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DEZA mit gemischter Zwischenbilanz

Spiel und Sport helfen Kindern, ihre traumatischen Erlebnisse beim Tsunami in Aceh/Indonesien zu bewältigen. Keystone

2005 ist ein Schlüsseljahr für die Entwicklungs-Zusammenarbeit: Ohne neue Finanzierungsformen wird sich die Armut bis 2015 nicht halbieren.

Mit Kleinstkrediten für Arme (Mikrofinanz) und Sport will die DEZA weitere Entwicklungs-Akzente setzen.

«Es ist zwar noch möglich, die Millenniumsziele der UNO, die Halbierung der Armut bis 2015, zu erreichen», sagte Walter Fust, Chef der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) an einer Medienorientierung.

Dafür müssten aber in den nächsten Jahren zusätzliche Mittel mobilisiert werden. Das Thema wird einen Schwerpunkt am M+5-Gipfel im September in New York bilden.

«Neben der Optimierung der bestehenden Zusammenarbeit müssen auch neue, innovative Finanzierungsinstrumente geprüft werden», erklärte Fust. «Die Staatengemeinschaft muss Rechenschaft ablegen.»

Schweiz muss Farbe bekennen

«Aber auch die Schweiz muss dieses Jahr Stellung beziehen», sagte Fust. Mögliche Lösungen sieht er bei Vorschlägen wie Steuern auf Devisen- und Finanzgeschäften, einer Kerosen-Steuer oder der Finanzierung von Entwicklungshilfe über Anleihen.

Der Bundesrat werde im Sommer über das weitere Vorgehen befinden, erläuterte Fust.

Bei der Entwicklungshilfe via Anleihen setzte der DEZA-Chef jedoch ein Fragezeichen: «Es wäre schon ein wenig zweifelhaft, wenn die kommenden Generationen die Zeche für die Entwicklungshilfe von heute bezahlen müssten.»

Ermutigende Zeichen

Als ermutigend nannte Fust Länder wie Grossbritannien, Frankreich und die Benelux-Staaten, welche ihre Entwicklungs-Beiträge markant erhöht hätten.

Dass die Schweizer Beiträge nicht gekürzt worden seien, bezeichnet Fust schon als «positiv».

Es sei eben schwierig, über das ordentliche Staatsbudget zusätzliche Gelder für Entwicklungshilfe aufzutreiben.

Dies zeige das Beispiel der Schweiz: 0,4% des Bruttoinlandprodukts (BIP) für Entwicklungshilfe sei seit Jahren definiert – erreicht worden sei dieses Ziel bisher nicht.

Internationale Zusammenarbeit nötig

Die Überwindung der Kluft zwischen armen und reichen Ländern sei die wichtigste Voraussetzung für eine sicherere und friedlichere Welt. Diese Einsicht habe die Flutkatastrophe in Südasien weiter verstärkt. «Deshalb behandelt die Politik Entwicklungsfragen immer vorrangiger», sagte Fust.

So unternehme die internationale Gemeinschaft mehr Anstrengungen, die Zusammenarbeit zu verbessern.

Breiter gefasste Entwicklungshilfe

Um die Millenniumsziele zu erreichen, reiche es nicht, nur auf die «klassische Entwicklungshilfe» zu setzen. Mit Instrumenten wie Mikrokrediten oder Sport – beides Jahresthemen der UNO – könnte die Entwicklung ebenfalls vorangetrieben werden.

«Sport ermöglicht die Integration von Randgruppen oder die Annäherung von Konfliktparteien in Entwicklungs- und Friedens-Projekten», sagte Lukas Frey von der DEZA.

Mit Sport liessen sich auch Traumata nach Katastrophen bewältigen, so Frey weiter. Dies zeige das Beispiel des Projektes in der von einem Erdbeben fast vollständig zerstörten iranischen Stadt Bam.

Mit Schweizer Hilfe wurden zwischen den Zeltstädten für die Jugendlichen ein Fussballplatz sowie Volleyball- und Badminton-Spielmöglichkeiten erstellt. Damit werde die psychologische Betreuung der Kinder und Jugendlichen unterstützt.

Mikrofinanz als Rettungsanker

Durch gezielten Einsatz der Mikrofinanz sollen die verheerenden wirtschaftlichen Folgen des Tsunami und anderer Naturkatastrophen abgefedert werden.

So erlaubt der Zugang zu solchen Finanzdienstleistungen Fischern und anderen dörflichen Kleinunternehmern, Spareinlagen für Notfälle zu machen.

Mikrokredite leisten aber auch Anschubfinanzierung für Handel und Gewerbe und ermöglichen den raschen Wiederaufbau der wirtschaftlichen Existenzgrundlagen auf Gemeinde-Ebene.

Walter Fust gegenüber swissinfo: «Bis die Menschen wieder zu ihren Häusern und zu Krediten kommen, helfen wir auch mit ‹Bargeld für Gastfamilien›. Dies hat sich sehr bewährt: In zwei Ländern – Sri Lanka und Indonesien – hat man das als nationalen Ansatz ausgewählt.»

Die Schweiz engagiert sich im Mikrofinanz-Sektor jährlich mit 25 Millionen Franken in 20 Partnerländern. Träger sind unter anderem die DEZA und das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco).

swissinfo, Etienne Strebel

Wichtige Anlässe für die Entwicklungs-Politik:

Ab Februar 2005: «Wanderausstellung Mikrofinanz» von der Responsability AG mit DEZA-Input in Banken in der Schweiz.

August 2005: «Eine Welt» – Spezialdossier über Mikrofinanz

September 2005: M+5 Summit in New York

4.-6.12.2005: «2. Internationale Konferenz zu Sport und Entwicklung» in Magglingen

Die DEZA erbringt ihre Leistungen mit rund 550 Mitarbeitenden im In- und Ausland. Das Jahresbudget 2004 betrug 1,3 Mrd. Franken.

Die DEZA unterstützt Programme multilateraler Organisationen und finanziert Programme schweizerischer und internationaler Hilfswerke mit.

Dies in den Bereichen bilaterale und multilaterale Zusammenarbeit, humanitäre Hilfe, inkl. Schweizerisches Korps für humanitäre Hilfe (SKH) und Zusammenarbeit mit Osteuropa.

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