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Schweiz bleibt im Rennen für Fussball-EM 2012

So sieht man die Schweizer Nationalmannschaft gerne: Torschütze Stocker jubelt mit Barnetta (l.) und Lichtsteiner (r.) nach dem 1:0. Keystone

Die Schweizer Nationalmannschaft hat in Basel im "Spiel der letzten Chance" Wales mit 4:1 geschlagen. Der Pflichtsieg gibt dem Team um Ottmar Hitzfeld etwas Luft für die kommenden Spiele um eine EM-Qualifikation.

Die Schweiz war auf dem Papier klar der Favorit gegen Wales.

Und sie wurde ihrer Rolle diesmal – zumindest tormässig – endlich gerecht, nachdem sie diese Karte letzte Woche gegen den Fussballzwergen Montenegro nicht hatte ausspielen können.

Mit Tranquillo Barnetta statt dem jungen Sherdan Shaquiri hat Trainer Hitzfeld am Dienstag im Basler St.-Jakob-Park auf Erfahrung gesetzt.

“Ich bin froh, wenn ich einen Routinier mehr im Team habe”, hatte er vor dem Spiel erklärt. Und sein Poker sollte sich auszahlen.

Torreiche erste Halbzeit

Das Pech der zwei bisherigen Partien schien der Nati zu Beginn des Spiels aber treu zu bleiben: Bereits in der 8. Minute musste Torwart Diego Benaglio wegen einer wieder aufgebrochenen Muskelverhärtung im Adduktorenbereich seinem Kollegen Marco Wölfli den Platz überlassen.

Die Auswechslung war praktisch noch im Gang, als Valentin Stocker in der darauffolgenden Minute nach guter Vorarbeit von Barnetta und Marco Streller die Schweiz mit 1:0 in Führung brachte.

Das erste Mal in der EM-Qualifikation lag die Schweizer Nationalmannschaft in einem Spiel in Führung. Der Schweiz gelang in der Folge gleich noch einmal ein vielversprechender Angriff. Hoffnung keimte auf.

Doch die Freude war von kurzer Dauer: Nur 3 Minuten nach dem Schweizer Tor hebelte der walisische Stürmerstar Gareth Bale die Verteidigung aus und versenkte den Ball eiskalt in Wölflis Tor. Dieser hatte bis dahin den Ball noch nicht einmal berührt.

Das konnte Wölfli dann aber gleich ein paarmal tun. Mit den Fingerspitzen verhinderte er beispielsweise nach einem gelungenen Angriff die Führung der Waliser. Die Schweizer Abwehr zeigte dabei nicht immer eine gute Figur, machte zu viele Fehler.

Nachsetzen konnte hingegen die Schweiz: In der 21. Minute war es Marco Streller, der einen mustergültigen Angriff mit dem Aussenrist zum 2:1 für die Schweiz erfolgreich abschliessen konnte. Das Basler Publikum tobte – für Stürmer Streller ging eine dreijährige Durststrecke zu Ende.

Wie nach dem ersten Tor liess die Schweiz dem Gegner dann aber wieder etwas mehr Platz. Vor allem Torschütze Bale liess immer wieder seine Gefährlichkeit aufblitzen. Zum Teil war auch Glück dabei, dass aus den walisischen Angriffen nicht mehr wurde.

Der versenkte Elfmeter

Mit knappem Vorsprung ging es in die zweite Halbzeit. Erst in der 52. Minute kam es zur ersten richtig guten Chance – für die Schweiz. Stocker hatte sein zweites Tor auf dem Kopf. Doch Keeper Wayne Hennessey stand goldrichtig.

Auf der anderen Seite sorgte Bale immer wieder für Nervenkitzel im Schweizer Strafraum. Generell spielten die Waliser etwas ruhiger und konzentrierter. Es waren aber wieder die Schweizer, die in der 63. Minute fast zum nächsten Tor kamen. Streller fand sich nach einem Fehler völlig frei vor Hennessey, schoss aber aus spitzem Winkel wenige Zentimeter neben dem Tor hindurch.

Diese Aktion schien Mannschaft und Publikum wieder etwas aufzuwecken. Es schien befreiend: Endlich erspielten sich Hitzfelds Männer Chancen und schossen auch einmal aufs Tor. Zusehens wurde das Spiel spannender. Auf beiden Seiten wurden die Angriffe gefährlicher, beide Mannschaften kamen zu Chancen.

Dann die entscheidende Szene in der 82. Minute: Nachdem Stürmer Eren Derdiyok kurz nach seiner Einwechslung eine Super-Chance verschenkte, wurde Barnetta im Strafraum gefoult – Elfmeter. Gökhan Inler verwertete eiskalt zum 3:1.

Stocker zum Zweiten

Die Schweiz liess nun nichts mehr anbrennen und konnte in der 90. Minute durch Stocker sogar noch auf 4:1 erhöhen. Ein toll herausgespieltes Tor versöhnte die in der letzten Zeit nicht gerade verwöhnten Fans.

“Uns allen fiel ein Stein vom Herzen”, sagte Matchwinner Valentin Stocker nach dem Spiel. “Wir haben nun endlich den ersten Schritt geschafft.”

Auch Trainer Hitzfeld zeigte sich hoch erfreut: “Ein schöner Sieg, der schwer erkämpft wurde. Wenn man hart kämpft, wird man irgendwann auch belohnt.” Nach den vielen Fehlern in der Defensive gefragt, wich er jedoch einer Antwort aus.

Seine Position dürfte mit diesem wichtigen Sieg nun wieder etwas sicherer sein. Nach den beiden letzten Gruppenspielen in der EM-Quali war Hitzfeld zunehmend in die Kritik geraten.

Schweiz auf Platz 3

Mit der Schweiz und Wales haben sich am Dienstag die beiden Gruppenletzten getroffen. Beide Teams hatten aus zwei Spielen 0 Punkte mitgebracht. Allerdings hatte Wales sogar noch ein besseres Torverhältnis als die Schweiz aufzuweisen.

Mit dem Sieg konnte die Schweiz zwei Plätze gutmachen und ist derzeit auf dem dritten Zwischenrang.

Fünf Teams stehen in jeder Qualifikationsgruppe. Um sich zu qualifizieren, muss die Schweiz mindestens den zweiten Gruppenrang erreichen. Zudem muss sich der Zweitplazierte auch noch in einem Barrage-Spiel durchsetzen.

Der Weg ist also noch lang und wird hart, zumal Montenegro am selben Abend in England mit 0:0 auch im seinem vierten Spiel ungeschlagen blieb. Gegen England musste sich der Tabellenführer erstmals mit einem Unentschieden zufriedengeben.

7.9.2010: Schweiz – England: 1:3

8.10.2010: Montenegro – Schweiz: 1:0

12.10.2010: Schweiz – Wales: 4:1

26.3.2011: Bulgarien – Schweiz

4.6.2011: England – Schweiz

6.9.2011: Schweiz – Bulgarien

7.10.2011: Wales – Schweiz

11.10.2011: Schweiz – Montenegro

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