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Optimistisch im Inland, pessimistisch im Ausland

Laut einer ETH-Studie ist das Vertrauen der Schweizer in ihre Armee ungebrochen hoch. Keystone

Die Schweizer fühlen sich nach wie vor sicher. Die innere Sicherheit schätzen sie dabei aber positiver ein als die internationale Situation.

Laut einer Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich verliert die Idee von Schweizer Truppen zur Friedenserhaltung im Rahmen der UNO an Zustimmung.

Die am Donnerstag in Bern von Karl W. Haltiner interpretierte Studie “Sicherheit 2006” ist die achte der seit 1999 erscheinenden Reihe der Militärakademie und der Forschungsstelle für Sicherheitspolitik an der ETH Zürich. Vom 16. Januar bis 6. Februar wurden 1200 Personen in allen Sprachregionen befragt.

Das Niveau des allgemeinen Sicherheitsempfindens ist konstant. 88% der Befragten geben trotz den Terroranschlägen in Europa an, sich “sehr” oder “eher sicher” zu fühlen. Von 51 auf 65% ist der Anteil jener gestiegen, die bei der Terrorismusbekämpfung eine Einschränkung der persönlichen Freiheit in Kauf nehmen.

Der Zukunftsoptimismus nahm von 65% der Befragten auf 70% zu. Die steigende Tendenz scheint nach Ansicht der Studienverfasser die derzeit wachsende Wirtschaftskonjunktur zu reflektieren. Die Einschätzung der weltpolitischen Lage bleibt mit 55% eher pessimistisch.

Vertrauensverlust des Bundesrates

Auf der Zehnerskala für das Vertrauen in staatliche Organe gewann einzig die Armee. Ihr Wert stieg von 6,3 auf 6,8. Signifikant verloren haben der Bundesrat (6,0 statt 6,3) und die Medien (4,5 statt 4,9). Auch das Parlament büsste 0,2 Punkte ein und liegt bei 5,8 Punkten.

Die Polizei geniesst seit jeher das vergleichsweise höchste Vertrauen (7,2). Es folgen die Gerichte (6,8). Das Vertrauen in die Schweizer Wirtschaft liegt im langjährigen Durchschnitt bei 6,1 Punkten. Mit Abstand am wenigsten – wie in den Jahren zuvor – vertrauen die Befragten den Medien.

Höhere Priorität wird der Kontrolle des Ausländeranteils zugemessen (76 statt 73%). Gefordert wird eine stärkere Bekämpfung des Rechtsextremismus (85 statt 79%) und des Linksextremismus (64 statt 54%). 64 statt 60% billigen eine verstärkte Videoüberwachung öffentlicher Plätze.

Für einen Sitz im UNO-Sicherheitsrat

Hohe Zustimmung manifestiert sich für den bilateralen Weg im Verhältnis zur Europäischen Union (EU): Sie stieg von 63 auf 71%. Die Option eines EU-Beitritts sank dagegen von 40 auf 32%. Das ist die niedrigste Billigung seit Messbeginn 1999. 55% sind dafür, dass die Schweiz einen Sitz im UNO-Sicherheitsrat anstrebt.

Die Neutralität als Staatsmaxime wird unverändert als hochwichtig gewertet. Sie wird von 90% befürwortet. Die leichte Zunahme korreliert nach Meinung von Haltiner mit dem “Weltpessimismus”. Wenn die Unsicherheit über die Welt zunehme, entfalte die Neutralität einen “Schneckenhauseffekt.”

Multifunktionale Armee

Ein Schwerpunktthema war bei der Befragung die Armee. Sie wird laut Haltiner zunehmend als “multifunktionales Sicherheitsinstrument” wahrgenommen. Die Akzeptanz stieg von 65 auf 75%.

Wichtigste Aufgabe der Armee ist Katastrophenhilfe im Inland (77%). Es folgt die Verteidigung im Kriegsfall (70%).

Es wird erwartet und gewünscht, dass sich die Armee auch in der Terrorbekämpfung engagiert. 43% halten den Beitrag zur Verhütung von Anschlägen für ausserordentlich hoch. 62% glauben, dass diese Aufgabe noch wichtiger wird.

swissinfo und Agenturen

“Sicherheit 2006” ist die 8. Studie ihrer Art.
Die Umfragen wurden im vergangenen Januar und Februar durchgeführt.
1200 Personen aus den vier Sprachregionen des Landes wurden befragt.

Das Forschungszentrum für Sicherheitspolitik der ETHZ wurde 1986 geschaffen. Es beschäftigt sich mit der Sicherheitspolitik in der Schweiz und im Ausland.

Das Forschungszentrum arbeitet mit der Militärakademie, in der die Berufsausbildung der Offiziere perfektioniert wird, zusammen.

Der jedes Jahr von den beiden Institutionen gemeinsam publizierte Bericht “Sicherheit” lässt Rückschlüsse auf die langfristigen Tendenzen im Bewusstsein über die Militär- und Sicherheitspolitik in der Schweiz zu.

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