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Hitzfeld der “Star”, der “Messias”, der “deutsche Hexer”

swissinfo.ch

Obwohl es am Ende die Spieler sind, die auf dem Platz stehen, loben die heutigen Zeitungskommentare vor allem den Trainer. Dank der Lichtgestalt Ottmar Hitzfeld habe die Schweizer Nationalmannschaft die Qualifikation geschafft.

Mit “Der Trainer ist der Star” betitelt Der Bund seinen heutigen Kommentar zum gestrigen Fussballabend. Unspektakulär habe die Nationalmannschaft die letzte Hürde übersprungen, ähnlich wie die vorangegangenen Hindernisse. Von der Schweizer Mannschaft scheint Der Bund nicht viel zu halten, jedenfalls sei sie zuwenig talentiert, um einen Gegner an die Wand zu spielen.

Dafür hält die Zeitung umso mehr vom Trainer. Durch ihn würden nun auch grosse Erwartungen an das WM-Turnier geschürt. “Weniger als die Qualifikation für die Achtelfinals würde als Enttäuschung gewertet”, meint die Berner Tageszeitung.

Ebenfalls nicht euphorisch sieht es die Neue Zürcher Zeitung. “Mit Müh und Not” lautet der Titel des Artikels, und der Kommentator analysiert eher trocken: “Ein erfolgreiches, aber kein grosses Team fährt nach Südafrika.”

Auch die NZZ konzentriert sich im Kommentar vor allem auf die Leistung des Trainers Ottmar Hitzfeld. “Das harzige Spiel gegen Israel offenbarte abermals, dass das Schweizer Nationalteam so etwas wie das Abbild des Trainers ist.” Dieser wähle den pragmatischen Zugang zum Fussball, anders als sein Vorgänger Köbi Kuhn.

Flüge nach Südafrika sind teuer

Das Spiel selbst empfand der Front-Kommentator des Zürcher Tagesanzeigers als “fast ohne Gehalt”. Mehr sagt er nicht dazu. Auch er fokussiert auf “den ehrgeizigen Mann” Ottmar Hitzfeld, dessen Entscheidung vor knapp zwei Jahren für ihn selber “die beste Entscheidung des Lebens gewesen sei und für die Schweiz ein Glücksfall”.

Der Tagesanzeiger hat mit der Qualifikation für Südafrika offenbar gerechnet. Im Wirtschaftsteil ist nachzulesen: “Südafrika-Flüge sind im WM-Sommer so teuer wie nie.” Besonders hart treffe es die Schweizer, weil die Swiss das Monopol auf Direktflüge ab Zürich innehabe.

Der Blick spricht Hitzfeld heilig und schlägt vor, das Stadion von “St. Jakob-Park” in “St. Ottmar-Park” umzutaufen: “Der Messias hat vollbracht, wozu er gerufen wurde”, steht da geschrieben.

Das Spiel selbst habe einem das Blut in den Adern gefrieren lassen, schreibt das Boulevardblatt weiter. Erwärmend sei es nicht gewesen, doch die Sorgen wegen des Darmvirus’, der Frei, Huggel und Benaglio heimgesucht habe, seien unbegründet gewesen. Wölfli und seine Kollegen hätten ihre Arbeit gut gemacht.

Der “deutsche Hexer”

Für die Tribune de Genève hat die Nationalmannschaft Hitzfeld alles zu verdanken. “Wer anderes als der deutsche Hexer hätte die Herausforderung nach der verheerenden Niederlage gegen Luxemburg so gepackt?” schreibt sie.

Hitzfeld habe dem Zufall nicht zuviel Platz einräumen wollen, so das Genfer Blatt. Die Wechsel in letzter Minute hätten die Sache komplizierter gemacht als zu erwarten gewesen sei.

Nach Einschätzung der Tribune de Genève waren die Israeli nicht sehr inspiriert gewesen, und die Schweiz habe die Zweikämpfe dominiert, ohne zu viele Risiken einzugehen. Während der letzten halben Stunde schliesslich habe Israel die Schweiz nicht mehr wirklich beunruhigen können.

“Gewiss nicht ruhmreich, aber genügend”

Der Schweizer Fussball habe seit gestern Weltformat, schreibt le Matin. Dies sei ein historischer Moment. Nervtötend sei der Match zwar gewesen, doch wenn man sich an das Barragespiel 2005 gegen die Türkei erinnere, sei doch heute alles ganz anders. Diesmal hätten die Schweizer ihrer Freude freien Lauf lassen können.”Gewiss nicht ruhmreich, aber genügend” habe die Schweiz gespielt.

Eveline Kobler, swissinfo.ch

Schweiz – Israel 0:0
Griechenland – Luxemburg 2:0

Schlussrangliste nach 10 Spielen:

1. Schweiz 21 Punkte; Torverhältnis 18:8
2. Griechenland 20; 20:9

Der Gruppensieger ist direkt qualifiziert; der Gruppenzweite kann sich die WM-Fahrkarte in der Barrage sichern.

Gescheitert sind Israel, Lettland, Moldawien und Luxemburg.

1934 (Viertelfinal/in Italien/Nationalcoach Heinrich Müller)

1938 (Viertelfinal/Frankreich/Karl Rappan)

1950 (Vorrunde/Brasilien/Franco Andreoli)

1954 (Viertelfinal/Schweiz/Rappan)

1962 (Vorrunde/Chile/Rappan)

1966 (Vorrunde/England/Alfredo Foni)

1994 (Achtelfinal/USA/Roy Hodgson)

2006 (Achtelfinal/Deutschland/Köbi Kuhn)

2010 (Südafrika/Ottmar Hitzfeld)

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