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Nati verliert Testspiel gegen Costa Rica

Hoch das Bein: Verteidiger Steve von Bergen (rechts) kämpft mit dem Costa Ricaner Bryan Ruiz. Keystone

16 Tage vor dem Spiel gegen Spanien, das die Fussball-Weltmeisterschaft für die Schweizer Nationalmannschaft eröffnen wird, hat Ottmar Hitzfelds Auswahl in Sitten den WM-Test gegen Costa Rica mit 0:1 verloren.

Damit hat die Mannschaft auch ihr vorletztes Testspiel vor der WM nicht mit einem Sieg krönen können.

Wegen des Tors von Winston Parks in der 57. Minute warten die Schweizer nun seit vier Spielen auf einen Sieg.

Schon die vorangegangenen Partien gegen Uruguay (1:3), Norwegen (0:1) und Israel (0:0) hatten sie nicht gewonnen.

Parks, Stürmer des rumänischen Klubs Politehnica Timisoara, überspielte nach einem Konter auf engstem Raum die drei Schweizer Verteidiger Philippe Senderos, Steve von Bergen und Reto Ziegler, ehe er Goalie Diego Benaglio mit einem satten Schuss in die hohe Ecke keine Chance liess.

Vielleicht wäre alles ganz anders gekommen, wenn die Schweiz in ihrer stärksten Phase in Führung hätte gehen können. Erst lenkte aber Goalie Keylor Navas einen Schuss des überzeugenden Marco Padalino über die Latte (3.), und dann blieb die Pfeife des irländischen Schiedsrichters Anthony Buttimer stumm, als Blaise Nkufo im gegnerischen Strafraum umgerissen wurde (4.).

Nach guten 15 Minuten gleich zu Beginn liessen die Schweizer dann immer mehr nach. Ohne Druck nach vorne, ohne Tempo und Ideen wurde der kämpferische Gegner aus Zentralamerika immer mehr aufgebaut.

Costa Rica störte die Schweizer Spieler sehr früh und liess keinen Spielfluss zu. Das Hitzfeld-Team wusste sich aus dieser Umklammerung nicht zu befreien, wirkte bald einmal müde und fand nie zu einem höheren Rythmus, der den Gegner in die Defensive hätte drängen können.

Steigerung nötig

Der Gast aus Costa Rica machte klar, dass in Südafrika auch das Spiel gegen Honduras (das Costa Rica in der WM-Qualifikation eliminierte) nicht zum Selbstläufer wird. Die Schweizer müssen sich bis zur WM klar steigern.

Die 10’500 Zuschauer im “Stade de Tourbillon” in Sitten waren mit der Leistung ihrer “Nati” nicht zufrieden und pfiffen sie zeitweise aus. Das Team liess sich zwar zu keiner Zeit hängen, spielte aber zu fehlerhaft und ideenlos.

Ottmar Hitzfeld meinte nach dem Spiel: “Man darf diese Niederlage nicht überbewerten, wir haben in den letzten Tagen sehr hart trainiert. Uns fehlen noch etwa 20% an Spritzigkeit. Deshalb waren die vielen Fehlpässe und die zahlreichen Pausen für mich normal. Wir sind im Plan, müssen uns jetzt gut erholen und es dann gegen Italien besser machen. Bis zur WM gilt es, auf 100% unseres Leistungsvermögens zu
kommen.”

Klare Losung

Vor der Partie gegen Costa Rica hatte Hitzfeld eine klare Losung ausgegeben. Eine dritte Niederlage sei nicht hinzunehmen nach den Rückschlägen gegen Norwegen im November und Uruguay im März.

Hitzfeld wollte auf dem Feld eine gute Spielweise, Engagement und ein hohes Niveau der Mannschaft sehen. “Ich weiss, meine Spieler sind müde, aber ich möchte, dass sie ihre Grenzen überschreiten, um dieses Spiel zu gewinnen”, sagte er vor dem Spiel.

Fast Stamm-Mannschaft

Bis auf den geschonten Valon Behrami, der sich im Training am Knöchel verletzt hatte und noch nicht wieder schmerzfrei war, liess Hitzfeld jene Mannschaft auflaufen, die nach seinen Angaben auch am 16. Juni in Durban das erste WM-Spiel gegen Spanien bestreiten soll.

Hinter den Verteidigern Stephan Lichtsteiner, Philippe Senderos, Stephane Grichting und Reto Ziegler stand Diego Benaglio im Tor. Tranquillo Barnetta bildete zusammen mit Benjamin Huggel, Gökhan Inler und dem Behrami-Ersatz Marco Padalino das Mittelfeld. Im Sturm spielten Alexander Frei und Blaise Nkufo.

Steve von Bergen, Pirmin Schwegler, Eren Derdiyok und Albert Bunjaku wurden in der zweiten Halbzeit eingewechselt.

Da Hitzfeld seine 23 Südafrika-Fahrer bereits am 11. Mai nominiert hatte, musste er niemanden mehr aus seinem WM-Kader streichen. In den vergangenen drei Wochen ersetzten Bunjaku und Ludovic Magnin die verletzten Marco Streller und Christoph Spycher.

Letzte Herausforderung

Eine grosse Herausforderung bleibt den Spielern noch, ehe sie am Dienstag, 9. Juni um 22:45 in Zürich ihr Flugzeug nach Johannesburg besteigen werden: Am Samstag werden sie in Genf, wahrscheinlich vor vollbesetzten Rängen, gegen den amtierenden Weltmeister Italien antreten. Bei ihrer letzten Begegnung im vergangenen Sommer trennten sich die beiden Teams mit einem 0:0.

Dieses Spiel wird das Trainingslager abschliessen, das am 25. Mai in Crans Montana begonnen hatte. Journalisten haben die Ernsthaftigkeit bei der Vorbereitung der Schweizer Mannschaft im Wallis gelobt. Hitzfeld hatte seine Spieler hart gefordert: täglich zwei strenge Trainings-Einheiten.

Vor vier Jahren, in der Ära Köbi Kuhn, verlief die Vorbereitung auf die WM in Deutschland offenbar viel entspannter. Damals waren die Spieler auch viel leichter für die Presse erreichbar.

Anpassung

Durch das Trainingslager oberhalb von Sierre auf 1200 Metern Höhe hat das Schweizer Team versucht, sich den Bedingungen in Südafrika anzupassen. Die Nationalmannschaft wird ihr erstes Spiel gegen Spanien in Durban und das zweite gegen Chile in Port Elisabeth am indischen Ozean austragen. Das dritte Spiel der Vorrunde gegen Honduras wird in Bloemfontain stattfinden, auf 1400 Metern über Meer.

Sollten sich die Schweizer für die KO-Phase qualifizieren und den zweiten Gruppenplatz erreichen, werden sie wohl im Ellis Park Stadion in Johannesburg spielen, auf 1700 Metern über dem Meeresspiegel.

Bei den ersten Höhentrainings hatte sich die Leistung der Spieler um rund 30% reduziert, wie die Sportärzte herausgefunden haben. Nach zehn Tagen sollten die Athleten nun in der Lage sein, sich dem geringeren Sauerstoffgehalt der Luft anzupassen.

In Südafrika wird das Schweizer Team in einem Luxus-Resort logieren, etwas mehr als eine Autostunde von Johannesburg entfernt. Von dort wird die Mannschaft zu den verschiedenen Spielorten fliegen, an denen sie jedes Mal zwei Nächte verbringen wird.

swissinfo.ch und Agenturen

Schweiz – Costa Rica 0:1 (0:0)

Tourbillon, Sion. – 10’000 Zuschauer. – SR Buttimer (Irl).
Tor: 57. Parks 0:1.

Schweiz: Benaglio; Lichtsteiner, Senderos, Grichting (46. Von Bergen), Ziegler; Barnetta (76. Bunjaku), Inler (61. Schwegler), Huggel (61. Fernandes), Padalino (64. Shaqiri); Frei, Nkufo (64. Derdiyok).

Costa Rica: Navas; Myrie, Sequeira, Segares, Diaz; Azofeifa; Ruiz (91. Mena), Barrantes (84. Paniagua), Hernandez (78. Guzman), Bolanos; Parks (81. Urena).

Bemerkungen: Schweiz ohne Behrami, Eggimann und Yakin (alle geschont).
Verwarnungen: 76. Von Bergen (Foul), 83. Diaz (Foul), 87. Fernandes (Foul), 90. Azofeifa (Foul).

16. Juni, Durban (16h): Spanien-Schweiz

21. Juni, Port Elizabeth (16h): Schweiz-Chile

25. Juni, Bloemfontein (20h30): Schweiz-Honduras

Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich.

Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland.

Gruppe C: England, USA, Algerien, Slowenien.

Gruppe D: Deutschland, Australien, Serbien, Ghana.

Gruppe E: Holland, Dänemark, Japan, Kamerun.

Gruppe F: Italien, Paraguay, Neuseeland, Slowakei.

Gruppe G: Brasilien, Nordkorea, Elfenbeinküste, Portugal.

Gruppe H: Spanien, Schweiz, Honduras, Chile.

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