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Infobus für betagte Immigranten auf Achse

Nicht alle Pensionierten wissen Bescheid über ihre Rechte. Keystone

Ältere Einwanderer sind die Zielgruppe des Migrationsbusses, der am Dienstag zu einer 15-monatigen Tour durch die Schweiz startet.

Auf der Tour sollen den Pensionären ihre Rechte erklärt und Einblicke in das Schweizer Sozial- und Gesundheitswesen präsentiert werden.

Am Dienstag Nachmittag wird die Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey den “Migrationsbus” mit einer offiziellen Zeremonie auf den Weg durch die Schweiz schicken. Thema der Tour über 40 Stationen ist die Einwanderung und das Alter.

“Viele Einwanderer der ersten Generation kamen hierher mit der Einstellung, später wieder in ihr Land zurückzukehren”, sagte Christina Schneider vom Verband Heime und Institutionen Schweiz (Curaviva) gegenüber swissinfo. “In der Realität klappt das nicht immer.”

Laut Schneider kehrt nur ein Drittel der Immigranten der ersten Generation im Pensionsalter in ihr Heimatland zurück. “Ein weiteres Drittel bleibt hier, der Rest teilt sich die Zeit zwischen beiden Ländern auf. Im Fall einer Krankheit kommen sie oft in die Schweiz zurück.”

Bewusstsein stärken

Das Bundesamt für Statistik rechnet im Jahr 2010 mit rund 123’000 ausländischen Pensionären in der Schweiz.

Heute ist mehr als jeder vierte Angestellte ausländischer Herkunft. Die grössten Gruppen ausländischer Herkunft sind Menschen aus Italien und dem früheren Jugoslawien.

Doch viele Immigranten der ersten Generation bleiben in einer tiefen Lohnklasse und sind bei schlechterer Gesundheit als ihre Schweizer Zeitgenossen. Ältere Einwanderer haben die gleichen Rechte wie Schweizer Bürgerinnen und Bürger, doch sie sind sich dessen oft nicht bewusst. Dieses Manko will der Migrationsbus nun überwinden.

Probleme festgestellt

Eine aktuelle Studie des Instituts für soziale Studien in Genf zeigte, dass Gesundheits-, soziale und geriatrische Institutionen die Immigranten im Normalfall fair behandeln.

Trotzdem stellte sie auch Probleme fest: So würden betagte Einwanderer die Dienstleistungen weniger häufig benutzen, es würde zu wenig darüber informiert und es fehle oft am interkulturellen Fingerspitzengefühl.

Die Studie sagte weiter aus, dass sich über ein Viertel der eingewanderten Pensionäre als bei schlechter oder sehr schlechter Gesundheit bezeichnete. Zum Vergleich: Unter Schweizerinnen und Schweizern über 65 Jahren sind es nur zwischen 7 und 11%.

Laut der Studie nahmen die älteren Immigranten die Sozialdienste weniger in Anspruch als Gesundheitsdienstleistungen. Nur ein Viertel der Befragten wandte sich an die Sozialdienste. 10% erhielten Hilfe oder eine Betreuung zu Hause.

Verbesserungen

Die Autoren der Studie kommen zum Schluss, dass Verbesserungen hauptsächlich beim Zugang zu Leistungen für Ausländer nötig sind.

Sie empfahlen daher eine aktivere Promotion der Dienstleistungen und betonten, dass es wichtig sei, ein “kulturelles Fingerspitzengefühl” zu entwickeln, “inklusive des regelmässigen Einsatzes von Übersetzern, wo nötig”.

Zusammenarbeit

Der Migrationsbus wird jeweils für einige Tage bei rund 40 Alters- und Pflegeheimen in der Schweiz Halt machen. Dort sollen unter dem Motto “aufeinander zugehen – voneinander lernen” verschiedene Veranstaltungen organisiert werden.

Wichtig ist dabei die Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen und Institutionen im Bereich der Altenpflege. Die Organisatoren haben Einsatzorte gewählt, an denen die Immigration eine wichtige Rolle spielt oder spielte.

“Wir hoffen, dass wir die älteren Menschen erreichen, die irgendeinmal vielleicht Hilfe benötigen. Es ist wichtig, dass sie ihre Rechte und Möglichkeiten kennen”, sagte Schneider.

Doch die Promotoren des Migrationsbusses hoffen auch, nicht nur die ausländischen Pensionäre zu erreichen. “Wir wollen in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für die Bedürfnisse älterer Immigranten stärken”, schliesst Schneider.

(Übertragen aus dem Englischen: Christian Raaflaub)

Ein Minibus, vollgepackt mit Informationen für betagte Immigranten, geht auf Tour durch die Schweiz.

Einwanderer, die lange in der Schweiz arbeiteten, haben die gleichen Ansprüche wie Schweizer, doch häufig sind sie sich dessen nicht bewusst, sei es wegen fehlender Integration oder Sprachproblemen.

2010 erwartet das Bundesamt für Statistik 123’000 ausländische Pensionäre in der Schweiz.

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