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Pädophiler Pfarrer geständig

Was genau hinter den Mauern der katholischen Kirche in Uznach geschah wird nun untersucht. Keystone

Der ehemalige Pfarrer von Walenstadt und Uznach SG hat zwei bis drei Knaben sexuell missbraucht. Gemäss Staatsanwaltschaft wiegt der Fall schwer.

Die Delikte rund um den ehemaligen Pfarrer von Walenstadt und Uznach im Kanton St. Gallen sorgen in der Schweiz für viel Gesprächsstoff. Auch der Bischof von St. Gallen, Ivo Fürer, äusserte sich in Zeitungs-Interviews zur für die katholische Kirche brisanten Affäre (swissinfo: “Ehe ist kein Heilmittel gegen Pädophilie”). Über Ostern wurde zudem bekannt, dass auch der Vorgänger des Beschuldigten Knaben missbraucht haben soll.

Strafuntersuchung eingeleitet

Der St. Galler Staatsanwalt Thomas Weltert hat am Karfreitag über den Stand der Ermittlungen gegen Pfarrer Alois Fritschi informiert. Gegen den katholischen Geistlichen ist eine Strafuntersuchung wegen Verdachts auf sexuelle Handlungen mit Kindern eröffnet worden.

Laut Staatsanwalt ist infolge der langen Dauer und der Vielzahl der Übergriffe – sie geschahen zum Teil wöchentlich – von einem schweren Fall auszugehen. Es müsse von zwei bis drei männlichen Opfern ausgegangen werden. Die Handlungen erfolgten an Fritschis früherem Arbeitsort Uznach in den Jahren 1986 bis 1997.

Ein Teil der Delikte sei möglicherweise verjährt. Die inzwischen volljährigen Opfer seien auf die Möglichkeit der Opferhilfe hingewiesen worden.

Geständnis

Der Angeschuldigte ist geständig und bereut seine Taten. Er wird durch einen Rechtsanwalt verteidigt und von einem Seelsorger betreut. Die Wohnung und die Nebenräume des Angeschuldigten sind polizeilich durchsucht worden.

Die sichergestellten Gegenstände (Videokassetten, Papiere, Datenträger) haben keinerlei konkrete Anhaltspunkte auf weitere Handlungen ergeben. Insbesondere enthielten die Videokassetten und das sichergestellte Bildmaterial keine Pornographie.

Keine neuen Hinweise

In der Zwischenzeit sind keine neuen Anzeigen oder Hinweise auf weitere Sexualdelikte eingegangen. Eine Freilassung des Angeschuldigten, der am Ostermontag immer noch in Untersuchungshaft war, ist somit absehbar. Es ist vorgesehen, die Strafuntersuchung möglichst rasch abzuschliessen.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass im 3. Quartal 2002 Anklage erhoben wird. Zur Diskussion stehen die Straftatbestände der sexuellen Handlungen mit Kindern bzw. der sexuellen Nötigung. Der Angeschuldigte hat gegenüber seinen Opfern keine körperliche Gewalt angewendet.

Affäre zieht weitere Kreise

Über die Osterfeiertage zog die Affäre weitere Kreise. Am Gründonnerstag wurde bekannt, dass der Gemeindepräsident von Uznach von einem Mann Hinweise bekommen hatte, wonach Pfarrer Fritschi ihn als Buben sexuell missbraucht habe. Anzeige hat die Behörde jedoch nicht erstattet, da man dem Opfer nicht habe vorgreifen wollen.

Am Ostersonntag erklärte Markus Büchel, Bischofsvikar des Bistums St. Gallen, dass bereits der Vorgänger des Pfarrers von Walenstadt Knaben missbraucht habe. Büchel sagte der “Tagesschau” des Schweizer Fernsehens DRS, dass Fritschis Vorgänger “Verfehlungen” zugegeben habe.

Dies “müssen sexuelle Übergriffe auf Knaben” gewesen sein. Die Kirche habe von den Übergriffen “wahrscheinlich gewusst”, sagte Büchel.

swissinfo und Agenturen

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