezüglich der Qualität der Ausbildung nach wie vor viele Impulse aus privaten Nichtregierungs-Organisationen im Erziehungsbereich. “Deshalb ist es wichtig, dass wir in diesem Bereich in Bangladesch am Ball bleiben”, sagt Zumstein.

swissinfo, Jean-Michel Berthoud

CMES gibt es in 12 Distrikten Bangladeschs.

Ca. 3 Mio. Kinder in Bangladesch im schulpflichtigen Alter sind nicht eingeschult.

DEZA-Ausgaben für das CMES-Projekt 2004: 814’666 Fr.

Laufzeit des Projektes: 1997-2007

Das Centre for Mass Education in Science (CMES) hat sich zum Ziel gesetzt, in so genannten “ländlichen Technologiezentren” Ausbildungen zu ermöglichen.

Verschiedene Fertigkeiten können in den Berufsbildungszentren erlernt werden. Näh-, Schmiede- und Holzarbeiten sowie landwirtschaftliche Berufe sind Beispiele für solche Tätigkeiten, die nach der Ausbildung selbständig weitergeführt werden können.

In 17 Ausbildungseinheiten können durchschnittlich 10’000 Personen pro Jahr ausgebildet werden.

Die DEZA, die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, leistet gemeinsam mit der schwedischen Entwicklungs-Agentur SIDA einen Beitrag an die Organisations-Entwicklung von CMES.

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