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Leuenberger skeptisch gegenüber Atomenergie

Energieminister Moritz Leuenberger äusserte sich kritisch zu Plänen über ein neues Atomkraftwerk in der Schweiz. Keystone

Bundesrat Moritz Leuenberger hat sich kritisch über den Bau eines neuen Atomkraftwerks geäussert. Er glaubt auch nicht an die Zustimmung des Volkes.

Die Aktion für eine vernünftige Energiepolitik der Schweiz (AVES) befürwortet dagegen den Ersatz der ältesten Kernkraftwerke.

Die Atomenergie sei zu teuer und die Endlagerung sei nicht geregelt, sagte Bundesrat Moritz Leuenberger in einem Interview der aktuellen Ausgabe der “SonntagsZeitung”.

Für den Energieminister ist es auch riskant, auf Atomenergie zu setzen, weil ein neues Atomkraftwerk ein fakultatives Referendum überstehen müsse. “Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein neues Atomkraftwerk in einer Volksabstimmung Erfolg haben könnte”, sagte er.

Begrüssenwerte Debatte, aber…

Dass die Diskussion um die Energiezukunft lanciert wird, findet Leuenberger jedoch richtig. Für ihn hätten allerdings die Steigerung der Energieeffizienz sowie die Förderung erneuerbarer Energien Priorität. Erst falls eine Lücke blieben sollte, müsste sich die Schweiz zwischen Atomenergie und Gaskraftwerken entscheiden.

Sollte ein Gaskraftwerk gebaut werden, müsste die Schweiz die CO2-Vorgaben mit anderen Mitteln erfüllen, sagte er. “Meiner Meinung nach dürfen wir trotz der Nutzung der Gaskraft nicht von unserer Politik der CO2-Abgabe abrücken”, so der Energieminister.

Befürworter melden sich zu Wort

Die vom Zuger FDP-Ständerat Rolf Schweiger präsidierte Aktion für eine vernünftige Energiepolitik der Schweiz (AVES) befürwortet dagegen eine baldige Aufnahme der Planungsarbeiten für den Ersatz der ältesten Kernkraftwerke in der Schweiz.

Die Ablehnung des Ausstiegs aus der Kernenergie in der eidgenössischen Volksabstimmung vom Mai 2003 betrachte die AVES als Verpflichtung, den bewährten CO2-freien Strommix aus Wasserkraft und Kernenergie aufrecht zu erhalten, teilte Vereinigung nach ihrer Delegiertenversammlung vom Samstag mit.

Option Gaskraftwerk?

Der kürzlich vom Direktor des Bundesamts für Energie vorgeschlagene Bau von Gaskraftwerken zur Schliessung der künftigen Stromlücke sei zwar eine diskussionswürdige Option, werde aber wegen der CO2-Emissionen als nicht optimal beurteilt. Die AVES begrüsst die Einführung eines Klimarappens und bekräftigt zugleich die Ablehnung der CO2-Abgabe.

swissinfo und Agenturen

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