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Sanfte und wollige Exoten mit Familienanschluss

Alpakas haben nicht nur das Herz von Bio-Bauer Guido Oehen in Sessa (Tessin) erobert. Keystone

Sie sind freundlich, intelligent, genügsam und robust, haben seidenweiches Haar und sind gute Wächter: Alpakas aus den südamerikanischen Anden erobern die Schweiz.

Immer mehr Bauern halten Alpakas statt Schafe. Und schaffen damit eine interessante Nische.

Ein Blick in die Augen eines Alpakas aus den Anden Lateinamerikas genügt, und schon hat das wollige Exotentier das Herz der Tierfreunde erobert. Kinder haben mehr von der Beziehung zu Alpakas als von Schafen oder Ziegen.

Alpakas passen gut in unsere Topografie, sagt der Geschäftsführer des Vereins der Lama- und Alpaka-Halter Schweiz (VLAS), Sven Baumgartner. Er selbst hält Alpakas und ist begeistert von den genügsamen Tieren.

Er stellt in der Schweiz einen zunehmenden Boom fest, vor allem als Tiere mit Familienanschluss in Hobbybetrieben.

Liebe Tiere – tierliebende Menschen

In der Schweiz zählte das Bundesamt für Statistik vor zwei Jahren 1485 Alpakas und 1597 Lamas. Inzwischen dürften es aber mehr sein.

Am meisten Alpakas lebten im Wallis mit 395, gefolgt vom Kanton Bern mit 378 und St. Gallen mit 226 Tieren. Grössere Alpaka-Bestände gibt es auch in den Kantonen Waadt, Aargau, Zürich, Solothurn, Schwyz, Luzern, Appenzell Ausserrhoden und Freiburg.

Aufgrund ihrer beruhigende Art eigenen sich die Tiere besonders gut für therapeutische Einsätze. Psychisch und körperlich behinderte Menschen gehen mit den Tieren spazieren, pflegen und betreuen sie.

Von Alpakas geht eine heilsame Harmonie aus, und schnell entsteht zwischen Mensch und Alpaka eine Verbindung.

Gefragte Naturfaser

Meist werden Alpakas wegen ihrer Wolle gehalten. Diese ist sehr begehrt und gilt neben Kaschmir und Seide als edelste Naturfaser.

Es gibt über 20 natürliche Farbtöne, von Rabenschwarz über Braun, Grau bis Schneeweiss. Alpakawolle speichert Körperwärme besser als jede andere Faser. Sie löst kein Jucken aus und bereitet Allergikern keine Probleme.

Die meisten Alpaka-Halter verarbeiten die Wolle selber, etwa uu Strickwolle, Filzhüte, Gilets, Pullover oder Duvetfüllung, sagt Sven Baumgartner. Dabei übersteige die Nachfrage das Angebot bei weitem. “Wir haben alle Tiere geschoren und immer noch viel zu wenig Wolle”, sagt der Alpakahalter.

Auch Schutztiere

Alpakas sind gute Wächter: Mit Fusstritten vertreiben sie Hunde, sagt Baumgartner. Deshalb dienen sie als auch Schutztiere in Schafherden gegen wildernde Hunde, Füchse und Luchse.

Die Tiere können das ganze Jahr auf der Weide verbringen. Ein an drei Seiten geschlossener Unterstand genügt. Die Kälte der Schweizer Wintern kann den Andentieren nichts anhaben.

Der Alpaka-Boom in der Schweiz wird laut Baumgartner anhalten. Da die Tiere in der Schweiz relativ preisgünstig sind, werden sie auch exportiert.

Ein Hengst, der nicht zum Züchten verwendet wird, ist ab 1500 Franken zu haben. Eine gute Zuchtstute kostet bis zu 10’000 Franken.

Gute Futterverwerter

Alpakas sind Herdentiere. Sie dürfen nicht allein gehalten werden. Mindestens zwei müssen es sein. Die Stute wird in ihrer Heimat Hembra genannt, das Junge Cria, die Hengste Machos – diese benehmen sich manchmal auch so.

Nicht zur Zucht verwendete Hengste werden kastriert. Die Hauptnahrung der Alpakas sind Gras und Heu. Sie sind gute Futterverwerter, rupfen kein Gras aus, sondern knabbern es ab und schonen so die Grasnarbe. Mit ihren weichen Schwielensohlen verursachen sie zudem keine Tritt-Schäden.

swissinfo und Margrith Widmer, sda

Alpakas sind kleine Kamele, die aus den Anden Südamerikas stammen. Ihre Heimat ist Chile, Peru und Bolivien.

Sie wurden vor 5000 Jahren von den Inkas gezüchtet und domestiziert und gehören zu den Neuweltkameliden.

Sie haben einen lang gestreckten Körper, schlanke Beine, einen Schwanenhals, einen kleinen Kopf und keine Höcker wie Kamele oder Dromedare.

Alpakas sind etwas kleiner als Lamas. Sie erreichen ein Stockmass von 80 bis 100 Zentimetern und wiegen 55 bis 65 Kilogramm. Sie werden 20 bis 25 Jahre alt.

Auf der ganzen Welt gibt es etwa 3 Millionen Alpakas. Davon je ca. 30’000 in Australien und Nordamerika, 6000 in England und 3000 in Deutschland.

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