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Moderne Medizin dank Schweizer Projekt

Die kleine Fanta, die mit einem "Wasserkopf "auf die Welt kam. swissinfo.ch

Die sechsjährige Fanta wohnt mit ihren Eltern und Geschwistern in einem Betonbau in Bamako, der Hauptstadt von Mali.

Sie ist eines von Zehntausenden von Kindern, die in Mali jedes Jahr mit einem Hydrozephalus, einem Wasserkopf, zur Welt kommen – eine Krankheit, die behandelbar ist.

Kurz nach ihrer Geburt erklärte ein traditioneller Medizinmann Fantas Eltern, ihre Krankheit sei nicht heilbar und das Kind wäre «besser gestorben».

Dank einem Telemedizin-Projekt zwischen der Genfer Universitätsklinik und mehreren malischen Spitälern ist Fanta noch am Leben.

«Ein Scharlatan sagte, sie sei ein Kind des Teufels und wir sollten sie in den Fluss Niger werfen», erklärte Fantas Vater, Sidi Yaya Camara, gegenüber swissinfo.

«Ich wusste aber, dass das nicht wahr sein kann und kontaktierte verschiedene Organisationen, bis ich jemanden fand, der Mitleid mit mir hatte und uns half, mit Ärzten in Genf Verbindung aufzunehmen», fügte er hinzu.

Fern-Untersuchung

Ärzte in der Schweiz untersuchten Fantas Zustand via «Teleberatung» übers Internet, indem sie Video und E-mail einsetzten.

Zu einem späteren Zeitpunkt dann wurde das Kind nach Genf geflogen, wo ihm Neurochirurgen einen so genannten Shunt ins Gehirn einpflanzten, damit die überflüssige Gehirnflüssigkeit abgeleitet werden konnte. Andernfalls wäre das Mädchen vielleicht gestorben.

Fünf Jahre später ist Fantas Kopf wegen der Gehirnschwellung, die sie als Baby erlitten hat, noch immer abnormal gross. Sie wird wohl nie gehen oder die Schule besuchen können.



Auf die Frage, ob er glaube, damals das Richtige getan zu haben, als er Fantas Leben verlängerte, zeigt der Vater auf seine Tochter, die neben ihm sitzt und leise ein Kinderlied summt. «Ich könnte mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen», sagte er bestimmt.

«Sie wird Schwierigkeiten haben, das ist klar. Aber sie ist sehr intelligent und wie alle Kinder verdient sie die bestmögliche Chance in ihrem Leben, die wir ihr bieten können.»

Bessere Pflege

Fantas Geschichte ist ein Paradebeispiel dafür, wie die Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) den Wissensaustausch zwischen Ärzten in Entwicklungsländern und Industriestaaten fördern können.

In Ländern wie der Schweiz wird der angeborene Hydrozephalus normalerweise vor der Geburt des Kindes erkannt und unmittelbar nach der Geburt erfolgreich behandelt.

In einem Land wie Mali hingegen, wo es für 13’000 Patienten lediglich einen qualifizierter Arzt gibt und die Kindersterblichkeit bei 14% liegt, sind Fälle wie jener Fantas nicht unüblich und werden häufig nicht behandelt.



«Unser Ziel ist es, mit Hilfe der Technologie die Gesundheitssysteme in diesen Ländern zu verbessern», betonte Antoine Geissbühler, Leiter der medizinischen Informatik an der Universität Genf.

«Wir versuchen dies zu erreichen, indem wir die medizinische Ausbildung stetig verbessern und bei bestimmten Patienten durch Fern-Beratung mit dabei sind», erklärte Geissbühler.

Lernen auf Distanz

Dank dem Telemedizin-Projekt mit Mali, das seit drei Jahren existiert und unter dem lokalen Namen «Keneya Blown» oder «Zugang zu Gesundheit» bekannt ist, wurden Dutzende von komplizierten Fällen im Land diagnostiziert.

Das Netzwerk, das bis 2005 auf 12 westafrikanische Länder ausgeweitet werden soll, benutzt auch Video-Konferenzen, E-Mail und Internet, um Hunderten von Ärzten im Land eine anhaltende medizinische Weiterbildung zu ermöglichen.

Im Gegenzug können Schweizer Mediziner von ihren Kollegen in Mali Rat über seltene tropische Krankheiten einholen.

Das Projekt dürfte vor allem Auswirkungen auf ländliche Gegenden in Westafrika haben, wo medizinische Pflege und Einrichtungen infolge Mangel an Infrastruktur und Ausbildung oft völlig fehlen.

Laut Oumar Bagayoko, Koordinator von «Keneya Blown» in Mali, ist es wichtig, dass das lokale Wissen, das häufig mit der weitverbreiteten traditionellen Medizin verbunden ist, respektiert wird.

«Diese Art von Behandlung und Pflege hat ihren Verdienst, auch wenn die Eltern Fantas falsch beraten wurden», erklärte er gegenüber swissinfo.

«Die dortige Medizin muss jedoch modernisiert werden. Nur so können wirksame Arzneimittel von solchen unterschieden werden, die auf dummem und gefährlichem Aberglauben beruhen…..ich hoffe, wir können das durch Information und Weiterbildung der Fachleute und Bevölkerung erreichen.»

swissinfo, Anna Nelson in Bamako, Mali
(Übertragung aus dem Englischen: Gaby Ochsenbein)

70% der rund 11,3 Mio. Einwohner Malis leben mit weniger als einem Dollar pro Tag.
Die Lebenserwartung liegt bei 40,9 Jahren. Rund ein Viertel der Kinder stirbt vor dem 5. Lebensjahr.
Auf 13’000 Menschen gibt es nur einen ausgebildeten Arzt.

Zehntausende von Kindern und Erwachsenen sterben jährlich in armen Ländern wie Mali an vermeidbaren und heilbaren Krankheiten.

Verantwortlich für die schlechte Qualität im Gesundheitswesen Malis sind vor allem der Mangel an ausgebildeten Ärzten, an modernen medizinischen Einrichtungen sowie anhaltender Weiterbildung.

Das Telemedizin-Projekt zwischen der Uniklinik Genf und Spitälern in Mali zeigt, dass ICT den Austausch von Information und Expertise zwischen Ärzten aus Entwicklungsländern und Industriestaaten merklich verbessern kann.

Das Netzwerk, das bis 2005 auf weitere 12 westafrikanische Länder ausgeweitet werden soll, benutzt Video-Konferenzen, E-Mail und Internet zur Diagnose von Krankheiten und steter medizinischer Weiterbildung von Hunderten von Ärzten in Mali.

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