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Mit dem Hightech-Radar gegen Temposünder

Das neue System kann problemlos in bestehende Anlagen eingebaut werden. swissinfo.ch

Radaranlagen werden immer raffinierter. Neustes Beispiel ist die Trafistar SR 590 einer Zürcher Firma. Die Anlage kann nicht nur die Geschwindigkeit, sondern beispielsweise auch unerlaubte Spurwechsel erfassen. Tests in Genf sind erfolgreich verlaufen.

Die bisher zur Verkehrsüberwachung eingesetzten Radaranlagen liefern lediglich eine Momentaufnahme. Das heisst: Sie messen die Geschwindigkeit von gleichzeitig höchstens zwei Fahrzeugen.

Das von der Zürcher Firma Multanova entwickelte Trafistar-System hingegen ist in der Lage, die Verkehrssituation permanent und in ihrer Gesamtheit zu erfassen. Das heisst: Die Anlage kann auch unerlaubte Spurwechsel, zu nahes Auffahren auf das vordere Fahrzeug, das Nichtbeachten des Fussgänger-Vortritts an Zebrastreifen oder Rollstopps erfassen. Der Super-Radar kann überdies gleichzeitig 22 Fahrzeuge überwachen.

Das 80’000 Franken teure Gerät arbeitet mit der neusten 3D-Radar-Technologie. Damit kann es die genaue Position der Fahrzeuge, aber auch deren Bewegungen erfassen.

Auch eine Einnahmequelle

Die Genfer Polizei hat das Gerät in den vergangenen Wochen auf einer stark befahrenen Brücke im Stadtzentrum getestet. Aufgrund der positiven Erfahrungen planen die Behörden nun die Installation von weiteren Super-Radaren als Ersatz für die bestehenden Anlagen.

Daniel Menna, Sprecher der Beratungsstelle für Unfallverhütung, begrüsst die Neuheit: “Es ist positiv, dass die Geräte auch andere Delikte erfassen können, als das Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit.”

Er hoffe, dass die Behörden die neuen Kameras sinnvoll gegen fehlbare Lenker einsetzen werde, sagt Jean-Marc Thévenaz, Leiter Verkehrssicherheit beim Touring Club der Schweiz: “Wir werden genau hinsehen und kontrollieren, ob sie lediglich als Geld-Einnahmequellen missbraucht werden.”

In der Schweiz könne jeder Kanton frei über die Einnahmen aus den Bussen verfügen, erklärt Thévenaz. Das Geld werde nicht systematisch für die Erhöhung der Verkehrssicherheit eingesetzt.

Mehreinnahmen sind nicht das Ziel

Gesamtschweizerische Zahlen gibt es keine. Aber der Kanton Genf beispielsweise stellte im Jahr 2009 158’823 Bussen wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen aus. Das führte zu geschätzten 15,8 Millionen Franken Einnahmen.

“Es ist nicht unser Ziel, mit den neuen Radaranlagen, Mehreinnahmen zu generieren”, sagt Eric Grandjean, der Sprecher der Genfer Kantonspolizei gegenüber swissinfo.ch.

Die Genfer Automobilisten sind nicht die Einzigen, die in Zukunft mit den neuen Kameras überwacht werden. Der Kanton Tessin hat bereits eine Anlage gekauft. Die Stadt Lausanne plant, seine existierenden Anlagen entsprechend aufzurüsten. Die Kantone Zürich und Baselland wollen zuerst die Auswertung des Genfer Tests abwarten.

“Ausgezeichnetes Potential”

Laut dem Geschäftsführer der Herstellerfirma, Stefan Guggisberg, bietet der Schweizer Markt ein “ausgezeichnetes Potential” für das neue Produkt. Laut Schätzungen sind in der Schweiz 1000 Radarkameras installiert.

Guggisberg rechnet damit, dass seine Firma im laufenden Jahr 20, im Jahr 2011 50 und 2012 80 Einheiten wird absetzen können.

Dank dem Einsatz von Radaranlagen und andern Massnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit, hat die Zahl der Verkehrstoten und der Schwerverletzten in den vergangenen zehn Jahren abgenommen. 1999 gab es auf den Schweizer Strassen 4078 Schwerverletzte und 583 Verkehrstote. 2009 waren es 6299 Schwerverletzte und 349 Tote.

Mehr Verkehrssicherheit

Laut einer Studie des Europäischen Verkehrssicherheitsrates hat die Schweiz die sichersten Autobahnen Europas. “Studien zeigen auf, dass Geschwindigkeitskontrollen zu 17% weniger Unfällen führen”, sagt Daniel Menna.

“Ich glaube nicht, dass Radaranlagen einen solch grossen Einfluss auf die Verkehrssicherheit haben”, sagt demgegenüber Jean-Marc Thévenaz, der für mehr Prävention und Ausbildung an den Schulen und für eine Verbesserung von gefährlichen Streckenabschnitten plädiert.

Radar misst Durchschnittsgeschwindigkeit

Zudem hätten die Autofahrer die Tendenz, vor den Kameras zu bremsen und anschliessend wieder zu beschleunigen und das sei gefährlich, so Thévenaz.

Doch auch für dieses Problem ist eine technische Lösung in Sicht: Das Bundesamt für Strassen beginnt demnächst mit Tests von Radaranlagen, die ganze Streckenabschnitte und damit die Durchschnittsgeschwindigkeit erfassen.

Simon Bradley, swissinfo.ch
(Übertragung aus dem Englischen: Andreas Keiser)

Mit dem Programm will der Bundesrat die Sicherheit im Strassenverkehr verbessern.

Das Verkehrsdepartement wird bis Ende 2010 eine Botschaft zuhanden des Parlamentes verabschieden.

Dabei geht es um folgende Schwerpunktmassnahmen:

Alkoholverbot für Neulenker, Helmtragpflicht für Radfahrer bis 14 Jahre, generelle Verpflichtung zum Fahren mit Licht am Tag.

Verbot von kommerziellen Warnungen vor Verkehrskontrollen.

Fahrzeugeinziehung bei schweren Verkehrsvergehen, obligatorische Fahreignungsbeurteilung beim Verdacht fehlender Fahreignung.

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