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Friedens-Team aus Nahost als Hoffnungsschimmer

Das Peace Team mit Co-Trainer Uli Stielike (hinten links). Keystone

Junge israelische und palästinensische Fussballer spielen in einem gemeinsamen Team an einem Turnier in der Schweiz, während in ihrer Heimatregion der Konflikt eskaliert.

Auf ihrer Reise mussten einige Spieler des so genannten Peace Teams grosse Schwierigkeiten überwinden, um überhaupt am Nachwuchs-Cup in Bad Ragaz teilnehmen zu können.

Bis zuletzt war es unsicher, ob die gemischte Mannschaft, die aus neun Israelis und neun Palästinensern besteht, es überhaupt bis in die Ostschweiz schaffen würde.

Denn mehrere Spieler stammen aus Gebieten, die vom gegenwärtig herrschenden Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah schwer betroffen sind. So hatten einige von ihnen grösste Mühe, sich durch die israelischen Kontrollposten bis an den Flughafen in Israel durchzuschlagen.

“Es war für sie unheimlich schwierig, hierher zu kommen, gerade in den letzten Tagen. Erst als sie in Zürich angekommen waren, waren wir sicher, dass sie es geschafft hatten”, sagte Andrea Fatzer vom Organisations-Komitee gegenüber swissinfo.

UNO-Patronat

Der vierte International Swiss U16 Cup, wie das hochkarätig besetzte Turnier heisst, wird auch von der UNO unterstützt. Verantwortlich dafür zeichnet der Schweizer UNO-Sonderberater für Sport, alt Bundesrat Adolf Ogi.

Die Teilnahme des Peace Teams am in Bad Ragaz sei ein “ganz kleiner, aber trotzdem ganz grosser Schritt” für einen dauerhaften Frieden in Nahost, sagte Ogi. Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Religion hätten bis jetzt keine friedliche Welt zu Stande gebracht.

Taten statt Worte

Um dieses Ziel zu erreichen, brauche es neue Instrumente. Eines davon sei der Sport. “Sport ist eine Sprache, die alle verstehen. Durch den Sport werden Freundschaften geschlossen”, sagte Ogi, der dem Stab von UNO-Generalsekretär Kofi Annan angehört.

Das palästinensisch-israelische Team vertrete die Jugend von heute, welche die Führer von morgen stelle. Damit werde ausgesät, was in 20 oder 30 Jahren als Ernte eingefahren werden könne, wie Ogi hofft.

Vor zwei Jahren hatte Ogi bereits eine Mannschaft mit jungen Spielern aus Kosovo ans Turnier in die Schweiz eingeladen. Daraus ist im Kosovo ein Nachfolgeprojekt entstanden, in das heute Hunderte von Jugendlichen involviert sind.

Prominenter Co-Trainer

Das Peace Team, das von je einem Coach beider Nationen betreut wird, ist auf Initiative des Shimon Peres Centers for Peace entstanden. Im Sarganserland wird die Mannschaft mit dem hohen Symbolgehalt zudem von Uli Stielike betreut, dem Ex-Coach der Schweizer Nationalmannschaft.

Die Spieler des Peace Teams können für die politischen und religiösen Führer in Israel und den besetzten Gebieten eine Botschaft überbringen, sagte Co-Trainer Gal Pereg gegenüber swissinfo.

Bilder im Kopf ändern

Es sei nur ein kleines Symbol, das aber einen starken Hoffnungsschimmer aussende: Kinder beider Seiten könnten zusammen im selben Team spielen, so Pereg.

“Wenn sie zurückkehrten und Leute von den ‘Israelis’ und den ‘Palästinensern’ sprechen, wissen sie, dass die anderen nicht Feinde, sondern Menschen wie sie selber sind.”

Neben den Trainings mit Stielike absolvierten die Jugendlichen auch ein vielseitiges Rahmenprogramm. Am Montag waren sie beispielsweise am Zürichsee zum Badeplausch und anschliessend im neu eröffneten Fifa-Zentrum.

Sehr gut besetzt

In den Spielen auf dem Rasen hat es das Peace Team mit illustren Gegnern zu tun, denn in Bad Ragaz kämpfen Nachwuchsteams von Chelsea, Manchester City, Borussia Dortmund und VfB Stuttgart um den Turniersieg.

Aus der Schweiz stammen die Teams vom FC Basel, FC St. Gallen und FC St. Galler Oberland. Zudem spielen auch regionale Teams aus Vorarlberg und Liechtenstein. Mit einem Team der Super Youth League Florida ist sogar eine US-Mannschaft mit von der Partie.

swissinfo, Matthew Allen

Das internationale U-16-Turnier in Bad Ragaz dauert vom 3. bis 6. August.
Aus dem Ausland nehmen unter anderem Equipen von Chelsea, Manchester City, Borussia Dortmund, VfB Stuttgart und Anderlecht teil.
Die Schweiz ist mit dem FC Basel, FC St Gallen und dem Gastgeber FC St Galler Oberland vertreten.

Damit ein gemischtes israelisch-palästinensisches Team am Turnier in der Schweiz teilnehmen konnte, bedurfte es zweijähriger Vorbereitungen.

Das Peace Team wird von Uli Stielike gecoacht, dem Ex-Trainer der Schweizer Nationalmannschaft.

Aus der Teilnahme eines Teams aus Kosovo 2004 ist dort ein Nachfolgeprojekt entstanden, in das heute Hunderte von Jugendlichen involviert sind.

Der Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah hat ein Projekt zur Ausbildung von Schiedsrichtern auf beiden Seiten vorerst verhindert.

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