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Schweizer mit Köpfchen Richtung Südafrika

Keystone

Drei Kopftore nach ruhenden Bällen in den ersten 22 Minuten: Die Schweiz hält dank des 3:0 in Luxemburg ihren WM-Kurs. Weil auch Griechenland gewann, muss das Hitzfeld-Team am Mittwoch in Basel gegen Israel einen Punkt holen.

Der Beginn war souverän: Keine zehn Minuten brauchten die Schützlinge von Trainer Ottmar Hitzfeld, und die zweitletzte Qualifikations-Partie für die Weltmeisterschaft von nächstem Sommer in Südafrika war gelaufen.

Das 3:0 Huggels fiel exakt in der Mitte der ersten 45 Minuten – die Schmach der 1:2-Heimpleite gegen die Amateure aus dem Grossherzogtum war nicht nur in den Köpfen der Spieler, sondern auch auf dem Rasen getilgt.

Freude, aber nicht nur

Trotz Blitzstart mit früher Entscheidung war Hitzfeld nach Spielschluss nicht ganz zufrieden. “Schade, wir hofften, noch etwas für das Torverhältnis tun zu können. Aber in der zweiten Halbzeit haben wir einige Chancen ausgelassen – wir hätten noch ein oder zwei Tore erzielen sollen.”

Nichts anbrennen lassen: Die Devise Hitzfelds aus der Kabine setzten die Schweizer gleich von Beginn weg um.

Einer nahm sich die Vorgabe aber ganz besonders zu Herzen: Philippe Senderos. Der Genfer, der bei Arsenal nicht einmal mehr auf der Ersatzbank Platz nehmen darf, brachte den selbstbewusst agierenden Gruppenleader mit einem wuchtigen Kopftor-Doppelschlag 2:0 in Führung.

Tore nach Drehbuch

Beide Treffer entsprangen Standardsituationen. Beim 1:0 flankte Alex Frei von rechts auf den furchterregenden Kahlkopf Senderos, beim 2:0 bediente Tranquillo Barnetta den Helden der Startviertelstunde, diesmal von links.

“Der Sieg war am wichtigsten. Die Leistung war nicht super, aber in den ersten 25 Minuten spielten wir gut”, sagte der Doppeltorschütze. “Für mich ist es schön, wieder zurück im Team zu sein. Die beiden Freistösse waren sehr gut getreten.”

Der “verbotene” Held

Dabei hätte Senderos gar nicht auf dem Rasen stehen dürfen. Der Trainer hatte nämlich seine Devise “Bei mir spielt nur, wer auch im Klub spielt”, bisher eisern und ohne Rücksicht auf Namen durchgezogen.

Doch es zeichnet ganz offensichtlich den grossen Trainer aus, dass ihm sein feines Gespür dann und wann sagt, von seinen Grundsätzen abzuweichen. Oder wirkte sein unsäglich beiger Mantel einmal mehr als Glücksbringer?

Mit einem Fussball-Märchen aber hat die Personalie Senderos wenig zu tun. Der ehemalige Stammverteidiger profitierte in erster Linie davon, dass sein “Nachfolger” Stephane Grichting am Samstag eine Gelb-Sperre absitzen musste.

Der Blitzstart verleitete die Schweizer Dominatoren zu Unkonzentriertheiten, die sich in Fehlpässen und unnötigen Ballverlusten äusserten. Da kam das 3:0 durch Mittelfeldspieler Benjamin Huggel – wieder per Kopf und nach stehendem Ball! – gerade recht. Noch selten hatte Trainer Hitzfeld die Tore seiner Schützlinge an der Seitenlinie entspannter bejubelt.

Die Chancen, die seine Spieler von da bis zum Schlusspfiff vergaben, könnten dem erfogsgewohnten Coach aber noch Kopfzerbrechen bereiten.

Showdown

Die 38’000 Fans, die für nächsten Mittwoch ein Ticket haben, können sich auf etwas gefasst machen: Im Basler St. Jakobpark kommt es zum Qualifikations-Showdown Schweiz gegen Israel.

Dabei geht es für die Platzherren um alles oder nichts: Ein Unentschieden, sprich ein Punkt, bedeutet den Schweizer Gruppensieg und somit das Flugticket für Südafrika 2010.

Verliert die Schweiz aber, könnte sie am Schluss mit leeren Händen da zustehen, obwohl sie die Qualifikation seit dem Aussetzer gegen Luxemburg vor gut einem Jahr dominiert hatte.

Werden gleichzeitig die Griechen in ihrem letzten Spiel gegen Moldawien ihrer Favoritenrolle gerecht und gewinnen klar, ist das Rehhagel-Team Gruppensieger, dank des besseren Torverhältnisses.

Der Schweiz bliebe zwar noch Matchball Nummer 2, sie müsste aber in die Barrage der Gruppenzweiten. Und in dieser K.o-Runde mit Hin- und Rückspiel ist alles möglich, Stichwort Istanbul 2005.

Analyse von Renat Künzi, swissinfo.ch

Luxemburg – Schweiz 0:3 (0:3).

Josy Barthel, Luxemburg. – 8200 Zuschauer (davon 5000 aus der Schweiz!).
SR: Iturralde Gonzalez (Sp). – Tore: 6. Senderos 0:1. 8. Senderos 0:2.
22. Huggel 0:3.

Luxemburg: Joubert; Kintziger, Blaise, Strasser, Mutsch; Laterza
(46. Leweck), Payal, Bettmer, Peters, Collette (73. Jänisch);
Kitenge (60. Pupovac).

Schweiz: Benaglio; Lichtsteiner, von Bergen, Senderos, Spycher;
Vonlanthen (65. Derdiyok), Inler, Huggel, Barnetta (82. Ziegler);
Frei (65. Yakin), Nkufo.

Luxemburg – Schweiz 0:3
Griechenland – Lettland 5:2

Spitze der Rangliste (je 9 Spiele):

1. Schweiz 20 Punkte; Torverhältnis 18:8
2. Griechenland 17; 18:9

Entscheidende Partien vom 14.10.2009:

Schweiz – Israel (St. Jakobspark Basel, ausverkauft).
Griechenland – Moldawien.

Der Gruppensieger ist direkt qualifiziert; der Gruppenzweite kann sich die WM-Fahrkarte in der Barrage sichern.

Lettland, Israel, Moldawien und Luxemburg haben keine Chance mehr auf eine Qualifikation.

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