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Schweizer fühlen sich weiterhin sicher

In der Schweiz fühlt man sich sicher. Keystone

Das allgemeine Sicherheitsbefinden der Schweizer Bevölkerung bleibt relativ stabil. Am wichtigsten ist ihr die private Sicherheit.

Gemäss der Studie “Sicherheit 2005” der ETH Zürich hat die Annäherung an die Europäische Union wieder Sympathien gewonnen.

Die Schweizer Bevölkerung fühlt sich nach wie vor recht sicher. Dies haben die repräsentativen Befragungen der Forschungsstelle für Sicherheitspolitik der ETH Zürich von Mitte Januar bis Anfang Februar dieses Jahres ergeben.

Laut dem “Sicherheitsbericht 2005” fühlten sich 87% der Befragten “sehr sicher” oder “eher sicher”, wobei die Gruppe der Menschen, die sich sehr sicher fühlen, um 4 auf 26% geschrumpft ist.

Familie am wichtigsten

Die private Sicherheit der familiären Beziehungen, die gesicherte Gesundheitsversorgung und die soziale Sicherheit wurde von den Befragten jedenfalls stärker gewichtet als die öffentliche Sicherheit.

So gehörten etwa Verkehrssicherheit, Ruhe und Ordnung und militärische Sicherheit zu den als am unbedeutendsten eingeschätzten Sicherheitsaspekten.

Die Zustimmung, Terror mit allen Mitteln auch unter Beschneidung der Freiheitsrechte zu bekämpfen, nahm wie schon im Vorjahr ab. 52% befürworteten ein solches Vorgehen; 2003 waren es noch 67% gewesen.

Medien geniessen geringes Vertrauen

Das Vertrauen der Schweizer und Schweizerinnen in ihre Institutionen war in der neuesten Befragung etwas niedriger als im Jahr davor, allerdings noch immer über dem Durchschnitt seit 1997.

Unverändert blieb die Rangliste der Institutionen: Die Polizei geniesst mit 6,9 von 10 möglichen Punkten nach wie vor das höchste Vertrauen, die Gerichte stehen mit 6,6 Punkten an zweiter Stelle und die Landesregierung (Bundesrat), die knapp 0,2 Punkte verlor, folgt an dritter Stelle.

Danach kommen Armee, Wirtschaft, Bundesversammlung (beide Parlamentskammern) und mit 4,9 Punkten abgeschlagen die Medien.

EU-freundlichere Haltung

Deutlich grösser als im Vorjahr fiel die Zustimmung für eine politische Annäherung an die EU und auch einen EU-Beitritt aus. Mit 57% und 40% lagen beide Werte aber immer noch unter dem Mittel seit 1993. 1996, 1998 und 1999 waren die Befragten, die einem Beitritt “sehr” oder “eher” zustimmten, noch in der Mehrheit gewesen.

Auch die Stimmen für einen NATO-Beitritt mehrten sich wie schon in den Vorjahren, allerdings auf niedrigem Niveau. 37% sprachen sich für eine Annäherung an die NATO aus.

Armee in Identitätsfalle?

Die Sicherheits-Studie widerspiegelt die Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Neuausrichtung der Armee. Erstmals erhielt eine Berufsarmee mehr Zustimmung als die Miliz.

Gleichzeitig wurde aber auch die Wehrpflicht als erhaltenswürdig eingestuft. Dies mit Wahlmöglichkeit für alternative Dienste. Die Armee stecke in einer Identitätsfalle, schreiben die Verfasser.

Die nebst der Verteidigung wichtigsten Armeeaufgaben sind der Studie zufolge die Hilfe bei Grosskatastrophen im In- und Ausland sowie die Verhinderung von Terroranschlägen.

Diesen Aufgaben wurde auch für die Zukunft steigende Bedeutung zugemessen. Die unwichtigsten Aufgaben sind für die Befragten Einsätze zur Aufrechterhaltung der Ordnung im Innern und bewaffnete militärische Einsätze im Ausland im Auftrag der UNO oder anderer Organisationen.

Traditionalistische Neutralität im Kriechgang

Ungebrochen positiv beurteilt wird die Neutralität: 87% der Befragten befürworteten sie. Unterschiede gibt es allerdings in der Auslegung der Neutralität.

Auffällig ist der langjährige Abwärtstrend der traditionalistischen Auffassung. Sie betont in erster Linie den Ziel- und Identitätscharakter der Neutralität und erreicht nur mehr 26%, nachdem sie 1993 noch 48% betragen hattte.

Beinahe 9 von 10 Schweizerinnen und Schweizern glauben, dass die Schweiz dank ihrer Neutralität in Konflikten vermitteln und auf dem internationalen Parkett Gute Dienste leisten könnte.

swissinfo und Agenturen

Die jüngste Sicherheits-Studie ist die 7. Ausgabe der seit 1999 erscheinenden Reihe der Forschungsstelle für Sicherheitspolitik der ETH Zürich.
Vom 17. Januar bis 4. Februar wurden telefonisch 1200 Personen aus allen Sprachregionen befragt.

Die Forschungsstelle für Sicherheitspolitik der ETH Zürich besteht seit 1986. Sie befasst sich mit Fragen der schweizerischen und internationalen Sicherheitspolitik.

Die Militärakademie an der ETH Zürich ist die Aus- und Weiterbildungsstätte für Berufsoffiziere.

Die Jahresstudien “Sicherheit”, gemeinsam von der Forschungsstelle für Sicherheitspolitik und der Militärakademie produziert, dienen der Ermittlung langfristiger Trends und Tendenzen der sicherheits- und militärpolitischen Meinungsbildung in der Schweiz.

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