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Licht aus, damit der Himmel sichtbar wird!

Milchstrasse
Die Milchstrasse in ihrer ganzen Pracht, mit dem Planeten Jupiter (links). Nein, es gibt nicht mehr Sterne über dieser abgelegenen Ecke Ontarios als an unserem Himmel. Der einzige Unterschied ist, dass man sie dort sehen kann – trotz der Lichter einer fernen Stadt, die den Horizont erhellen. Kerry-Ann Lecky Hepburn - NASA

Heute Nacht vom 12. auf den 13. August werden 40 Prozent der Gemeinden im Kanton Waadt ihre öffentliche Beleuchtung ausschalten – auf dem Höhepunkt des sommerlichen Meteoritenregens. Ein Erfolg für das Projekt Perséides. Aber der Kampf gegen die Lichtverschmutzung geht weiter.

“Die Idee kam mir eines Abends auf dem Balkon, als ich meiner Tochter Sternschnuppen zeigen wollte. Aber wegen der öffentlichen Beleuchtung sah man nichts als einen braunen, verwaschenen Himmel”, sagt Nicolas Genoud.

Daher gründete der Himmelfan im Juli 2019 den Verein Perséides (Perseiden) und schrieb die Gemeinden des nördlichen Waadtlands an, wo er wohnt. Höflich bat er sie, in der Nacht vom 12. auf den 13. August das Licht auszuschalten.

Depuis des siècles, c’est l’événement astronomique le plus célèbre et sans doute le plus regardé dans le monde. Chaque année, l’orbite de la Terre autour du Soleil traverse la traînée de poussières laissée par la comète Swift-Tuttle à chacun de ses passages tous les 133 ans (le prochain sera en 2125). Le plus ancien manuscrit à en faire état est chinois et date de 36 avant Jésus-Christ.

On les nomme Perséides parce qu’elles semblent venir de la constellation de Persée. En réalité ces «étoiles» filantes ne sont guère plus grosses que des grains de riz, qui brûlent en entrant dans l’atmosphère à plus de 200’000 km/h. De tous les phénomènes que l’on peut observer dans le ciel, ce sont de loin les plus proches: une centaine de kilomètres au-dessus de nos têtes, plus bas que la Station spatiale internationale et tous les satellites lancés par l’homme.

Und es funktionierte! Der Kleinstadt Orbe folgten rund 40 weitere Gemeinden. Doch leider war der Himmel in jener Nacht im letzten Jahr bewölkt. “Von Orbe aus konnte man die Lichtverschmutzung von Lausanne und Yverdon sehen”, erinnert sich Genoud.

Dieses Jahr machen 115 der 309 Gemeinden des Kantons Waadt mit, darunter die Städte Yverdon-les-Bains, Morges, Aigle, Moudon, Renens, Chavannes, Pully und die Agglomeration von Lausanne. Und ohne Covid-19 wären es sicherlich noch mehr gewesen.

“Vevey, Montreux und die gesamte Riviera hängen am gleichen Netz. Wenn sie also mitmachen, werden sie es gemeinsam tun. Aber wegen der Pandemie haben sie ganz einfach den Aufruf vergessen”, sagt Genoud. “Lausanne hat gezögert. Ich würde sagen, es war ein politisches Ja, aber ein technisches Nein.” Er ist guter Hoffnung, dass die Kantonshauptstadt nächstes Jahr auch beim Projekt mitmacht.

Europäische Ambitionen

Mit seinem Projekt möchte Genoud expandieren, national oder sogar europäisch. Nächstes Jahr wollen die Waadtländer versuchen, die angrenzenden Kantone und sogar das benachbarte Frankreich ins Boot zu holen.

Bereits ein Drittel aller Gemeinden schalten in Frankreich sowieso schon systematisch während eines Teils der Nacht das Licht aus. Die Region Genf macht es einmal im Jahr anlässlich der Veranstaltung “La nuit est belle” (die Nacht ist schön). Und auch in den Bergen des Kantons Neuenburg werden entsprechende Tests durchgeführt.

Europa bei Nacht vom Himmel aus gesehen
Europa bei Nacht vom Himmel aus gesehen. Das Bild ist so selbsterklärend wie eine Karte der Bevölkerungsdichte. NASA

Über die schädlichen Auswirkungen der Lichtverschmutzung wurde schon viel geschrieben. Gloria Vallone ist Sekretärin des Projekts Perséides, “himmelverrückt” und Hobby-Astronomin. Um gute Bedingungen für die Himmelbeobachtung zu finden, müsse man “immer weiter von der Zivilisation entfernte Orte aufsuchen, das heisst im äussersten Fall sogar für drei Tage draussen in der Natur campieren”.

Laut Messungen der Organisation Dark-Sky steigt die Lichtintensität in der Schweiz pro Jahr um 0,5%. Und die nicht beleuchteten Zonen des Landes nehmen von Jahr zu Jahr um 3,9% ab.

Und das trotz oder sogar wegen der LED-Beleuchtung. Tatsächlich werden die dadurch ermöglichten Energieeinsparungen oft wieder investiert, um zusätzliche Beleuchtung aufzustellen. Andererseits tendiert die Schweiz dazu, “kalte” LED (weiss-blau) zu bevorzugen. Deren Licht ist intensiver und aggressiver ist als jenes der “heissen” LED (gelb-orange).

Poetische Dimension

Aus diesem Grund beobachten Vallone und ihre Kollegen vor allem Planeten. Objekte des tiefen Himmels wie Sterne, Nebel und Galaxien “sieht man ganz einfach nicht”. Das bedauert die Hobby-Astronomin. “Ich erinnere mich, wie ich einmal einer Freundin den Jupiter gezeigt habe. Sie musste weinen, so schön war der. Wenn man den Nachthimmel nicht mehr sehen kann, verliert man eine poetische Dimension. Es reicht schon, das Staunen zu sehen, das die Menschen empfinden, wenn sie ihn wiederentdecken.”

Sorgen machen Vallone zudem die Auswirkungen der nächtlichen Beleuchtung auf natürliche Zyklen, Wildtiere und sogar den Menschen. Auch zahlreiche Organisationen äussern sich besorgt, darunter Dark-Sky und das Bundesamt für Umwelt. Letzteres hat vor bald zehn Jahren Richtlinien für eine bedachtsamere Beleuchtung von öffentlichen Räumen und Denkmälern (die nicht mehr von unten beleuchtet werden sollten) herausgegeben. Und in den Gemeinden bewegt sich etwas. Langsam aber sicher.

(Übertragung aus dem Französischen: Christian Raaflaub)

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