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Fluggefühl über Einsiedeln

Flug von einer der neuen Einsiedler Schanzen im August 2005. Keystone

Die Schweizer Skispringer haben nach der Fertigstellung der vier neuen Einsiedler Schanzen ein topmodernes Übungs- und Leistungszentrum erhalten.

Das neue Wahrzeichen des Pilgerorts muss jetzt auf dem umworbenen Eventmarkt seinen Platz finden.

Seit Jahrhunderten ist Einsiedeln bekannt als Ort der stillen Einkehr, wo die Benediktiner im imposanten Kloster nach der strengen Regel des «Beten und Arbeiten» leben.

Am anderen Pol des Dorfes, auf 900 Meter über Meer, thronen jetzt vier neue Sprungschanzen, wo Cracks das Fluggefühl schulen und Anfänger die Flugangst zu überwinden lernen.

Neues schafft Ängste. Die Initianten der Schanzenanlage mussten sich gegen zahlreiche Einsprachen durchsetzen, bis im September 2003 der Spatenstich erfolgte. Der Bau der vier Schanzen konnte nach einer wechselvollen Baugeschichte diesen Frühsommer beendet werden.

Hohe Baukosten

Das Baugelände der Schanzen liegt in einem Hochmoor und bot den Baustatikern und Geologen in einer kritischen Phase einiges Kopfzerbrechen. Aus den budgetierten 8,5 Mio. Franken für das Leistungszentrum des Skisprungs wurden bis zur Fertigstellung der modernen Schanzenanlage 12,2 Mio. Franken.

Eine lokale Bank und die Dachorganisation der Schweizer Sportverbände, Swiss Olympic, retteten das Schanzenprojekt vor dem finanziellen Absturz.

Die Narben schliessen sich

Lange klaffte die Baustelle wie eine riesige Wunde in der Talschaft von Einsiedeln. Im unteren Bereich der Anlage geriet das Erdreich während der Bauzeit in Bewegung. Doch jetzt wird das gesamte Gelände allmählich von Gras überwachsen.

Das Grün der synthetischen Absprungrampen geht schon fast nahtlos ins Naturgrün der rauen Landschaft über. Und in wenigen Jahren wird die Schanzenanlage als neues Wahrzeichen von Einsiedeln im Ortsbild liegen, als sei sie schon immer dort gewesen.

Das neue Leistungs- und Trainingszentrum für Skispringer hat seine Feuerprobe schon bestanden. Die neue Schanzenanlage wurde im Rahmen eines Sommer-Weltcupspringens im August eingeweiht.

Noch standen die Schweizer Cracks, Olympiasieger Simon Amman und Andreas Küttel, bei der Siegerehrung nicht auf dem Podest. Die beiden Stars haben jetzt zusammen mit dem ganzen Team eine moderne Übungs- und Wettkampfanlage vor ihrer Haustür.

Skiflug als touristische Attraktion?

Im internationalen Umfeld stehen die Betreiber von Top-Schanzen-Anlagen im Wettbewerb. Einsiedeln muss jetzt neben den Skisprungzentren von Kandersteg, St. Moritz und Engelberg seinen Platz finden.

Das grosse Geld ist mit Skisprunganlagen kaum zu machen. Die wenigsten erreichen die Eigenwirtschaftlichkeit und sind darauf angewiesen, mit Events und Veranstaltungen ausserhalb des Skifluges zusätzliche Einnahmen zu generieren.

Experten erhoffen sich von der neuen Schanzenanlage in Einsiedeln neue Impulse für den Tourismus. Ob das neue Sportzentrum mehr Besucher nach Einsiedeln spült, hängt unter anderem davon ab, ob die lokalen Hoteliers und Bahnbetreiber den Sportbegeisterten und auch den Athleten attraktive Angebote machen.

Die Gastronomen haben schon zugeschlagen. Sie bieten «Schanzenwein» und «Sprungkaffee» an. Ein Bäcker hat neu das «Sprungbrot» im Angebot.

Zwei stille Gewerbe mit Tradition: Beten und Skifliegen

Stille Einkehr und Sport haben in Einsiedeln Tradition. Im Jahr 1972 waren zwei Einsiedler (Alois Kälin und Alfred Kälin) Teil der 4 x 10 Kilometer-Langlaufstaffel, welche an den Olympischen Winterspielen von Sapporo die Bronze-Medaille erreichte.

1986 entstand in den Räumen des Klosters Einsiedeln das «Nationale Leistungszentrum für Skispringer». Aus der Trockenübung im Klosterkeller ist jetzt mit der neuen Sprunganlage von Einsiedeln schöner Ernst geworden.

swissinfo, Erwin Dettling

3. Juli 2005: Die 4 neuen Schanzen in Einsiedeln sind sprungbereit.
Alle Schanzen stehen für Winter- und Sommerbetrieb bereit.
Anlaufspur: K 105 – HS 117; K 70 – HS 78; K 45 – HS 50; K 25 – HS 27.
Budgetierte Baukosten: 8,5 Mio. Fr.; effektive Kosten: 12,2, Mio. Fr.

Swiss Olympic Association ist die Dachorganisation der Schweizer Sportverbände, die olympische und nichtolympische Sportarten vertreten.

Swiss Olympic entstand am 1.1.1997 aus dem Zusammenschluss des Schweizerischen Landesverbands für Sport (SLS) mit dem Schweizerischen Olympischen Comité (SOC) bei gleichzeitiger Integration des Nationalen Komitees für Elite-Sport (NKES).

Swiss Olympic setzt sich für die Verankerung des Sports in der Gesellschaft als Beitrag zur Lebensqualität und Gesundheit ein.

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